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Die Bank of England gleicht die Folgen der Politik aus

12.10.2022  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 0,9698 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 0,9672 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 146,21. In der Folge notiert EUR-JPY bei 141,8. EUR-CHF oszilliert bei 0,96749.


Die aktuelle Marktlage

Die Kurse an den Aktienmärkten tendierten gestern unter hohen Schwankungen seitwärts. Die Nervosität vor der Veröffentlichung der US-Inflationszahlen und des Protokolls der Federal Reserve ist deutlich zu spüren. Die ersten Veröffentlichungen der Quartalszahlen fallen gemischt aus. Insbesondere Konsumtitel überraschten den Markt negativ, während Technologietitel gemischt ausgefallen sind. Aus beiden Sektoren haben bisher nur je 13 Titel Zahlen veröffentlicht, so dass eine Richtungsprognose noch zu früh erscheint.


Die Bank of England weitet Ankaufprogramm aus

Bereits zum zweiten Mal in dieser Woche musste die Bank of England in die Märkte eingreifen. Sie weitet den Umfang ihrer Anleihekäufe auf inflationsgebundene Schuldtitel aus, um einen die Finanzstabilität gefährdenden Ausverkauf zu verhindern. Auf den Eingriff der Notenbank hin beruhigte sich der Markt zumindest in kurzfristiger Hinsicht.

Die Rendite 10-jähriger inflationsgebundener Wertpapiere sank nach der BOE-Ankündigung um bis zu 12 Basispunkte, auch der Verkauf von inflationsgebundenen 30-jährigen Anleihen im Wert von 900 Mio. £ durch die Regierung stieß auf große Marktnachfrage. Klassische Anleihen zogen an, gaben ihre Gewinne aber im Handelsverlauf wieder in großen Teilen ab.

Die Bank gibt zur Zeit den Ausputzer Großbritanniens, wobei sie die Querschüsse aus den eigenen Reihen abfangen muss. Die Steuersenkungen der Regierung waren übertrieben, der Finanzmarkt fragt sich zu Recht, wie sie finanziert werden sollen. Das Beben im britischen Anleihemarkt ist somit hausgemacht.

Die von Marktteilnehmern erhobenen Vorwürfe, dass der BoE ein langfristiger Plan fehle, darf getrost mit Verweis auf das erratische Regierungshandeln gekontert werden, vor dessen Hintergrund Planung kaum möglich scheint.

Vertrauen in den britischen Anleihemarkt wird die Zentralbank aber nicht aufbauen können. Es ist wahrscheinlich, dass sie ihre Ankäufe über den 14. Oktober hinaus durchführen muss und damit ihre bisherige Planung wie auch ihre Geldpolitik konterkariert. Wir halten den britischen Anleihemarkt vor diesem Hintergrund für wenig attraktiv, der größere US-Markt bietet aus Sicht von Euro-Anlegern ein besseres Chance-Risikoverhältnis.



Der IWF senkt seine Prognosen weiter

Nachdem der IWF seine Prognose für das weltweite Wachstum im Juni von 3,8% auf 2,9% gesenkt hat, senkte er gestern die Prognosen weiter auf 2,7% ab. Mit 25-prozentiger Wahrscheinlichkeit werde das Wachstum sogar unter 2% fallen. Die Risiken kämen insbesondere aus den hohen Inflationsraten, dem Ukrainekrieg und der Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft. Etwa ein Drittel der Weltwirtschaft drohe im nächsten Jahr zu schrumpfen, wobei die USA, die Europäische Union und China stagnieren sollten.

Die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung der US-Notenbank würden weltweit zu spüren sein. Die Stärke des Dollars gegenüber den Währungen der Schwellen- und Entwicklungsländer sollten den Inflations- und Schuldendruck erhöhen. Trotzdem sieht der IWF größere Risiken darin, dass die Notenbanken zu wenig tun, als dass sie in ihrer Politik zu aggressiv vorgehen. Auf der positiven Seite sollte die Inflation nach den IWF-Prognosen dieses Jahr ihren Höhepunkt erreicht haben, sie verbleibe jedoch auch in den Folgejahren auf erhöhtem Niveau.

Der IWF passt seine Prognosen an die geänderte Situation an, wie bereits an dieser Stelle geäußert, ist zumindest ein Teil der negativen Prognosen an den Märkten eingepreist. Für Panikverkäufe ist es in der aktuelle Lage aus unserer Sicht für langfristige Investoren zu spät, für Käufe allerdings zu früh, da die Gefahr eines finales Ausverkaufs nicht gebannt ist. Ein wenig beachtete Tugend an den Kapitalmärkten heißt: Geduld üben.


Beendet die EZB in diesem Jahr ihre Zinserhöhungen?

Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau sprach sich auf einer Veranstaltung in New York dafür aus, dass die EZB bald mit dem Abbaus ihrer Bilanz beginnt. Wenn die Zinsen ein neutrales Niveau erreicht haben, dürfe danach nicht zulange mit der Verringerung der Anleihebestände gewartet werden, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB). Dies könne bereits vor dem Ende dieses Jahres erreicht werden.

Da nach der bisherigen Strategie der EZB eine Verringerung der Bilanz nach Beendigung des Zinserhöhungszyklus erfolgen soll, sieht Villeroy damit ein Ende des Zinserhöhungszyklus in in diesem Jahr. Folgt der Rat diesem Ansatz, würde die EZB würde das Leitzinsniveau in Europa unter dem in den USA belassen, bei zugleich höherer erwarteter Inflation in der Eurozone, wenn man die aktuellen in Bloomberg verfügbaren Konsensprognosen heranzieht. Die Strategie wäre aus Sicht der Inflationsbekämpfung sportlich. Wir dürften in diesem Fall gespannt auf die Entwicklung des Euros an den Devisenmärkten sein.

Für die Aktienmärkte eröffnet sich das Szenario einer Erholungsbewegung, wenn die Zentralbanken die Zinserhöhungen beenden. Diese stünde auf tönernen Füßen, sollte sich die Inflation als hartnäckiger als erwartet erweisen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 - 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag


© Christian Buntrock
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