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Die Goldwährung und ihre Gegner (Teil 2)

27.10.2018
Goldwährung und Zahlungsbilanz

Zu den hartnäckigsten Irrtümern, die über die Goldwährung bestehen, gehört die Auffassung, daß ein armes Land nicht in der Lage sei, an der Goldwährung festzuhalten. Doch die Goldwährung hat mit dem größeren oder geringeren Reichtum eines Landes nicht das mindeste zu tun.

Jedes Land, ob arm oder reich, kann geordnete Währungsverhältnisse haben, wenn es nur darauf verzichtet, durch übermäßige Ausgabe von Papiergeld die Wirkung des Greshamschen Gesetzes auszulösen, wonach das gute Geld vom schlechten Geld verdrängt wird, wenn es darauf verzichtet, durch große Emission von Banknoten den Zinsfuß künstlich zu ermäßigen. Aus Ländern, die nur metallische Währung kennen, ist das Geld nie abgeströmt; es wird hier eben vom Verkehr festgehalten.

Die Vorstellung, als ob es obrigkeitlicher Bemühungen und Eingriffe bedürfe, um das Land davor zu schützen, sein Währungsgeld an das Ausland zu verlieren, stellt die Dinge geradezu auf den Kopf. Nur wenn die Politik durch Versuche, den Zinsfuß künstlich zu ermäßigen, in den Geldmarkt eingreift, kann es zum Verschwinden des Goldes und der Devisen, die es in der Kernwährung vertreten, kommen. Die Meinung, daß ein Land mit ungünstiger Zahlungsbilanz keine geordnete Währung aufrechtzuerhalten in der Lage sei, ist ebenso widersinnig.

Wie in jeder Bilanz, so halten sich auch in der Zahlungsbilanz die beiden Seiten der Aufstellung die Waage. Dieses Zusammenfallen der Soll- und der Habenseite wird, abgesehen von den Goldproduktionsländern, nur dann durch Ausfuhr von Gold bedeckt, wenn in dem ausführenden Lande die Bankpolitik künstlich an einem niedrigen Zinsfuß festzuhalten sucht.

England hat die Goldwährung nicht aufgegeben, weil ungünstige Zahlungsbilanz es dazu genötigt hat, sondern weil die Bank von England an der Politik niedrigen Zinsfußes festgehalten hat und diese Politik, die das Gold aus dem Lande treiben mußte, nicht aufgeben wollte.

Man sagt, der Mechanismus der Goldwährung habe in England nicht mehr funktioniert. Das wird am besten durch die Tatsache widerlegt, daß England bei einem Bankzinsfuß von 4 1/2 Prozent die Goldwährung fallen ließ. Hätte man an der Goldwährung festhalten wollen, dann hätte man die Diskontpolitik so betreiben müssen, wie es seit der Peelschen Akte immer geschehen ist. England hat die Goldwährung aufgegeben, nicht die Goldwährung England.

Der Pessimismus, den die Gestaltung unserer Zahlungsbilanz erweckt, ist nicht berechtigt. Es ist nicht so, daß das Passivum der Handelsbilanz das Primäre war und dass wir Anleihen im Auslande aufgenommen haben, um einen Teil dieses Passivums zu bedecken. Die ausländischen Anleihen waren es erst, die ein Handelsbilanzpassivum entsprechender Größe geschaffen haben.

Der Gegenwert der Anleihen kann gar nicht anders hereinkommen als in der Form von Waren. Hätten wir keine ausländischen Anleihen aufgenommen, so wären um diesen Betrag weniger Waren eingeführt oder mehr ausgeführt worden. Die Passivität der Handelsbilanz bedeutet eben in jedem einzelnen Fall etwas anderes. Sie kann bedeuten Aufnahme von Krediten im Ausland, sie kann auch bedeuten, daß Zahlungen aus dem Auslande aus anderen Titeln geleistet werden, zum Beispiel durch Fremdenverkehr, Transithandel oder Verzinsung von Anleihen.

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Gute Bankpolitik ermöglicht geordnete Währungsverhältnisse. Schlechte Bankpolitik gefährdet die Währung. Daß der Zinsfuß heute in Mitteleuropa außerordentlich hoch ist, ist die bedauerliche Folge der Kapitalsaufzehrungspolitik, die seit zwei Jahrzehnten mit wahrem Fanatismus betrieben wird. Man kann jedoch dieses Übel durch Kunstgriffe der Bankpolitik nicht beheben. Alles, was die Politik künstlicher Verbilligung des Zinsfußes erreichen kann, ist Zerstörung der Währung.



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