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Die Rentenmärkte stehen an einem extrem wichtigen Punkt

02.08.2007  |  Claus Vogt
- Seite 3 -
Test der langfristigen Abwärtstrendlinie

Aus charttechnischer Sicht führte dieser Zinsanstieg an die Abwärtstrendlinie heran, die den 1980 begonnenen langfristigen Trend beschreibt. Der erste Test dieser extrem bedeutenden Trendlinie fand übrigens im Januar 2000 statt, also kurz vor dem Platzen der großen Aktienspekulationsblase. Das war natürlich kein Zufall, denn steigende Zinsen sind mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung bekanntlich Gift für die Börse. Die verheerenden Kursverluste begannen deshalb erst Ende 2000, hielten dann aber rund 2 Jahre lang an.

Der zweite Test dieser langfristigen Trendlinie, der im Sommer 2006 erfolgte, verletzte die Trendlinie leicht, dann aber setzte ein knapp halbjähriger Zinsrückgang ein - und die Aktienmärkte stiegen weiter.

In den vergangenen Tagen sind die Zinsen nun erneut bis in den Bereich der langfristigen Abwärtstrendlinie gestiegen. Damit befinden sie sich aus charttechnischer Sicht an einem extrem wichtigen Punkt. Denn falls diese Trendlinie nachhaltig gebrochen werden sollte, würde damit das Ende des 1980 begonnenen Abwärtstrends der Zinsen eindeutig bestätigt und der Beginn eines langfristigen Aufwärtstrends verkündet werden.

Die Bedeutung dieses Signals würde weit über den Rentenmarkt hinaus reichen. Dieses Signal würde die Rückkehr der Warenkorbpreis-Inflation verkünden und gleichzeitig die um die Jahrtausendwende begonnenen langfristigen Aufwärtstrends der Rohstoff- und Edelmetallpreise bestätigen. Darüber hinaus - steigende Zinsen sind Gift für die Börse - würden auch anhaltend schwere Zeiten für die Aktienmärkte angekündigt bzw. bestätigt.


Erfolgt jetzt der Bruch dieser Trendlinie?

Ist dieser Ausbruch kurzfristig wahrscheinlich? Die Rentenmärkte sind extrem überverkauft und die Sentimentindikatoren zeigen einen sehr hohen Grad an Bearishness. Hinzu kommt, dass der zyklische Aufwärtstrend der Zinsen, der 2003 begann, bereits ungewöhnlich lang anhält. Es ist der mit Abstand längste im Rahmen des 1980 begonnenen langfristigen Trends. Eine zyklische Gegenbewegung scheint also überfällig zu sein.

Dazu passt die Tatsache, dass die wenigen in der Vergangenheit erfolgreichen Wirtschaftsindikatoren eine Rezession in den USA prognostizieren. Denn Rezessionen führen normalerweise zu zyklischen Zinsrückgängen. Vor diesem Hintergrund sind weitere Zinssteigerungen nicht sehr wahrscheinlich.

Allerdings kam es ganz aktuell, nachdem dieser Artikel bis hierher bereits geschrieben war, am 7. Juni zu einem sehr dynamischen Ausbruch über diese Trendlinie. Die Zinsen sprangen an diesem Tag regelrecht nach oben, in der Spitze auf 5,11%. Und die Umsätze an den US-Rentenmärkten sollen gewaltig gewesen sein. Dieser charttechnisch extrem wichtige Zinsanstieg setzte sich an den folgenden drei Tagen fort. Der Ausbruch über die langfristige Abwärtstrendlinie ist damit eindeutig erfolgt. Jetzt muss natürlich abgewertet werden, ob dieser Ausbruch dauerhaft sein wird. Nach nur einem Tag muss jetzt natürlich abgewartet werden, ob dieser Ausbruch dauerhaft sein wird.

Langfristig ist dieser Ausbruch über die langfristige Abwärtstrendlinie zwar extrem bedeutsam. Kurzfristig sollte er aber das spektakuläre Ende eines zyklischen Zinsanstiegs markieren. Das heißt von hier aus sollten die Zinsen eine zyklische Abwärtsbewegung beginnen. Sie können sich dabei an der langfristigen Abwärtstrendlinie nach unten hangeln, denn diese muss jetzt natürlich als technische Unterstützung interpretiert werden.

Aus technischer Sicht ist dieses vielleicht etwas verwirrende Szenario - langfristiges Signal steigender Zinsen, kurz- bis mittelfristiges Signal fallender Zinsen - durchaus nicht ungewöhnlich. Und die langfristige Bedeutung des Bruchs der langfristigen Abwärtstrendlinie wird davon natürlich nicht berührt.


Lassen sie diese Trendlinie nicht mehr aus den Augen

Aufgrund der extremen charttechnischen Brisanz der aktuellen Situation sollten Sie diese Trendlinie in den kommenden Monaten nicht mehr aus den Augen lassen. Auch dann nicht, wenn Sie als Börsianer oder Rohstoff- und Edelmetallinvestor der Rentenmarkt eigentlich nicht besonders interessieren sollte. Der 1980 begonnene Trend fallender Zinsen war der maßgebliche Einflussfaktor für die Preisentwicklung von Aktien, Rohstoffen und Edelmetallen.

Er lieferte den Nährboden, auf dem die Finanzindustrie ebenso prosperierte wie die gesamte Weltwirtschaft. Eine langfristige Trendwende der Zinsen - das heißt auf Sicht vieler Jahre steigende Zinsen - würde eine regelrechte Zeitenwende markieren.

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US-Gesamtverschuldung im Verhältnis zum BIP, 1923 bis 2007. Quelle: Comstock Partners, Inc.
Seit Anfang der 80er wächst der Schuldenberg dramatisch und mit ihm das Risiko für das Finanzsystem sowie für Wirtschaft und Gesellschaft.





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