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Ohne "Bali-Out" System-Crash. Mit ihm die Knechtschaft

30.08.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Die demokratischen Sozialisten aller Schattierungen dulden oder drängen daher auch darauf, einen weltweiten demokratischen Sozialismus zu errichten. Allein schon deswegen, weil die Leistungsfähigkeit isolierter demokratisch-sozialistischer Systeme nicht mithalten kann mit der von kapitalistischen. Doch wie lässt sich ein demokratischer Weltsozialismus schaffen? Die demokratischen Sozialisten könnten zum Beispiel versuchen, die Arbeitsmärkte oder die Besteuerung von Unternehmen international zu vereinheitlichen; oder die Nationalstaaten abzuschaffen, etwa durch politisch gesteuerte Migration.

Doch beides ist schwierig und langwierig. Es scheint eine Abkürzung zu geben: Und zwar das Geld auf der Welt zu vereinheitlichen; also dafür zu sorgen, dass alle Menschen das gleiche Geld verwenden. Diese Idee haben die demokratischen Sozialisten bereits "im Kleinen" in Europa realisiert. Hier haben 1999 elf Regierungen beschlossen, ihre nationalen Währungen in eine Einheitswährung, den Euro, zu überführen. Mit dem Euro haben die demokratischen Sozialisten die Blaupause geliefert, um das, was ihnen "im Kleinen" in Europa gelungen ist, auch weltweit "im Großen" umzusetzen.

Die Idee, dass alle Menschen auf der Welt das gleiche Geld verwenden, ist ökonomisch gesehen durchaus vernünftig. Sie ist sogar optimal. Denn die Wirtschaftsrechnung, die in Geld ausgeführt wird, lässt sich dann bestmöglich ausschöpfen, zum Wohle aller, die in die internationale Arbeitsteilung eingebunden sind. So sinnvoll eine Weltwährung aber auch ökonomisch ist, die entscheidende Frage lautet: Wer soll das Einheitsgeld bereitstellen? Der Staat oder die freien Märkte? Stand heute ist die Frage rein rhetorisch, denn die Staaten haben das Geldmonopol inne - und wollen es nicht mehr hergeben.

10. Genauer gesagt: Die staatlichen Zentralbanken, die im Dienste der oligarchisierten Demokratien stehen, sind die Herren über das Geld. Zwar wetteifern auch andere machtvolle Gruppen darum, das Geldmonopol für ihre eigenen Zwecke einzuspannen - wie "Big Business" und "Big Banking". Doch in einer Welt, in der der demokratische Sozialismus zur mehrheitlich akzeptierten Ideologie aufgestiegen ist, erwächst daraus kein grundsätzlicher Konflikt. Regierungen und Großunternehmen und Großbanken sind sich vielmehr einig und befürworten die Schaffung eines Welteinheitsgeldes: Denn es stellt mehr politische Machtzentralisierung und größere Märkte und Gewinne in Aussicht.

Rein praktisch gesehen lässt sich ein politisiertes Welteinheitsgeld im Grunde nur aus den bereits vorhandenen Fiat-Währungen konstruieren. Deshalb setzen die Zentralbanken auch alles daran, dass internationale Fiatgeldsystem zu erhalten. So verwundert es nicht, dass die Zentralbanken seit Ende 2008 auf den internationalen Kreditmärkten nichts mehr anbrennen lassen. "Liquidität-Swap-Abkommen" heißt ihre Wunderwaffe.

Im Zuge von Liquidität-Swap-Abkommen leihen Zentralbanken sich untereinander ihre Währungen in unbegrenzter Höhe, damit sie sie an ihre heimischen Geschäftsbanken weiterreichen können, wenn diese auf den Märkten keine Fremdwährungskredite mehr bekommen. Die großen Zentralbanken der Welt haben ein Kartell gebildet, um mit vereinten Monopolkräften den wunden Punkt im internationalen Fiatgeldsystem auszumerzen: den Kreditausfall im großen Stil. Liquidität-Swap-Abkommen sind im Grunde nichts anderes als eine Vorstufe zu einer vereinheitlichten Weltgeldpolitik.

