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Die Rentenmärkte stehen an einem extrem wichtigen Punkt

02.08.2007  |  Claus Vogt
- Seite 7 -
Ein hoher Cashanteil und Gold sind weiterhin ein muss

Sowohl Gold als auch Minenaktien haben sich der allgemeinen Tendenz fallender Kurse erneut angeschlossen. Das ist zwar bedauerlich und stellt Ihre und meine Geduld weiterhin auf eine harte Probe. Angesichts der gerade genannten Ungleichgewichte und Risiken haben wir aber gar keine andere Wahl als im Edelmetallbereich investiert zu sein. Es ist die einzige Anlageklasse, die Ihnen einen gewissen Schutz vor diesen Risiken bietet. Anders gesprochen: Das Risiko, in solchen Zeiten nicht im Edelmetallsektor investiert zu sei, ist einfach zu hoch.


Das Gesamtmodell

Die fundamentale Bewertung der Aktienmärkte ist weltweit sehr hoch. Das gilt insbesondere für die Weltleitbörse Amerika, die anhand aller klassischen Kennzahlen der Fundamentalanalyse mehr oder weniger deutlich überbewertet ist. Dabei spiegelt das Kurs-Gewinn-Verhältnis noch die geringste Überbewertung wider. Allerdings befinden sich die Gewinnmargen auf einem historischen Hoch, was zu einer Überzeichnung der dauerhaften Ertragskraft der Unternehmen führt. Außerdem tragen die Rekordgewinne der Finanzbranche dazu bei, das Markt-KGV deutlich zu drücken. In der vergangenen Baisse konnten Sie miterleben, wie zyklisch die Gewinne dieser Branche sind. Sobald sich der Wind an den Finanzmärkten dreht, können sich diese Gewinne innerhalb kürzester Zeit in Rekordverluste verwandeln.

Die monetären Rahmenbedingungen sind sehr negativ. Der Zinsanstieg an den Rentenmärkten ist mittlerweile stark und lang genug, um als eindeutig negativ für die Aktienmärkte interpretiert zu werden. Eine relativ simple, aber gute mittelfristige Trading-Methode besteht darin, den Zinssatz 10-Jähriger Staatanleihen in einem Sechs-Monats-Vergleich zu verwenden. Sind die Zinsen höher als vor sechs Monaten, dann ist das ein Verkaufsignal für die Aktienmärkte. Dieses Verkaufsignal wurde Ende Mai gegeben.

Der Zinsanstieg beendete die Inversion der US-Zinsstrukturkurve, die ich Ihnen in den vergangenen Monaten immer wieder als einen verlässlichen Rezessionsindikator vorgestellt habe. Gibt dieser Indikator damit eine Entwarnung? Leider nein, denn die zeitliche Verzögerung, mit der geldpolitische Maßnahmen wirken, ist sehr lang. Die negative Botschaft der Zinsstrukturkurve, die über viele Monate hin invers war, gilt deshalb noch mindestens ein Jahr. In der nebenstehenden Grafik können Sie sehen, dass die Zinsstrukturkurve dieses Mal sogar deutliche länger invers war (kleiner 1 in der Grafik) als vor den Rezessionen der Jahre 1990 und 2001.

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US-Zinsstruktur (10-jährige/3-monatige Staatsanleihe), 1982 bis 2007. Quelle: Hays Advisory
Wenn die kurzfristigen Zinsen höher sind als die langfristigen (hier zu sehen als Werte unter eins),
dann kam es in der Vergangenheit immer zu einer Rezession. Wird es diesmal anders sein?


Die langfristigen Sentimentindikatoren sind eindeutig negativ. Die Cashquote der US-Investmentfonds ist heute niedriger als am Top der Spekulationsblase im März 2000. Auch die Spekulation auf Kredit hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Wertpapierkredite betragen 1,8% der Aktienmarktkapitalisierung. Damit haben sie den Rekord vom Sommer 1987 - Sie erinnern sich vielleicht an den spektakulären Aktienkrach dieses Jahres - eingestellt. Im März 2000 verfehlten sie die Marke noch um Haaresbreite.

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US-Wertpapierkredite und Cash-Quote der Investmentfonds. Quelle: Crosscurrents
Die Wertpapierkredite befinden sich mit knapp 350 Mrd. US-Dollar auf einem Rekorniveau und
die Cash-Quote der Investmentfonds ist so niedrig wie nie zuvor.


Fazit

Die Risiken an den Finanzmärkten sind außergewöhnlich hoch. Beruhigend für die meisten Marktteilnehmer scheint die Tatsache zu sein, dass diese Aussage bereits seit mindestens zwei Jahren gilt und die Märkte trotzdem weiter gestiegen sind. Eigentlich sollte diese ungewöhnliche Konstellation nicht beruhigend sein, sondern das genaue Gegenteil bewirken. Je größer die Ungleichgewichte werden und je wilder die spekulativen Exzesse, desto schlimmer wird die anschließende Korrektur ausfallen.

Kurzfristig halte ich es für wahrscheinlich, dass die gerade begonnene Korrektur an den Aktienmärkten lediglich die seit Jahren überfällige 10%-Korrektur - gemessen am S&P500 - sein wird. Danach erwarte ich einen Erholungsversuch, der zumindest einigen Indizes neue Jahreshochs bescheren und für das Entstehen der am Ende zyklischer Haussen so typischen technischen Divergenzen sorgen wird. Dann wäre der Boden für die nächste Baisse geradezu perfekt bereitet.


© Claus Vogt
Leiter Research der Berliner Effektenbank

Quelle: Performance, Ausgsbe Juni/Juli 2007



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