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Schlagworte im Ukrainekrieg: Harte Ansagen + Realmathematik = Schlechte Optionen

18.03.2022  |  Matt Piepenburg
- Seite 2 -
Heute, wo potentielle Mehrverschuldung durch Sanktions- und Kriegskosten im Raum steht, bleibt der Fed, angesichts einer Gesamtverschuldung von fast 90 Bill. $, einfach kein Spielraum für Zinserhöhungen, und seien es nur 50 Basispunkte. Ganz zu schweigen von irgendwelchen "Volcker-artigen" Zinsanhebungen wie früher.

Dass Vorkriegsexperten, Banker und gewisse Fed-Mitglieder Drohgebärden machten und nach den guten alten Zeiten schrien, als noch jemand Mut zu geldpolitischer Strenge hatte, wird rückblickend entweder 1) als Komödie des schönen Scheins gelten, die Ehrlichkeit und Offenheit aussparte und/ oder 2) als blankes Nichtwissen, das die Mathematik ersetzte.


(Kriegs-)Schulden sind relevant!

Schulden, ich werde es wieder und wieder wiederholen, begrenzen die Wahlmöglichkeiten. Den Regierenden weltweit sitzt eine über 300 Bill. $ große Verschuldungskanone auf der Brust. Krieg wird diese erdrückende Zahl deutlich vergrößern. Das bedeutet: Schuldengetränkte Nationen müssen wieder zurück zu mehr (nicht weniger) QE, aus dem einfachen, mathematischen Grund, dass sie zu hohe Schulden haben aber nicht genügend BIP. Das wiederum heißt: Um diese Lücke zu schließen wird mehr magisches, mausgeklicktes Geld benötigt.

In den USA z.B. wird das BIP niemals schnell genug wachsen, um die exorbitanten Verschuldungsstände zu decken. Schon damals im 18. Jh. gab uns David Hume Folgendes mit auf den Weg: Sobald das Verhältnis aus Verschuldung zu Wirtschaftsleistung einer Nation den Rubikon von 100% überschreitet, wird das Wachstum, mathematisch begründet, um 1/3 gedrosselt.


Niedergang von Nationen: a+b

Falls amerikanische Führungspersönlichkeiten und Unternehmenschefs, die derzeit einen harten Kurs bei Kriegssanktion fordern, noch mehr über die Ursprünge dieses beispiellosen Alptraums einer Schuldenstandsquote und den Niedergang Amerikas erfahren wollen, dann könnte ein Blick in den Badezimmerspiegel ein guter Anfang sein. Im Grunde ist die Geschichte des Niedergangs der US-Ökonomie (und folglich der Weltwirtschaft) so einfach wie a+b (mit ein bisschen B,I,P und Q und E).

Beim BIP, oder Bruttoinlandsprodukt, geht es vor allem um das "P" - sprich das einst geläufige und heute vergessene Ding, das unsere Ahnen "Produktion" nannten. Jedenfalls ist Produktion irgendwie wichtig, und es kommt von, naja, wirklich Dinge produzieren.


a. Unternehmerisches Eigeninteresse auf Kosten nationaler Interessen

Leider entschied sich die überwiegende Mehrheit der amerikanischen Unternehmensführer schon vor langem (und mit Clintons Hilfe) für die Auslagerung einst amerikanischer Produktion/ Fertigung an Orte (man denke an China), wo Arbeitskraft billiger und die Unternehmensprofite/ -margen dementsprechend satter waren. Endergebnis? Millionen hart arbeitender Amerikaner verloren ihre Jobs, Millionen unterbezahlter Arbeiter im Ausland übernahmen diese; und eine winzige Handvoll überbezahlter Führungskräfte wurde reicher als König Salomon (oder Jeff Besos?), während das BIP auf niedrigem Niveau stagnierte.

In der Zwischenzeit trafen eben jene CEOs die gleichermaßen egoistische und kurzsichtige Entscheidung, günstige Schulden zu nutzen, um gratis Geld zu leihen. Doch was machten sie mit diesem billigen/ "heißem" Geld? Ganz einfach: Sie nutzten es für den Rückkauf ihrer eigenen Aktien, was Wunder wirkt, wenn man den Aktienbestand schrumpfen und die Gewinn-je-Aktie-Kennzahl künstlich in die Höhe treiben möchte - und somit auch die eigenen, vom Aktienkurs abhängigen Gehälter.

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Die Gier der Chefetagen ist eines der nicht so ehrenhaften Motive in einem Wandel, der sich seit wenigen Jahrzehnten vollzieht und die USA als einstigen Spitzenreiter im Produktionssektor in den globalen Niedergang führt. Wie ich an anderer Stelle beschrieben hatte, ist eine derartige "Führungspraxis" kein Zeichen für gesunden Kapitalismus (den ich verehre), sondern eine Art postmoderner Feudalismus (den ich verabscheue).


b. "Akkommodierungen"/ Betrug durch Zentralbanken

Wer wissen will, warum das Schuldenmachen so reizvoll wurde für diese eigennützigen Führungskräfte, der kann sich bei Alan Greenspan und allen folgenden Fed-Chefs dafür bedanken, dass sie Zinssätze und Zinskosten jahrzehntelang im historischen Keller gefangenhielten. In aller Kürze zusammengefasst heißt das: Schulden, Gier der Führungskräfte und Notenbankmittäterschaft vernichten BIP und treiben Nationen zu einer Zeit in den Niedergang, in der sich der Horizont mit Pulverdampf füllt.

Kurzum: Es ist zukünftig mit mehr (und nicht weniger) Geldschöpfung zu rechnen. Und allein hier - beim Ersetzen der Buchstaben B, I & P durch mehr Q und E - sind die USA wirklich überragend.


Nationen im Niedergang bleiben kaum Optionen

Mit Blick auf die Ukraine müssen wir jetzt erkennen, dass uns die Finanzsünden der Vergangenheit in eine Position der Schwäche gebracht haben, und das genau zu einer Zeit, in der wir eigentlich stark sein sollten. Diesen harten Realitäten zum Trotz feuern die woken Medienkanäle des Westens Berichte darüber ab, wie wir Herrn Putin - der seit Jahren warnt, ein Ukraine-Nato-Deal käme einer Kriegserklärung gleich - aussanktionieren, ausquetschen und überleben werden.

Jetzt tut der Westen überrascht, weil Putin genau das macht, was Kennedy damals auf Anraten seiner Berater tat. Solche Drohgebärden fühlen sich gut an und scheinen, nach Meinung vieler bekannter Gesichter aus der Politik, wohl auch möglich zu sein. Naja, nochmal nachdenken bitte.



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