Warum steigt Gold nicht?
05.10.2021 | Matt Piepenburg
- Seite 2 -
Absicherung von Inflations- & Währungsrisiken
Und das bringt uns zur großen Frage des Tages: Warum steigt Gold nicht, wo es doch - mit Blick auf einen sich ganz deutlich abzeichnenden neuen inflationären Normalzustand - als Inflationsabsicherung davonrasen müsste?
Berechtigte Frage.
Wir stellen uns diese Frage auch, während die Realverzinsung mit jedem Tag tiefer in den negativen Bereich fällt (der ideale Kontext für Gold)…
… während die Inflation als auch die Inflationserwartungen objektiv steigen:
Letztes Jahr sah Gold diese Inflation beispielsweise kommen, und seine steigenden zweistelligen Kursbewegungen spiegelten all das wieder. Doch dieses Jahr, angesichts weiter sinkender Realzinsen und steigender Inflation, verzeichnet Gold einstellige Verluste aber keine Gewinne.
Wie kommt das?
Der Markt glaubt noch dem "Nur Vorübergehend"-Meme
Unsere abschließende Meinung dazu lässt sich auf Folgendes herunterbrechen: Wir denken, dass der Markt immer noch dem Zentralbankenmythos (d.h. Propaganda) glaubt, dass die derzeitige Inflation in der Tat nur "vorübergehend" ist. Wir haben bis zum Überdruss darüber geschrieben, warum die inflationären Entwicklungen alles andere sind als vorübergehend; wir können nichtsdestotrotz auch das Argument der "Deflationisten" respektieren.
Die Deflationisten
Das Deflationslager argumentiert beispielsweise korrekt, dass rezessive Kräfte, falls sie sich selbst überlassen bleiben, inhärent deflationäre Wirkung haben; und die Anzeichen ökonomischer Zerrüttung (nicht aber auf Anlagemarktebene) sind überall zu finden. Doch der entscheidende Fehler eines solchen deflationären (oder dis-inflationären) Narrativs liegt darin, dass diese natürlichen Kräfte nicht "sich selbst überlassen" sind und auch nicht sein werden.
Anders formuliert: Die Deflationisten ignorieren gewissermaßen den Elefanten im Wohnzimmer - in Form von Geld- und Finanzpolitik. Aktuell dringt mehr, und nicht weniger, unnatürliche monetäre wie fiskalische Liquidität in das System ein - in historisch beispiellosen Ausmaßen. Also in Mengen, die mehr als ausreichend sind, um solche ansonsten natürlichen deflationären Kräfte zu verdrängen.
Noch deutlicher gesagt: Zurückhaltung im finanzpolitischen wie monetären Bereich ist längst Geschichte!