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US-Bundesstaaten machen es vor: Gold und Silber als konkurrierende Zahlungsmittel zum US-Dollar

17.09.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Nehmen wir an, Herr A kauft heute eine Goldmünze für 1.200 US-Dollar. In den kommenden Jahren steigt die Inflation stark an, so dass sich nach fünf Jahren alle Preise verdoppelt haben, einschließlich des Preises der Goldmünze. Herr A kann dann die Goldmünze für 2.400 US-Dollar verkaufen. Wird eine Kapitalertragssteuer auf Edelmetalle erhoben, muss er einen Gewinn von 1.200 US-Dollar (Verkaufspreis von 2.400 US-Dollar minus Einkaufspreis von 1.200 US-Dollar) versteuern. Bei einem Steuersatz von, sagen wir, 28 Prozent beläuft sich die Steuerlast auf 336 US-Dollar. Der Verkaufsgewinn von Herrn A schrumpft damit auf 864 US-Dollar. Doch Vorsicht: Das ist nur nominal betrachtet ein Gewinn, nicht aber, wenn man die Inflation berücksichtigt!


Zu (3): Besteuerung von Scheingewinnen

Weil die Inflation alle Preis verdoppelt hat, stellt der Anstieg des Verkaufspreises der Goldmünze auf 2.400 US-Dollar keinen echten Gewinn- beziehungsweise Kaufkraftzuwachs, sondern nur einen inflationären Scheingewinn dar; in realer Rechnung ist Herr A nicht reicher geworden. Aber er muss jetzt Kapitalertragssteuer zahlen auf den inflationären Scheingewinn von 1.200 US-Dollar.

Bei einem Steuersatz von, sagen wir, 28 Prozent sind das nominal 336 US-Dollar, in inflationsbereinigter Rechnung sind es 168 US-Dollar. Die Besteuerung des inflationären Scheingewinns führt folglich dazu, dass der Goldverkäufer einen realen Verlust von 168 US-Dollar erleidet! Unter diesen steuerlichen Bedingungen können Gold und Silber nicht als Inflationsschutz dienen. Aber diese steuerliche Diskriminierung ist ja nun in einigen US-Bundesstaaten abgeschafft worden - und wird wohl noch in einigen anderen Bundesstaaten abgeschafft werden.


Inflationsschutz

Wenn es keine Besteuerung der Edelmetalle gibt, dann können Edelmetalle ein effektiver Inflationsschutz sein. Das soll das nachstehende Beispiel erläutern. Nehmen wir einmal an, ein Laptop kostet 1.000 Euro. Mit ihren 1.000 Euro können Sie sich folglich einen Laptop leisten. Nun steigt der Preis des Laptops an, und die Kaufkraft der 1.000 Euro schwindet. Verdoppelt sich zum Beispiel der Preis der Laptops, fällt die Kaufkraft der 1.000 Euro um die Hälfte. Nehmen wir weiterhin an, der Goldpreis beträgt 1.000 Euro pro Feinunze, und dass der Goldpreis im Gleichschritt mit der Inflation steigt. Gold erhält dann seine Kaufkraft - es bewahrt den Goldbesitzer vor Kaufkraftverlusten, wie ihn unweigerlich die Halter von Euro-Geld erleiden.

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Quelle: Eigene Berechnungen. (*) Anzahl der Laptops die man mit 1000 Euro kaufen kann (also Spalte [2] dividiert durch Spalte [1]). (**)Annahme: Goldpreis steigt mit der Inflation an.


Preisgestaltung

Was bedeutet es für Händler und Geschäftsleute, wenn sich neben dem US-Dollar auch Gold und Silber als Zahlungsmittel etablieren sollten? Sie haben die Wahl: Sie können die Preise ihrer Güter in US-Dollar auszeichnen, in Gold und Silber - und zwar in einer Gewichtseinheit wie Gramm oder Unzen - oder auch in US-Dollar, Gold und Silber (oder auch nur in einem Edelmetall).

Steigt die Inflation, müssen die Händler natürlich ihre US-Dollar-Preise anpassen, also die Anzahl der US-Dollar erhöhen, die für die Güter zu zahlen sind. Erfolgt die Preisauszeichnung der Güter hingegen in Gold und Silber (kostet zum Beispiel ein Kleid 1 Feinunze Gold), gibt es einen Vorteil: Bei Inflation der US-Dollar-Geldmenge ist keine Preisanpassung bei Gold nötig. Der reale Tauschwert von Gold bleibt, wie das obige Beispiel illustrieren soll, von der US-Dollar-Preisinflation unberührt - vorausgesetzt der Preis von Gold, in US-Dollar gerechnet, hält mit der Inflation der US-Dollar-Preisinflation Schritt - womit man zumindest langfristig durchaus rechnen kann.


Wofür Geld verwendet wird

Vor dem Hintergrund dieser Ausführungen stellt sich die Frage: Können Edelmetalle - allen voran Gold und Silber - im täglichen Geschäftsleben tatsächlich die Geldfunktionen übernehmen? Um diese Frage zu beantworten, sollten wir uns zunächst kurz vor Augen führen, wofür Geld heute gebraucht wird. Geld ist das allgemein akzeptierte Zahlungsmittel. Aber man verwendet Geld auch als Recheneinheit.


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