Nullzinspolitik ist ruinöse Geldpolitik
22.06.2019 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die andauernde Nullzinspolitik wird nach und nach alle Renditen in der Volkswirtschaft in Richtung Nulllinie zwingen - und damit letztlich die Wachstumskräfte der Volkswirtschaften lähmen.
Der weltweite Wirtschaftsboom stützt sich vor allem auf ein ungebremstes Kreditwachstum. Die Zentralbanken erhöhen, in enger Kooperation mit den Geschäftsbanken, die Geldmenge durch Kreditvergabe - durch Kredite, die nicht durch Konsumverzicht, also "echte Ersparnisse", gedeckt sind. Diese künstliche Erhöhung des Kreditangebots senkt die Marktzinsen ab - und zwar unter das Zinsniveau, das sich einstellen würde, wenn es keine künstliche Erhöhung des Bankkreditangebots gäbe.
Die Folge: Das Sparen nimmt ab, der Konsum steigt, und die Investitionen nehmen zu. Auf diese Weise kommt ein "Boom" in Gang. Die Fortsetzung des Booms beruht nun darauf, dass immer mehr Kredite in das System eingespeist werden, bereitgestellt zu niedrigen beziehungsweise immer niedrigeren Zinsen. Die Jahre 2008/2009 haben eindrücklich gezeigt, was passiert, wenn das Kreditangebot stockt oder gar schrumpft (Graphik a). Deshalb hat die Fed die Zinsen gesenkt und neues Geld in Umlauf gegeben. Es hat dem Bankensek-tor geholfen, über Wasser zu bleiben und wieder Kredite ausgeben zu können (siehe Grafik 1).
Mit der Krediterholung begannen auch die Aktien- und Immobilienpreise wieder zu steigen beziehungsweise zu inflationieren (siehe Grafik 2). Der Fed ist es also gelungen, das Regime der "Vermögenspreisinflation" wiederherzustellen. Im Dezember 2015 beschlossen die geldpolitischen Entscheidungsträger in Washington D. C. jedoch, der "Party" einen Dämpfer zu verpassen, indem sie begannen, die Zinsen zu erhöhen. Bis Dezember 2018 hatte die Fed den Leitzins auf eine Bandbreite von 2,25 bis 2,5 Prozent zurückgeführt. Doch wie geht es jetzt weiter?
Erst signalisierte die Fed, sie wolle eine "Zinserhöhungspause" einlegen. Am 4. Juni ließ der Vorsitzende der Fed, Jerome H. Powell, die Öffentlichkeit dann unmissverständlich wissen, man denke jetzt über Zinssenkungen nach. Die Finanzmärkte haben längst reagiert: Sie erwarten, dass die US-Geldbehörde die Kreditkosten bald wieder reduzieren wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Erwartung als richtig bewahrheitet, ist recht hoch: Da die Fed den Boom in Gang halten will, bleibt ihr gar nichts anderes übrig, als zur Politik der Zinssenkung zurückzukehren.
Finanzmärkte sind optimistisch
Auf den Finanzmärkten ist man sehr optimistisch. Man geht davon aus, die Fed wird einen neuerlichen Bust verhindern. Wenn die Fed die Marktzinsen unter Kontrolle behält, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Boom noch länger anhält - denn typischerweise sind es der Anstieg der Marktzinsen und die Verknappung der Kredite, die den Boom in einen Bust umschlagen lassen. Vor diesem Hintergrund ist es daher gar nicht unbegründet, wenn die Investoren keine Angst davor haben, dass etwas schrecklich schief gehen könnte.
Der weltweite Wirtschaftsboom stützt sich vor allem auf ein ungebremstes Kreditwachstum. Die Zentralbanken erhöhen, in enger Kooperation mit den Geschäftsbanken, die Geldmenge durch Kreditvergabe - durch Kredite, die nicht durch Konsumverzicht, also "echte Ersparnisse", gedeckt sind. Diese künstliche Erhöhung des Kreditangebots senkt die Marktzinsen ab - und zwar unter das Zinsniveau, das sich einstellen würde, wenn es keine künstliche Erhöhung des Bankkreditangebots gäbe.
Die Folge: Das Sparen nimmt ab, der Konsum steigt, und die Investitionen nehmen zu. Auf diese Weise kommt ein "Boom" in Gang. Die Fortsetzung des Booms beruht nun darauf, dass immer mehr Kredite in das System eingespeist werden, bereitgestellt zu niedrigen beziehungsweise immer niedrigeren Zinsen. Die Jahre 2008/2009 haben eindrücklich gezeigt, was passiert, wenn das Kreditangebot stockt oder gar schrumpft (Graphik a). Deshalb hat die Fed die Zinsen gesenkt und neues Geld in Umlauf gegeben. Es hat dem Bankensek-tor geholfen, über Wasser zu bleiben und wieder Kredite ausgeben zu können (siehe Grafik 1).
Quelle: Thomson Financial; Graphik Degussa.
Mit der Krediterholung begannen auch die Aktien- und Immobilienpreise wieder zu steigen beziehungsweise zu inflationieren (siehe Grafik 2). Der Fed ist es also gelungen, das Regime der "Vermögenspreisinflation" wiederherzustellen. Im Dezember 2015 beschlossen die geldpolitischen Entscheidungsträger in Washington D. C. jedoch, der "Party" einen Dämpfer zu verpassen, indem sie begannen, die Zinsen zu erhöhen. Bis Dezember 2018 hatte die Fed den Leitzins auf eine Bandbreite von 2,25 bis 2,5 Prozent zurückgeführt. Doch wie geht es jetzt weiter?
Quelle: Thomson Financial; Graphik Degussa.
Erst signalisierte die Fed, sie wolle eine "Zinserhöhungspause" einlegen. Am 4. Juni ließ der Vorsitzende der Fed, Jerome H. Powell, die Öffentlichkeit dann unmissverständlich wissen, man denke jetzt über Zinssenkungen nach. Die Finanzmärkte haben längst reagiert: Sie erwarten, dass die US-Geldbehörde die Kreditkosten bald wieder reduzieren wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Erwartung als richtig bewahrheitet, ist recht hoch: Da die Fed den Boom in Gang halten will, bleibt ihr gar nichts anderes übrig, als zur Politik der Zinssenkung zurückzukehren.
Finanzmärkte sind optimistisch
Auf den Finanzmärkten ist man sehr optimistisch. Man geht davon aus, die Fed wird einen neuerlichen Bust verhindern. Wenn die Fed die Marktzinsen unter Kontrolle behält, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Boom noch länger anhält - denn typischerweise sind es der Anstieg der Marktzinsen und die Verknappung der Kredite, die den Boom in einen Bust umschlagen lassen. Vor diesem Hintergrund ist es daher gar nicht unbegründet, wenn die Investoren keine Angst davor haben, dass etwas schrecklich schief gehen könnte.