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Boom. Crash. Jetzt Bust? Oder doch zurück zu Boom?

13.03.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 3 -
(6) Bislang nur wenig Sorge vor Bankpleiten

Wie steht es um die Zahlungsausfallsorgen auf den Märkten? Die Preise für Kreditausfallversicherung im US-amerikanischen, im europäischen und japanischen Bankensektor sind zwar jüngst merklich angestiegen (Abb. 4 a). Darin kommt zum Ausdruck, dass die Investoren durchaus eine erhöhte Wahrscheinlichkeit sehen, dass Banken ihrem Schuldendienst nicht mehr leisten könnten. Aber der Preisanstieg der Kreditausfallversicherungen ist immer noch relativ gering - im Vergleich etwa zu den krisenhaften Geschehnissen in 2008/2009 und 2011/2012, als die Liquidität und Solvenz vieler Banken ernstlich in Zweifel gezogen wurde.

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Quelle: Refinitiv; Graphiken Degussa. (1) "Credit Swap Spreads" (kurz: "CDS"); 1 Prozentpunkt = 100 Basispunkte.


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Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis; Graphiken Degussa. (1) ICE BofA US Corporate BBB Option-Adjusted Spread. Wochendaten; Endpunkt: Tageswert am 9. März 2020. (2) Staatsanleiherenditen 10-Jahre minus 2-Jahre. Graue Fläche: Langfristzins niedriger als Kurzfristzins.


Damals wurde die Lage durch das Eingreifen der Zentralbanken beruhigt. (In Erinnerung geblieben ist sicherlich der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, der am 26. Juli 2012 sagte: "Whatever it takes" und "And believe me, it will be enough". Unsere Übersetzung: "Ohne Rücksicht auf Verluste", und "glauben Sie mir, es wird genug sein".)

Derzeit scheinen die Marktakteure nach wie vor Vertrauen zu haben, dass die Zentralbanken und ihre Regierungen eine Liquiditäts- oder Solvenzkrise im Bankenapparat erfolgreich abwenden werden. Diese Einschätzung spiegelt sich übrigens auch in den Märkten für Unternehmenskredite wider. In den USA ist der Renditeaufschlag für Baa-eingestufte Kreditrisiken zwar merklich angestiegen (Abb. 5 a).

Aber er ist deutlich hinter dem Anstieg zurückgeblieben, der sich in den Jahren 2008/2009, der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, gezeigt hat. Auch die Steilheit der US-Zinskurve - ein vielbeachteter Konjunkturindikator - hat sich nicht weiter abgeflacht (Abb. 5 b) - und signalisiert, dass die Märkte erwarten, die US-Zentralbank werde die Wirtschaft auffangen.


(6) Große Unsicherheiten bleiben

Es bleiben zweifelsohne große Unsicherheiten. Zum einen ist es nicht verlässlich absehbar, welches wirtschaftliche Ausmaß die Verbreitung des Corona-Virus tatsächlich annehmen wird; ob es auf einen konjunkturellen Absturz beschränkt bleibt, auf den dann relativ rasch eine Aufschwungphase folgen kann; oder ob es zu strukturellen Verwerfungen in der weltweiten Arbeitsteilung kommt, die die Wirtschaftsexpansion lange Zeit und nachhaltig lähmt.

Zum anderen ist ungewiß, ob das Vertrauen der Marktakteure in das Geld- und Kreditsystem anhalten wird: ob weiter an die (Zauber-)Wirkung der Zentralbankeingriffe geglaubt wird, oder ob die Marktakteure nicht doch langsam aber sicher den "Weg zum Ausgang" suchen - gerade auch dann, wenn die Zentralbanken die Märkte erneut mit billigem Geld fluten.

Und ohne ein fortgesetztes Ausweiten der Geldmengen, die Monetisierung der Schulden, wird das weltweite Kredit- und Geldsystem wohl nicht aufrecht zu halten sein - vor allem nicht in der aktuelle Krisensituation. Wenn jedoch die Zentralbanken Kreditausfälle mit allen Mitteln verhindern wollen - und danach sieht es aus -, dann wird sich das früher oder später in steigenden Güterpreisen zeigen.

Bislang ist die Preisinflation, für die die Zentralbanken gesorgt haben, vor allem in steigenden Vermögenspreisen in Erscheinung getreten - in steigenden Preisen für Aktien, Häuser und Grundstücke. Über kurz oder lang würde eine anschwellende Geldflut aber auch die Güter der Lebenshaltung verteuern - insbesondere dann, wenn es zu Knappheiten in den Lieferketten kommt.



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