Viel Geld, wenig Gold
15.02.2019 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Knappheit und WertQuelle: World Gold Council, Thomson Financial; eigene Berechnungen. Ermittelt auf Basis der Datenlage am 7. Februar 2019.
Die künftige Preiseinschätzung des Goldes kann natürlich nicht allein aufgrund der mengenmäßigen Ausweitung des Goldes im Vergleich zu Entwicklung der ungedeckten Papiergeldmenge erfolgen; es gibt weitere Einflussfaktoren, deren Bedeutung, je nach Marktphase, relevant sein kann.
Der Blick auf das Verhältnis zwischen dem Mengenzuwachs des Goldes und der Geldmenge deutet jedoch unmissverständlich an, dass physisches Gold nicht so stark ausgeweitet werden kann wie die ungedeckte Papiergeldmenge, dass Gold so gesehen ein knappes Gut ist. Abb. 8 zeigt den Marktwert des bereits geförderten Goldes in Höhe von derzeit 8 Billionen US-Dollar - im Vergleich zur ungedeckten US-Dollar Papiergeldmenge M2 in Höhe von 14,5 Billionen US-Dollar und der gesamten USVerschuldung in Höhe von 51,3 Billionen US-Dollar.
Hierbei ist zu beachten, dass die US-Wirtschaft "lediglich" 15,3 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung repräsentiert (gemessen am Bruttoinlandsprodukt gemäß IWF-Berechnung). Dieser Aspekt stützt die Vermutung, dass die verfügbare physische Goldmenge in der Tat als relativ knapp einzustufen ist angesichts der ungedeckten Geldmengenbestände und vor allem auch den in ungedecktem Geld ausgewiesenen weltweiten Schuldenbergen. Diese "Dimensionen" sind jedoch weithin bekannt und daher ist davon auszugehen, dass sie im Goldpreis bereits berücksichtigt sind. Für die weitere Entwicklung des Goldpreises dürfte etwas anderes entscheidend sein.
Entscheidend ist das Vertrauen der Menschen, dass die ungedeckte Geldmenge und die in ihr ausgewiesenen Schuldenberge ihre Kaufkraft beziehungsweise Wertaufbewahrungsfunktion auch künftig in zufriedenstellender Weise erfüllen werden.
In den letzten Jahrzehnten war das Vertrauen - zumindest in die "großen ungedeckten Währungen" - vorhanden. Doch seit Beginn des 21. Jahrhundert ist es - unübersehbar - bereits zu einer Neu- beziehungsweise Höherbewertung des Goldes relativ zu den ungedeckten Papierwährungen gekommen, und das kann als Indiz gewertet werden, dass das Gold wieder verstärkt als Krisenschutz und Wertaufbewahrungsmittel nachgefragt wurde.
Angesichts der wachsenden Ungleichgewichte im internationalen Papiergeldsystem ist es sehr wahrscheinlich, dass die Goldnachfrage und damit auch der Goldpreis im Trendverlauf weiter ansteigen werden. Der Satz "Viel Geld, wenig Gold" wird auch künftig weiterhin gelten und dürfte die Phantasie für einen steigenden Goldpreis - gerade mit Blick auf die aktuellen Notierungen - beflügeln.
Quelle: USGS, Thomson Financial.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH