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Inflation, Hochinflation, Hyperinflation

03.09.2022  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die Hyperinflation steht nicht direkt vor unserer Tür, aber sie kommt unserem Haus näher und näher - und wenn sich die vorherrschende Geisteshaltung in wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Fragen nicht ganz bald ändert, wird sie nicht anklopfen, sondern irgendwann die Tür eintreten.

Das Wort “Inflation“ ist in diesen Tagen überall zu hören und zu lesen. Weil allerdings verstehen unterschiedliche Personen mitunter sehr Unterschiedliches unter Inflation, hier zunächst eine Definition: "Inflation ist das fortgesetzte Ansteigen der Güterpreise aus breiter Front." Diese Definition besagt, dass bei Inflation die Güterpreise also nicht nur einmalig, sondern dauerhaft in die Höhe steigen; und dass dabei nicht nur einige wenige Güterpreise steigen, sondern alle.

Wie kommt es zur Inflation? Die Volkswirte halten zwei Erklärungen bereit. Die erste Erklärung ist die "nicht-monetär" verursachte Inflation. Danach führen zum Beispiel stark steigende Energiepreise zu Inflation. Man spricht hier von einer Kostenschub-Inflation. Oder die Inflation wird von einem Nachfrageüberhang verursacht: Die Güternachfrage übersteigt das Güterangebot, und das lässt die Preise steigen.

Die zweite Erklärung der Inflation ist eine monetäre. "Inflation immer und überall ein monetäres Phänomen", wie es der US-amerikanische Ökonom Milton Friedman auf den Punkt brachte. Und das ist richtig. Denn in einer Volkswirtschaft, in der kein Geld verwendet wird, gibt es schlichtweg keine Inflation. Inflation hat etwas mit Geld zu tun. Man kann zudem theoretisch aufzeigen, dass die Vermehrung der Geldmenge die Güterpreise ansteigen lässt - sie höher ausfallen lässt gegenüber einer Situation, in der die Geldmenge nicht ausgeweitet worden wäre.

Auch empirisch zeigt sich: Eine im Zeitablauf steigende Geldmenge geht mit steigenden Güterpreisen einher - ob nun in Form von Konsumgüterpreisen oder Vermögenspreisen wie Aktien und Häuser.

Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen auf der Welt lassen sich beide Erklärungen sinnvoll miteinander verknüpfen. Der Energiepreisschock, den die grüne Politik ausgelöst hat, und der viele andere Güterpreise in die Höhe katapultiert, trifft auf einen gewaltigen Geldmengenüberhang, den die Zentralbanken in den letzten Jahren aufgetürmt haben. Und es ist eben dieser Geldmengenüberhang, der es überhaupt erst möglich macht, dass der Güterpreisschock sich in Inflation - also einem fortgesetzten Ansteigen der Güterpreise auf breiter Front - niederschlagen kann. So gesehen ist es die übermäßig stark ausgeweitete Geldmenge, die für die Güterpreisinflation verantwortlich ist.

Ohne sie wäre die Inflation in dieser Weise nicht möglich. Ohne die exorbitante Zunahme der Geldmenge gäbe es keinen fortgesetzten Anstieg aller Güterpreise.


Was Inflation bedeutet

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Quelle: Eigene Darstellung.


Spricht man also über Inflation, ist es sinnvoll, zwischen Güterpreisinflation und Geldmengeninflation zu unterscheiden. Die Güterpreisinflation ist das Symptom, die Geldmengeninflation ihre Ursache. Inflation bedeutet Kaufkraftverlust des Geldes: Wenn es Inflation gibt, dann bekommt man für sein Geld immer weniger Güter. Im heutigen ungedeckten Geldsystem, im Fiatgeldsystem, ist die Inflation chronisch, eine tagtägliche Plage sozusagen.

Der Grund: Die staatlichen Zentralbanken, die die Macht über die Geldmenge haben, haben sich selbst den Auftrag gegeben, für eine Inflation von pro Jahr 2 Prozent zu sorgen. Das erscheint vielleicht auf den ersten Blick akzeptabel, nicht aber auf den zweiten. Denn die Zentralbanken bewahren dadurch nicht die Kaufkraft des Geldes im Zeitablauf, sie setzen sie planvoll herab! Sie sind nicht Währungshüter, sondern vielmehr Währungszerstörer.

Eine Inflation von 2 Prozent mag "gering" erscheinen. Doch über die Zeit gesehen führt sie zu einer beträchtlichen Verminderung der Kaufkraft des Geldes. Beispielsweise beträgt der Kaufkraftverlust des Geldes bei einer Inflation pro Jahr von 2 Prozent nach 5 Jahren 9%, nach 10 Jahren 18%. Eine Inflation von 5% hat nach 5 Jahren die Kaufkraft des Geldes bereits um 22%, nach 10 Jahren um 39% zersetzt. Und bei einer 10-prozentigen Inflation sind nach 5 Jahren gar schon 38% der Kaufkraft perdü, nach 10 Jahren 61 Prozent.

Was ist Hochinflation? Es gibt zwar keine einheitliche Definition für sie. Aber es ist sinnvoll von Hochinflation zu sprechen, wenn die Güterpreise um 5, 10 oder 15 Prozent pro Jahr steigen.


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