In Gold We Trust-Report 2022 "Stagflation 2.0"
24.05.2022 | Ronald Peter Stöferle
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Dass hohe Inflationsraten für Aktien zunächst Gegenwind bedeuten, bestätigt auch der nächste Chart, der die monatlichen Bewertungen des S&P 500 anhand des Shiller-KGV und der dazugehörigen Inflationsrate zeigt.Es zeigt sich, dass Aktien in einem stark deflationären und in einem hoch inflationären Umfeld meist schlecht reüssieren. Trotz der aktuell hohen Inflationsraten ist der S&P 500 mit einem Shiller-KGV von knapp 34 nach wie vor hoch bewertet. Um dem bisherigen empirischen Muster treu zu bleiben, müssten entweder die Kurse, die Inflationsrate oder beide fallen.
"Wir gehen zwar davon aus, dass die Inflationsrate in den USA im Laufe dieses Jahres ihr vorläufiges Hoch erreichen wird, jedoch 2022 weiterhin auf einem deutlich erhöhten Niveau verbleiben wird", merkt Valek an und setzt fort: "In diesem Fall wäre eine Fortsetzung der Korrektur am US-Aktienmarkt aus Bewertungssicht völlig angemessen."
Weitere Argumente für ein länger anhaltendes stagflationäres Umfeld
Der enorme Geldüberhang der vergangenen Jahre ist noch lange nicht abgebaut.
Die preisdämpfend wirkende Globalisierung ist zunächst durch die Corona-Pandemie und seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine durch die sich abzeichnende Blockbildung erheblich unter Druck geraten.
Die Lieferketten sind weiterhin extrem angespannt.
Der Krieg in einer der Kornkammern der Welt wird die Lebensmittelpreise noch längere Zeit auf einem hohen bis sehr hohen Niveau halten. Die stark gestiegenen Düngemittelpreise wirken ebenfalls preistreibend.
Die Weltwirtschaft befand sich bereits vor der Corona-Pandemie auf einem stetigen Abwärtstrend.
Erste Anzeichen einer Preis-Lohn-Spirale sind bereits zu erkennen. Zudem verleiht der strukturelle Arbeitskräftemangel aufgrund des demographischen Wandels den Arbeitnehmern mehr Verhandlungsmacht.
Die im Westen angestrebte grüne Wende wird die Nachfrage nach den ohnehin schon knappen „grünen“ Rohstoffen stark steigen lassen.
Entscheidend bezüglich der weiteren stagflationären Tendenzen wird die Preisentwicklung der Rohstoffe sein. Der Ukraine-Krieg wirbelt nun Lieferketten und alteingesessene Angebots-/Nachfragemuster zusätzlich durcheinander. Dies wird die Commodity-Preise auf einem neuen, höheren Niveau einpendeln lassen.
Kurzfristig sieht die Situation an den Rohstoffmärkten überkauft aus. Solange die Federal Reserve keine Anstalten macht, den Zinserhöhungspfad zu verlassen, wird das generelle Umfeld für "Risk-Assets" diffizil bleiben. Eine Kehrtwende der Geldpolitik bzw. das Drücken des geldpolitischen Pausenknopfes der Federal Reserve wird den Startschuss für den nächsten Aufwärtszyklus geben.
Gold als Gewinner der westlichen Sanktionspolitik?
Der Beschluss der G7 und der EU vom 26. Februar, die US-Dollar- und Euro-Währungsreserven der russischen Zentralbank einzufrieren, wird in die (Währungs-)Geschichte eingehen. De facto haben die USA und die Eurozone der Welt demonstriert, wie schnell sie ihre ökonomischen Verbindlichkeiten im Falle einer geopolitischen Auseinandersetzung streichen können. Mit der weiteren "Militarisierung des Geldes" dürften sich die USA und die EU mittel- bis langfristig allerdings keinen Gefallen bereitet haben.
Die weltweiten Devisenreserven der Notenbanken belaufen sich auf rund 12 Bill. USD, wovon ca. 60% auf den US-Dollar und 20% auf den Euro entfallen. Insbesondere China wird das Einfrieren von Russlands Reserven mit Argusaugen verfolgt haben und seine Bemühungen hinsichtlich währungspolitischer Souveränität verstärken.