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Die Umwertung aller Werte

01.03.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Eine weitere Illustration der Tatsache, dass Zinssenkungen die Vermögenspreise in die Höhe treiben, findet sich in Abb. 3. Sie zeigt den EZB-Leitzins und den Euro Stoxx 50 Aktienmarktindex von 1999 bis Januar 2019. Wie lässt sich der Zusammenhang zwischen Aktienkursen und Zins interpretieren?

Von 1999 bis Herbst 2008 hat die EZB eine konjunkturorientierte Geldpolitik verfolgt - nach dem Motto: "Konjunktur brummt, Zinsen anheben; Konjunktur lahmt, Zinsen senken." Dann jedoch kam der Bruch: Die Zinssenkungen im Zuge der Finanzund Wirtschaftskrise 2008/2009 haben die Aktienkurse gestützt. Sie haben verhindert, dass die Börsennotierungen (noch stärker) abgesunken sind - und die Kurse wären heute niedriger, wenn die Euro-Zinsen nicht auf oder unter die Nulllinie gesenkt worden wären.

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Quelle: Thomson Financials.


Ein weiteres Beispiel für den Preiseffekt der Zinspolitik gibt Abb. 4. Sie zeigt den EZB-Leitzins und die Rohstoffpreise (in Euro gerechnet) von 1999 bis Januar 2019. Ab Ende 2008 sind fallende Zinsen und steigende Rohstoffpreise erkennbar. Dafür gibt es eine Erklärung. Die Rohstoffpreise bilden sich auf Basis ihrer - wie Ökonomen es bezeichnen - abgezinsten Grenzprodukte. Was heißt das? Das heißt: Der Unternehmer ist bereit, einen Preis für, sagen wir 1 Tonne Kohle, zu bezahlen, der dem Zuwachs des Ertrags entspricht, den man durch den Einsatz einer zusätzlichen Tonne Kohle erzielen kann.

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Quelle: Thomson Financials; eigene Berechnungen.


Diese Zahlungsbereitschaft hängt jedoch vom Zins ab: Der Preis, den ein Unternehmer für einen Rohstoff zu zahlen bereit ist, entspricht dem abgezinsten Grenzprodukt des Rohstoffs. Ein niedriger Marktzins wird daher dazu führen, dass der Unternehmer einen vergleichsweise hohen Preis für den Rohstoff zahlt (und umgekehrt). Kurzum: Künstlich niedrig gehaltene Zinsen befördern also nicht nur die Vermögenspreise, sondern auch die Rohstoffpreise künstlich in die Höhe.

Und eine letzte Illustration (mit Daten aus den USA): Abb. 5 zeigt die Wertentwicklung für US-amerikanische Hochzinsanleihen ("High Yields") von 2002 bis Januar 2019 und den US-Leitzins in Prozent. Der Index hat eine durchschnittliche Rendite von etwa 7,6 Prozent pro Jahr erzielt - durch Kursgewinne plus Re-Investition der Zinscoupons. Die Geldpolitik hat das möglich gemacht: Sie hat dafür gesorgt, dass Kreditausfälle auf breiter Front ausgeblieben sind, und das hat die Nachfrage nach Hochzinsanleihen beflügelt und ihre Kurse angehoben.

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Quelle: Thomson Financials.



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