Die Lockdown-Krise endet, der Ausnahmezustand bleibt - Warum Sie auf Gold und Silber setzen sollten
05.06.2020 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Quelle: Refinitiv; Graphik Degussa. (1) Serien sind indexiert (Februar 1973 = 100). (1) Aktien: Kursgewinne und Dividenden; US$-Guthaben mit dreimonatiger Laufzeit. Alle Serien sind bereinigt um die Konsumgüterpreisinflation (real). Steuern sind nicht berücksichtigt. Gestrichelte Kästen: Phasen eines Realzinses von null oder weniger Prozent.
Bemerkenswert ist dabei, dass Phasen, in denen der Realzins null oder negativ war, der Goldpreis angestiegen ist. Das war in den frühen 1970er Jahren bis etwa Anfang 1980 der Fall, und seit etwa 2000/2001 hat zunächst erst eine Phase sinkender Realzinsen eingesetzt, der dann in eine Phase negativer Realzinsen überging an 2008/2009, der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Diese Phase wird sehr wahrscheinlich anhalten und sich vermutlich sogar verschärfen: Denn der Weg aus der Lockdown-Krise ist beschwerlich, und die Geldpolitiken werden die Kaufkraft des Geldes weiter herabsetzen - durch Geldmengenvermehrung und eine Politik der negativen Realzinsen.
Vor diesem Hintergrund gibt es folglich gute Gründe, Gold im Portfolio zu halten - und auch weiter im Aktienmarkt investiert zu bleiben, soweit man nicht mit einem unmittelbar bevorstehenden Systemzusammenbruch rechnet. Dabei gilt es, langfristig investiert zu sein: Mit einem breit diversifizierten Welt-Aktienmarktportfolio etwa hat man die Chance, an den Produktivitätsgewinnen der Volkswirtschaften teilzuhaben, und mit Gold - und auch Silber - verfügt man über eine Portfolioversicherung, die sich in den kommenden Jahren nicht nur als risikomindernd, sondern auch als renditesteigernd erweisen sollte.
Zum Zusammenhang von Konjunkturverlauf und Verschuldungslage
Die blaue Linie zeigt den "Normalverlauf" der gesamtwirtschaftlichen Produktion: Sie steigt im Zeitablauf (stetig) an. Fall 1 (grüne Linie) illustriert einen starken Einbruch, gefolgt von einer raschen Erholung der Produktion zurück auf den Normalpfad. Fall 2 (rote Linie) zeigt nach dem Einbruch der Produktion nur ein teilweises Aufholen der Verluste, aber immerhin erfolgt eine Rückkehr zum Trendwachstum. In Fall 3 (schwarze Linie) dauert der Wirtschaftseinbruch länger als in Fall 2, und auch der Wachstumspfad schwächt sich nachfolgend ab (weil die Wachstumskräfte zum Beispiel. durch staatliche Markteingriffe geschmälert werden).
Quelle: Eigene Darstellung.
Für eine verschuldete Volkswirtschaft würden in Fall 1 die bestehenden Schuldenlasten im Verhältnis der Produktionsleistung nur vorübergehend ansteigen. In Fall 2 und Fall 3 hingegen kommt es zu einem dauerhaften Anstieg der Verschuldung relativ zur Wirtschaftsleistung, weil der krisenbedingte Produktionsverlust nicht wieder aufgeholt wird.
Mit Blick auf die weltwirtschaftliche Lage ist es wahrscheinlich, dass sich (1) die Produktion in den Volkswirtschaften teilweise wieder erholen wird, vor allem getrieben durch die massiven "Rettungspolitiken"; dass (2) es dauern wird, bis die Produktionsausfälle aufgeholt sind; und dass sich (3) der Wachstumspfad abflachen wird, nicht unmittelbar wieder auf sein Vorkrisenniveau zurückbewegen wird (das verhindern zum Beispiel Kapitalverluste der Unternehmen).
Vor dem Hintergrund dieser Einschätzungen wird deutlich, dass mit einer Verschärfung der Verschuldungsproblematik zu rechnen ist: Die Krise erhöht nicht nur das Verhältnis zwischen bestehenden Schulden und der Produktionsleistung, weil die Wirtschaft eingebrochen ist. Sie treibt zudem auch die Netto-Neuverschuldung und damit auch die Gesamtverschuldung sowie die Schuldenquote weiter in die Höhe.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH