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Gold & Die Billionen-Dollar-Frage von Basel III

06.08.2021  |  Matt Piepenburg
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Mit anderen Worten: Die Banken werden Größe und Umfang ihres Edelmetallhandels einschränken, was wiederum die Kosten für Edelmetallleihen an alle Akteure der Gold- und Silberbranche steigen lässt - vom Münzhandel bis zum Bergbauunternehmen.

Das bedeutet auch: rückläufiger Handel und steigende Clearingkosten, um den breiteren Bid-Ask-Spannen gerecht zu werden, da Gold und Silber an Liquidität einbüßen, was wiederum sinkendes Investoreninteresse an Edelmetallen nach sich ziehen könnte - und zwar aus keinem anderen Grund als zäher fließende Liquidität und breitere Spreads.

Es reicht wohl zu sagen, dass sich die Banken immer für den Weg entscheiden, der für sie am besten ist - und der beschwerlich ist für Gold im Allgemeinen und die kleinen Leute im Besonderen (also alle, die keine Bank sind). Kurz: Es sind deutlich weniger Clearingdienste für physische Metalle zu erwarten und folglich eine deutliche Erhöhung der Handelskosten seitens der Primärhändler.

Aber was hat das mit der Billionen-Dollar-Frage zu tun - also die zukünftige Gold- und Silberpreisgestaltung?

Gute Frage.


Basel III und Preisgestaltung bei Edelmetallen

A. Der bärische/ zynische Blickwinkel

Wie der Trader sagt: Gerüchte kaufen, Nachrichten verkaufen!

Als sich die Gerüchteküche rund um Basel III in den letzten 3 Monaten anheizte, kam es beim Gold zu kräftigen Short-Glattstellung und Kurserhöhungen. Je näher die sogenannten Basel III-“Neuigkeiten“ an die Deadline vom 28. Juni rückten, desto stärker setzte sich Verkaufsdruck durch; und Gold verbuchte die erwarteten Verluste, die der weitsichtige Anleger als klassische Rücksetzer-Kaufsignale betrachten sollte.

Die Tatsache, dass die Banken ihren Bullion-Handel zurückfahren (bzw. das nicht zugewiesene Tier-3-Gold und das zugewiesene Tier-1-Gold neu verteilen), ist auf kurze Sicht kein wirklich bullisches Signal für Gold.

Das Lebenselixier der stark irritierten LBMA-Banken Großbritanniens ist beispielsweise das Clearing und die Abwicklung von nicht zugewiesenem "Papier"-Gold&Silber - also jenen Tier-3-Anlagen, die am meisten von den Basel III-Vorschriften betroffen sind. Wie oben erwähnt, beginnt die britische Regulierungsuhr erst im Januar zu ticken. Für 2022 darf also von ernstzunehmendem Stress (sprich sinkende Volumina) am LBMA-Markt ausgegangen werden.

Echte Zyniker dürfte die Vorstellung reizen, dass Basel III nur ein geschickter Zug der BIZ und ihrer Gefolgschaft in Zentral- und Geschäftsbanken war (man denke an die Deutsche Bank); durch die Ausbremsung des Goldhandels werden die Aktivitäten/ Aktivgeschäfte am Goldmarkt abgewürgt - zum Schutz der eigenen (ansonsten wertlosen) Fiat-Währungen. Denn nichts fürchten bankrotte Landesfürsten und Scheinwährungen mehr als steigende Goldpreise.

Darüber hinaus schafft Basel III günstige Bedingungen, um den Goldkurs zu drücken, was wiederum die Banken in die Lage versetzt, anstehenden Kursrücksetzern mit Eigengeschäften zuvorzukommen (Frontrunning), um anschließend mehr davon zu günstigeren Preisen zu kaufen. Derartige Schummeleien der Großbanken sind ja nichts Neues…

Aus Sicht eines Zynikers, wie ich einer bin, ist das ein guter Punkt.