11. Rufen wir uns an dieser Stelle die Botschaften von Ludwig von Mises und Murray Rothbard noch einmal in Erinnerung: Fiat-Geld zerstört die freie Markt- und Gesellschaftsordnung; und es schafft sich nicht selbst ab.

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Murray N. Rothbard (1926-1995), Henry Hazlitt (1894-1993), Ludwig von Mises (1881-1973)


Wie wahr! In den Dekaden des entfesselten Fiat-Geldes ist das, was von der freien Markt- und Gesellschaftsordnung noch übrig war, immer weiter zurückgedrängt worden. Und keine Finanz- und Wirtschaftskrise hat vermocht, das Fiat-Geldsystem aus den Angeln zu heben. Doch kommt vielleicht jetzt der Kollaps? Ist die Lockdown-Krise der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt? Um diese Fragen zu beantworten, ist es hilfreich zu betonen, dass Krise nicht gleich Krise ist. Die Krise 2008/2009 war eine Kreditkrise: Investoren hatten Sorge, dass Schuldner ihren Schuldendienst nicht mehr leisten könnten. Eine erneute Kreditkrise kann und wird das internationale Zentralbankkartell sehr wahrscheinlich verhindern.

Die Investoren gehen bereits davon aus, dass die Zentralbanken ein "Sicherheitsnetz" aufgespannt haben, dass alle systemrelevanten Schuldner gerettet werden, dass es keine Großpleite geben wird. In der Tat: Die Zentralbanken haben - und das ist eine wichtige Einsicht - die Korrekturkräfte der Kapitalmärkte lahmgelegt. Ein Zinsanstieg, der die Schuldenpyramide umstoßen, der den großen gefürchteten Bust auslösen könnte, ist quasi verunmöglicht.

Allerdings ist eine Währungskrise viel wahrscheinlicher geworden, da immer mehr Geld in Umlauf gebracht werden muss, um das System über Wasser zu halten. Eine Währungskrise bedeutet, dass die Menschen dem Geld nicht mehr trauen, weil sie fürchten, dass es seine Kaufkraft verliert. Es kommt zu einer "Flucht aus der Währung". Doch eine Währungskrise besiegelt nicht schon notwen-digerweise das Ende des Fiatgeldes. Selbst wenn es zu sehr hoher Inflation oder gar Hyperinflation kommt. Die Währungsgeschichte zeigt viele Beispiele, in denen die Kaufkraft des Geldes durch Hyperinflation zwar stark herabgesetzt wurde, die Währung aber dennoch weiter umlief.

Man denke etwa an die österreichische Krone in den frühen 1920er Jahren; den chinesischen Yuan in der ersten Hälfte der 1940er Jahre; den israelischen Shekl in den frühen 1970er und 1980er Jahren; den Russischen Rubel und den brasilianischen Real zu Beginn der 1990er Jahre. Sie alle hyperinflationierten, aber sie alle gibt es heute noch. Die gruselige deutsche Erfahrung mit der Hyperinflation in den 1920er Jahren ist so gesehen ein Extremszenario - denn die Papiermark ging dabei tatsächlich unter. Die Reichsbank druckte so viele neue Banknoten, dass die Menschen davon ausgehen mussten, die Geldmengenvermehrung werde sich immer weiter beschleunigen, werde gar nicht mehr aufhören. Die Papiermark verlor ihre Geldfunktion.

Wenn die Zentralbankräte jedoch gerissen genug sind (und nicht so plump vorgehen wie die Reichsbankräte in den 1920er Jahren), dann können sie eine Inflation fabrizieren, ohne dass das Fiatgeld untergeht. Denn die Zentralbankräte haben ganz erhebliche Spielräume: Die Währungsgeschichte lehrt, dass die Preisinflation zeitweise auch schätzungsweise 10 bis 15 Prozent pro Jahr betragen kann, ohne dass dadurch die Menschen aus dem Geld fliehen.


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