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Die Rentenmärkte stehen an einem extrem wichtigen Punkt

02.08.2007  |  Claus Vogt
- Seite 4 -
Wann ist das Ende der Fahnenstange bei der Verschuldung erreicht?

Eine der wichtigsten Folgen des langfristigen Abwärtstrends der Zinsen war die extreme Zunahme der Verschuldung. Die nebenstehende Grafik zeigt Ihnen die Gesamtverschuldung der USA im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Gesamtverschuldung umfasst den Staat, die privaten Haushalte und die Wirtschaft. Sie belief sich Ende 2006 auf 44,55 Billionen US-Dollar, während das BIP lediglich 13,45 Billionen betrug.

Wie Sie der Grafik entnehmen können, lassen sich die vergangenen 25 Jahre getrost als Schuldenorgie bezeichnen. Interessanterweise wurde der alte Rekord dieser Zeitreihe, der am Beginn der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre aufgestellt wurde, erst um die Jahrtausendwende überschritten. Es gab also bereits damals gute Gründe, besorgt zu werden, und eine baldige Rückkehr zu vernünftigem Finanzgebaren zu erwarten.

Allerdings gibt es keine Regel - noch nicht einmal Anhaltspunkte - die uns sagt, wann das Ende dieser extremen Entwicklung erreicht sein wird. Die Grafik zeigt Ihnen lediglich die extrem hohen Risiken, die das Weltfinanzsystem hier auszeichnet. Wann immer diese Schuldenblase platzt, für deren Entstehen natürlich die Notenbanken verantwortlich sind, müssen wir mit Entwicklungen rechnen, die historisch gesehen Neuland ausloten werden. Ich halte eine langfristige Trendwende der Zinsen für den wahrscheinlichen
Auslöser.


Extremer Pessimismus am deutschen Rentenmarkt

Das Bild am deutschen Rentenmarkt weicht von seinem US-Vorbild etwas ab, wobei er der Richtungsvorgabe wie üblich sklavisch folgte. Während in den USA das Zinstief bereits 2003 erreicht wurde, erfolgte es in Europa erst zwei Jahre später. Und während der deutsche Rentenmarkt kürzlich unter das Tief vom Sommer vergangenen Jahres gefallen ist, notiert der US-Markt noch nicht deutlich darunter. Das gilt übrigens auch für den japanischen Rentenmarkt. Diese deutliche Divergenz, die von extremem Pessimismus der Marktteilnehmer vor allem in Deutschland begleitet wird, ist ein typisches Zeichen einer bevorstehenden Trendwende. Ich rechne also auch am deutschen Rentenmarkt in den kommenden Monaten mit fallenden Zinsen und steigenden Kursen.

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Bund-Future mit Sentimentindikator, 2001 bis 2007. Quelle: BHF Bank
Nach den Kursrückgängen der vergangenen Monate ist die Stimmung am deutschen Rentenmarkt erwartungsgemäß sehr schlecht.


Humbug oder das FED-Modell

In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder auf die überragend große Bedeutung der fundamentalen Bewertung von Investitionen zum Kaufzeitpunkt hingewiesen. Ein überdurchschnittlich gutes langfristiges Ergebnis können Sie nur dann erzielen, wenn Sie fundamental attraktive Investments tätigen. Leider taugen die klassischen Kennzahlen der Fundamentalanalyse aber nicht für das mittel- oder gar kurzfristige Timing einer Anlageentscheidung. Diese Tatsache ist ein wichtiger Grund, warum diese Kennzahlen so oft ignoriert werden.

Ich habe Ihnen in den vergangenen Monaten immer wieder dargelegt, wie hoch bewertet die Aktienmärkte weltweit sind. Vergangenen Monat habe ich Ihnen zusätzlich die Argumentationskette des großen Value-Investors Jeremy Grantham geschildert, der zu dem Ergebnis kommt, dass nahezu alle Anlageklassen weltweit deutlich überbewertet sind. Grantham spricht deshalb von der ersten globalen Spekulationsblase aller Zeiten.

Dennnoch können Sie auch heute noch zahlreiche Strategen, Analysten und Aktienverkäufer finden, die behaupten, die Aktienmärkte seien fundamental günstig bewertet. Zu diesem Ergebnis kann nur derjenige kommen, der die klassischen Kennzahlen wir Dividendenrendite, Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Cashflow-Verhältnis oder Kurs-Buchwert-Verhältnis ignoriert und stattdessen auf das sogenannte Fed-Modell setzt. Dieses Modell setzt die geschätzten Gewinne der in einem Aktienindex enthaltenen Unternehmen ins Verhältnis zum Zins 10-jähriger Staatsanleihen. Dass diese Vorgehensweise gleich in mehrerer Hinsicht unsinnig ist, haben ich und einige Andere immer wieder geschrieben und begründet. Eine Wiederholung erspare ich Ihnen deshalb.




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