Warum Gold steigen wird: Das Finanzsystem hat sich verändert
05.04.2022 | Matt Piepenburg
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Die FED - Durchknallen als letzter AuswegDramatische Worte allein reichen nicht, also halten wir uns an die dramatischen Fakten und werfen einen kurzen Blick auf einen schlichten Chart, der die beschämende Bilanzsumme der Federal Reserve abbildet …
Obgleich die überwältigende Repo-Krise von September 2019 in Medien und Schlagzeilen als kleine "Panne bei Installationsarbeiten" abgetan wurde, so war sie in Wirklichkeit ein grell leuchtenden Warnschild für eine drohende/ sich zusammenbrauende Kredit- und (folglich) Finanzkrise.
Als die Geschäftsbanken im Herbst 2019 mit der schockierenden Aussicht auf einen steigenden USD sowie steigende (d.h. unbezahlbare) Zinssätze konfrontiert waren, hörten sie auf, den gegenseitigen Schuldensicherheiten für Übernachtkredite zu vertrauen.
Wie erwartet, sprang die Fed als Kreditgeber der letzten Instanz ein und schuf per Mausklick aus dem Nichts hunderte Milliarden Dollar pro Monat, um Banken, die die Fed damals 1913 gegründet hatten, mit Kreditlinien abzusichern. Die erfolgte Geldschöpfung erklärt auch die parabolische (und fatale) Aufwärtsbewegung, die sich rechts im Diagramm abzeichnet.
Das heißt nur: Die Fed musste Geld herstellen, um die eigenen Staatsanleihen anzukaufen, die ausländische Käufe nicht mehr haben wollten.
Was aber heute kaum noch jemand erkennt: Das Problem der US-Notenbank mit den ansonsten unbeliebten und ungewollten US-Schuldscheinen von 2019 hat sich nun exponentiell verschärft. Genauer gesagt: Die jüngsten Maßnahmen der USA und der EU zur Einfrierung russischer Devisenreserven wegen Abweichung von der westlichen Linie geben dem Rest der Welt (z.B. China) unterschwellig zu verstehen, dass US-Staatsanleihen nicht zu trauen ist.
Eigentlich selbstverständlich: Wenn die US-Staatsanleihe heute das hässlichste Mädchen im globalen Tanzsaal ist, wer sollte sie dann noch kaufen, und überhaupt mit welchem Geld?
Die traurige Antwort ist simpel: Die Fed wird sie kaufen mit immer stärker entwertetem Geld, das aus dem Nichts stammt.
Durchgeknallt?
Jupp.
Rezession und steigende Fremdkapitalquoten im Anmarsch - Wird auch Gold steigen?
Angesichts der traurigen aber medial ignorierten Tatsache, dass die Vereinigten Staaten (mit einer Schuldenstandsquote von 122%) praktisch bankrott sind, aber wie ein Teenager mit Vatis Amex-Card auf Shoppingtour sind (Wink an meinen Sohn), lässt die zukünftigen Entwicklungen und politischen Entscheidungen leicht erahnen. Man kann sich durchaus fragen, wie genau die USA die Kosten für Leistungsansprüche, Verteidigung und Ausgaben des US-Finanzministeriums finanzieren wollen.
In wenigen Worten: Woher wird dieses Geld kommen? Wird Uncle Sam die Ausgaben kürzen?
Da die US-Staatsausgaben im Verhältnis zum nationalen BIP 25% ausmachen, werden Ausgabenkürzungen zu einer Rezession in den USA führen. Aus dem einfachen Grund, dass solche Kürzungen einen Anstieg der Anleiheerträge und Zinssätze bewirken und folglich Verluste bei Anleihe- und Aktienkursen bringen.
Können die USA nicht die Steuern erhöhen? Auch das würde nur das Wirtschaftswachstum weiter verlangsamen und eine Rezession begünstigen. Kann die Fed die Zinssätze erhöhen, um Uncle Sams Defizite zu finanzieren?
Nein, denn der Kneipendeckel der Nation ist schon zu voll, um steigende Zinsen verkraften zu können - und auch das löst eine Rezession aus, und eine Schuldenkrise.
Was kann Uncle Sam also tun?
Als Realisten [in Abgrenzung zu bezahlten (d.h. zensierten) Journalisten] sehen wir hier nur noch ein oder zwei naheliegende aber auch traurige Optionen für die Zukunft, und jede von ihnen liefert klare Argumente für steigende Goldkurse.
Erstens wird die Fed wahrscheinlich die SLR (Supplementary Leverage Ratios, US-Verschuldungsquoten gemäß Basel III) aufheben, die zuvor den Geschäftsbanken auferlegt worden waren. Auf gut Deutsch heißt das: Den Banken wird erlaubt, die Fremdkapitalquoten zu erhöhen, um systemintern und gebührenfrei US-Staatsschulden anzukaufen.
Ein Schocker ist das nicht.
Wie wir an anderer Stelle geschrieben hatten, ist der Staat bei Kreditgeschäften der Geschäftsbanken längst als Garant im Spiel. Unterm Strich bedeutet das nur: höhere Verschuldungsquoten, mehr Schulden, mehr Risiko und verstärkt autokratische (nicht aber natürliche) Märkte.
Darüber hinaus ist mit mehr QE zu rechnen, was auch bedeutet, dass der inhärente Wert (in Abgrenzung zur relativen Stärke) des USD, wie auch aller anderen Fiat-Währungen, mit jeder inflationären Sekunde, Minute und Stunde schwächer wird.
Haben Sie Gold?
© Matt Piepenburg
Kommerzdirektor bei MAM
Dieser Artikel wurde am 16. März 2022 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.