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Die Goldwährung und ihre Gegner (Teil 2)

27.10.2018
- Seite 2 -
Die ungleiche Verteilung des Goldes

In den letzten Jahren haben sich die monetären Goldbestände der Welt zu einem beträchtlichen Teil in den Vereinigten Staaten und in Frankreich angesammelt. Man pflegt davon zu sprechen, als ob es sich um eine von der Währungspolitik der Staaten unabhängige Tatsache handeln würde. In Wirklichkeit aber ist diese Konzentration des Goldes in einigen wenigen Ländern das Ergebnis jener Politik künstlicher Verbilligung des Zinsfußes, von der oben gesprochen wurde.

Die Vereinigten Staaten und Frankreich, und daneben noch einige kleinere Staaten haben diese Politik nur zögernd und mit Zurückhaltung mitgemacht. Das Gold, das die anderen Länder hinausgetrieben haben, mußte sich daher bei ihnen ansammeln.

Weder Frankreich noch die Vereinigten Staaten haben diesen Zustand gewünscht. Am allerwenigsten haben ihn die Kapitalisten dieser Länder gewünscht, die ja in höherer Verzinsung ihrer Kapitalien im Auslande einen Gewinn erblicken würden, und die es daher bedauern müssen, daß der Kapitalsverkehr auf diese Weise unterbunden wird.

Wenn alle jene Staaten, die heute glauben, man könnte durch Maßnahmen der Notenbankpolitik den Zinsfuß dauernd und ohne unerwünschte Folgen heraufzubeschwören, ermäßigen, diese Politik aufgeben würden, dann würde ein Teil des in den Vereinigten Staaten und in Frankreich konzentrierten Goldes wieder hinausströmen.


Schlussfolgerung: Goldwährung oder Inflation

Man muß sich eben klar vor Augen halten, daß die Politik nur zu wählen hat zwischen dem Festhalten an der Goldwährung - die Frage, ob reine Goldwährung, Goldkernwährung oder Golddevisenwährung kann hier außer Betracht bleiben - oder der Inflation. Will man nicht zu einer Politik unaufhaltsam steigender Warenpreise und Valutenkurse greifen, dann muß man auf alle jene Versuche verzichten, den Zinsfuß anders zu ermäßigen als durch Förderung der Kapitalbildung im Inlande und durch Heranziehung ausländischer Kapitalien.

Daß man durch eine Ermäßigung des Banksatzes unter die durch die Lage des Geldmarktes geforderte Höhe vorübergehend die Wirtschaft, die unter dem teueren Leihgeld sehr schwer leidet, "anzukurbeln" vermag, soll nicht bestritten werden. Aber ebensowenig kann man bestreiten, daß man auf diesem Wege sehr bald zu einer Krise gelangen muß, die um so schwerer und nachteiliger sein wird, je länger die Periode verfehlter Zinsfußpolitik gewesen ist und je stärker sich der Zinsfuß von dem Satze entfernt hat, den er ohne den Eingriff der Kreditexpansionspolitik auf dem Markte gebildet hätte.

Jedes Land, auch das ärmste, vermag an der Goldwährung festzuhalten, und jedes Land, gerade aber auch das ärmste, muß an der Goldwährung festhalten. Denn allein die Goldwährung ermöglicht es armen Ländern, durch die Heranziehung ausländischen Kapitals die Produktion zu entfalten.


Euro unter Abwertungsdruck

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen.


Der Aufsatz "Die Goldwährung und ihre Gegner" wurde von Ludwig von Mises (1881 - 1973) im Jahr 1931 in "Neue Freie Presse", Wien, veröffentlicht.

Den ersten Teil des Artikels können Sie hier lesen.


© Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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