Doch bleiben wir dabei, was wir bis jetzt tatsächlich wissen. Wir können vor allem feststellen, dass die kleineren Akteure und Trader im Goldsektor fest und spürbar in die Zange genommen werden, und zwar auf ganzer Linie - von Liquiditätsfragen bis hin zu Kreditbedingungen.

Von den kleineren Unternehmen im Goldsektor, wie bspw. Bergbauunternehmen, Prägeanstalten, Juweliere und Veredler), die sich auf günstige und ohne weiteres verfügbare Liquidität (oder gute Kreditkonditionen) verlassen, werden viele durch Großakteure im Sektor oder kreditvergabescheuen Banken wie immer preislich an den Rand gedrängt, und so kommt es in diesem ohnehin schrumpfenden Trading/Kreditgeschäft-Universum zu Konsolidierung.

Und was ist mit den Gold-Tradern, die darauf hoffen, bis zum Lieferdatum bei engen Spreads long bleiben können? Sie werden dank Basel III schnell erkennen, dass sie sich den Hebel für physische Auslieferung nicht leisten (ihn nicht nutzen) können; sie werden stattdessen ihre Kontrakte weiter überrollen müssen - zu einem deutlich höheren Preis und breiteren Spreads.

Warum? Anders als Banken, die selbst null Kapitalkosten haben, wird den normalen Tradern kein Margin-Konto zur Finanzierung physischer Lieferung gewährt werden - und zwar von eben jenen (frisch regulierten) Banken. Und aus diesem Grund sind die Großbanken auch die natürlichen Gold-Shorts: Sie wissen, dass die meisten Trader nicht bis zur endgültigen Auslieferung long gehen können.

Anders formuliert: Neben breiteren Bid-Ask-Speads werden auch die Kosten für Clearing und Abwicklung von Edelmetall-Trades steigen. Zudem werden die Kreditkosten (und Hedging-Kosten) für die Bergbauunternehmen und Veredler der Brache deutlich steigen, da die Banken ihre steigenden Kosten nach unten, an die tieferen Stufen der Nahrungskette, durchreichen. Zugleich schlagen sie Profit aus dem, was im Grunde nichts anderes als eigene "Insider-Arbitrage" ist.

Derartige Schrumpfungen in den "Edelmetallabteilungen" der Banken könnten dazu führen, dass Gold für bestimmte Parteien weniger attraktiv wird (man darf von deutlich weniger Akteuren an den LMBA-Händlerständen ausgehen), was folglich die Edelmetalle drücken würde.


B. Etwas Volatilität & Bullische Zwangsläufigkeit

Positiv gewendet, heißt das aber auch Folgendes: Die Kombination aus einem kleinerem Edelmetallmarkt, mehr Nachfrage sowie höheren Transaktionskosten kann die Preise in die Höhe schicken, und nicht in die Tiefe.

Nicht nur das. Da im Rahmen von Basel III physisches, oder zugewiesenes, Gold als risikofreies Tier-1-Asset neu eingestuft wird, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass mehr Banken (Geschäfts- wie Zentralbanken) ihre Gold- und Silber-Positionen in den Tresoren erhöhen werden. Das ist bullisch. Doch wie schon erwähnt: Die Bestimmungen verringern den Anreiz für Banken zur (großvolumigen) Teilnahme am Edelmetallhandel - seien es Londoner Forward-Kontrakte oder Comex-Futures.

Aus diesem Grund gehe ich, wie viele andere auch, davon aus, dass einerseits die Kursvolatilität bei Gold und Silber steigen wird, andererseits dürfte sich aber auch der Preisfindungsprozess deutlich verbessern, wenn die Unzahl anderer Triebkräfte für Gold, jenseits von Basel III, ganz natürlich für steigende Nachfrage und somit steigende Goldpreise sorgt (man denke hier an Triebkräfte wie steigende Inflation, negative Realzinsen, Kreditgarantien der Zentralbanken, wachsendes Geldangebot).


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