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US-Bundesstaaten machen es vor: Gold und Silber als konkurrierende Zahlungsmittel zum US-Dollar

17.09.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Bislang ordnet die US-Steuerbehörde ("Internal Revenue Service", kurz IRS) Edelmetalle als "Sammlerstücke" (als "Collectibles") ein und unterwirft sie (genauso wie zum Beispiel Kunst und Baseball-Karten) einer Kapitalgewinnsteuer von 28 Prozent. Der "Monetary Metals Tax Neutrality Act" sieht zudem vor, nicht nur Edelmetalle, die von der US-Münze ausgegeben werden, sondern („refined“) Gold- und Silbermünzen, Gold- und Silberbarren und Gold- und Silber-"Ingots" von jedweder Besteuerung auszunehmen. Bestrebungen, Gold und Silber zum gesetzlichen Zahlungsmittel zu machen, sieht der Gesetzesvorschlag allerdings nicht vor.


Die politische Motivation

Was steckt hinter dem Bestreben in den US-Bundesstaaten, Edelmetalle, vor allem Gold und Silber, als Zahlungsmittel "marktfähiger" zu machen beziehungsweise wiederzubeleben? Zwei Faktoren sind hervorzuheben. Erstens: Die Edelmetalle Gold und Silber repräsentieren den "ursprünglichen" US-Dollar: Im Münzgesetz von 1792 ("Coinage Act") wurde der US-Dollar in Gold- und Silber-Feingewicht definiert (im Münzgesetz von 1873 wurde der US-Dollar dann nur noch in Gold definiert, das Silber wurde demonetisiert). Und bis Anfang der 1970er Jahre bestand (zumindest formal) noch eine Golddeckung des Greenback, die die US-Administration unter Präsident Richard Nixon (1913 - 1994) quasi per Handstreich aufhob.

So gesehen gibt es also eine ganz "natürliche", traditionelle Verbindung zwischen dem US-Dollar und Gold und Silber. Zweitens: Die Geldpolitik, mit der die US-Zentralbank (Fed) auf die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 reagiert hat - und mit der sie vor allem auch ihre schützende Hand über das "Washington-Establishment" und "Wall Street" gehalten - hat, führte zu großer Kritik in der Bevölkerung. Viele Amerikaner hat das die Augen geöffnet: Sie haben gesehen, dass etwas nicht stimmt: mit welcher Beliebigkeit die US-Dollar-Geldmenge von der Fed in kurzer Zeit drastisch erhöht werden kann, und dass das nicht nur eine preistreibende Wirkung, sondern vor allem auch eine Umverteilung „von unten nach oben“ nach sich zieht.

In Amerika ist die Kritik am Zentralbanksystem schon seit geraumer Zeit im Gange, ist weitaus kraftvoller und viel inhaltsstärker als zum Beispiel in Europa. Der ehemalige Kongressabgeordnete Dr. Ron Paul hat sich hier besonders verdient gemacht: Seit vielen Jahren klärt er unermüdlich die US-Öffentlichkeit über die Probleme auf, die die US-Zentralbank verursacht. Dazu zählen: Inflation - und die damit verbundene Entwertung der Ersparnisse -, Verteilungsungerechtigkeit, Spekulationsblasen, Wirtschaftsstörungen (Kapitalfehlallokationen), Konjunkturschwankungen ("Boom-und-Bust") und die wachsende Verschuldung von privaten Haushalten, Unternehmen und staatlichen Stellen. Ein Ziel der Zentralbankkritiker ist es, Gold und Silber als Geld wieder zu (re-)etablieren.


Das Ende der steuerlichen Benachteiligung

Wie voranstehend bereits ausgeführt, hat die Kritik an der Fed bereits in einigen US-Bundestaaten zu Gesetzesänderungen geführt. Sie bestehen insbesondere darin, die steuerliche Benachteiligung der Edelmetalle, die sozusagen "natürliches Geld" darstellen, gegenüber dem US-Dollar zu beenden - und zwar durch die Aufhebung der Umsatz- und der Kapitalertragssteuer auf Edelmetalle. Das ist in der Tat ein überaus wichtiger Schritt, um die Verwendung von Edelmetallen als Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel zu ermutigen. Der Grund soll im Folgenden aufgezeigt werden.


Zu (1): Steuerliche Benachteiligung von Edelmetallen

Umsätze, die mit dem offiziellen Geld - in den USA ist es der US-Dollar, im Euroraum der Euro, in Japan ist es der Yen - abgewickelt werden, werden nicht besteuert. Wenn zum Beispiel Herr A mit 100 Euro einen Pullover in einem Modehaus kauft, fällt für ihn - den Käufer - keine Besteuerung an (das gilt natürlich nicht für den Verkäufer, der Umsatz- und Gewinnsteuern abzuführen hat).

Wird eine Mehrwertsteuer erhoben, wird beim Kauf von Edelmetallen (das heißt beim Tausch von offiziellem Geld gegen Edelmetalle) Mehrwertsteuer fällig, und sie muss vom Edelmetallkäufer gezahlt werden. (2) Das verteuert natürlich die Kosten für alle, die Edelmetalle erwerben wollen. Mit anderen Worten: Die Verwendung von Edelmetallen als Tauschmittel gegenüber anderen offiziellen Währungen wird entmutigt. Zudem ist der Effekt der Kapitalgewinnsteuer zu beachten.


Zu (2): Besteuerung von Kapitalgewinnen

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Legende: Eigene Berechnungen



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