Ruhiger Handel – US-Inflationsdaten – EU-Untersuchung – Übernahme Hamburger Hafen
14.09.2023 | Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0744 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0711 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 147,1. In der Folge notiert EUR-JPY bei 158,06. EUR-CHF oszilliert bei 0,95881.
Ruhiger Handel vor EZB-Entscheid
Die Aktienmärkte tendierten gestern uneinheitlich. Während in Europa die Börsen leicht schwächer tendierten, konnten die US-Märkte leichte Gewinne verzeichnen. Die Marktteilnehmer warten die heutige EZB-Entscheidung ab, bevor neue Positionen eingegangen werden. An den europäischen Anleihemärkten stiegen wie schon am Vortag die Renditen am kurzen Ende der Zinskurve stärker an, als am lange Ende.
Die Zinskurve wird inverser: während die zweijährigen Bundesanleihen bei 3,17% handeln, liegen die zehnjährigen Bundesanleihen mit 2,65% 52 Basispunkte tiefer. Gold verlor 0,24%, handelt aber weiter über der Unterstützungslinie um 1.900 USD / Unze. Silber verlor am gestrigen Handelstag mit mit -1,06% deutlicher und droht aus der jüngsten Handelsrange nach unten auszubrechen.
US-Inflationsdaten liegen leicht über den Erwartungen
Die US-Inflation ist im August schneller gestiegen als erwartet. Die Kerninflation stieg gegenüber Juli um 0,3% und damit zum ersten Mal seit sechs Monaten wieder an. Die Gesamtinflation stieg gegenüber dem Vormonat um 0,6% und damit so stark wie seit über einem Jahr nicht mehr. Der Grund liegt in gestiegenen Energiepreisen. Gemäß dem Büro für Arbeitsstatistik waren die steigenden Benzinkosten für mehr als die Hälfte des Anstiegs der Gesamtinflationsrate im August verantwortlich.
Kommentar: Es stellt sich die Frage, ob die hohe Wirtschaftsaktivität - verbunden mit den staatlich geförderten Investitionsprogrammen - die Inflation in den nächsten Monaten weiter anheizen werden. Die jetzigen Inflationszahlen waren nicht so hoch, dass mit einer überraschenden Leitzinserhöhung im September gerechnet werden muss, sie sind aber hoch genug, als dass die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen als Drohkulisse für die Märkte im Raum steht. Die US-Aktienmärkte haben die Zahlen gut aufgenommen. Es spricht bisher nichts gegen eine Erhöhung der Investitionsquote nach Ablauf der saisonal schwierigen Monate.
Die EU leitet Untersuchung wegen subventionierter E-Autos aus China ein
Die Europäische Union hat angekündigt, die staatlichen Subventionen für Elektroautos aus China untersuchen zu lassen und geht damit bewusst die Gefahr eines Handelskrieges mit China ein. So sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen bei ihrer Rede zur Lage Europas, dass ihre Behörde eine Untersuchung wegen marktverzerrender Subventionen gestartet habe, zwar sei die EU am Austausch mit China interessiert, man werde sich aber gegen unfaire Handelspraktiken verteidigen.
Durch die Subventionen seien in China produzierte Elektroautos auf dem EU-Markt im Schnitt 20 Prozent günstiger, es werde befürchtet, dass der bereits bei 8% liegende Marktanteil sich in den nächsten Jahren verdoppelt. Eine Möglichkeit wäre die Einführung von Zöllen als Gegengewicht zu den chinesischen Subventionen. Von der Leyen erinnerte an die europäische Solarindustrie, die von subventionierten chinesischen Wettbewerbern aus dem Markt gedrängt worden sei.
Kommentar: Von der Leyen vertritt an dieser Stelle Interessen der französischen Regierung, die auf entsprechende Maßnahmen drängte und deren Automobilhersteller Renault de facto keine Autos in China absetzt. Die deutschen Autohersteller, die vom chinesischen Markt abhängig sind und sich auf allen Märkten den Mitbewerbern stellen müssen, reagieren zurückhaltender aus Furcht vor einem Handelskrieg. Entsprechend reagiert der Autoverband VDA zurückhaltend.
Wer vertritt die Interessen der deutschen Automobilhersteller? Es wäre im Vorfeld in die Aufgabenbereiche des Außenministeriums und des Wirtschaftsministeriums gefallen, den direkten Draht nach China zu suchen und eine Lösung anzustreben.
Kommt man zu keiner Einigung, wären entsprechende Gegenmaßnahmen auf EU-Ebene unabdingbar, die Kritik der EU-Kommission ist durchaus berechtigt. Den Gesprächsfaden wird jetzt EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis aufnehmen und in der nächsten Woche nach China reisen. Da es bei der Automobilindustrie um den wichtigsten Wirtschaftssektor Deutschlands handelt, wäre ein antizipatives Regierungshandeln und eine aktivere Rolle in dem Prozess wünschenswert gewesen.
Unternehmen: Die weltgrößte Reederei MSC will beim Hamburger Hafen einsteigen
Die Schweizer Reederei MSC bietet 16,75 Euro je Aktie des Hamburger Hafenbetreiber HHLA. Voraus gingen Geheimverhandlungen mit der Hansestadt Hamburg. Der Hamburger Hafen, der politisch als kritische Infrastruktur eingeordnet wird, soll zwar mehrheitlich beim Staat verbleiben, die restlichen Anteile würden aber an MSC gehen. Mit der Übernahme würden die Pläne des Großaktionärs Kühne von Hapag Lloyd verhindert werden, selber den Hafenbetrieb zu übernehmen. Offen ist, ob Kühne selbst oder Hapag-Lloyd ein Gegenangebot abgeben werden.
Kommentar: Die rot-grüne Regierung hat nur mit einem möglichen Bieter verhandelt, anstatt über einen Bieterwettbewerb einen fairen Marktpreis zu erzielen. Es stellt sich die Frage, warum nicht die Zahlungsbereitschaft des Marktes getestet wurde. Aus finanzieller Sicht ist es mehr als fraglich, ob die Interessen der Bürger optimal vertreten wurden. Auch strategisch bleiben Fragen offen: Warum wird nicht zuerst mit der heimischen Wirtschaft und den Unternehmen vor Ort über eine Übernahme gesprochen? Diese sind immerhin ein signifikanter Steuerzahler und seit Jahrzehnten der Region verbunden.
Die versprochenen Investitionen von MSC klingen zwar gut, können aber eben auch wieder in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Lage zurückgenommen werden. Die aus den Anteilen generierten Einnahmen fließen zudem zukünftig in die Schweiz und verbleiben nicht in Hamburg. Es stellt sich das Gefühl ein, dass Animositäten im Hamburger Senat gegen die Person Kühne und damit Hapag-Lloyd entscheidender bei der Wahl des Verkaufspartners gewesen sein könnten, als die Vertretung der Interessen der Hamburger Wirtschaft.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0920 – 1.0950 negiert das für den USD positive Szenario.
Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag
© Christian Buntrock
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Die im Hellmeyer Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Hellmeyer Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Hellmeyer Reports, die in dem Hellmeyer Report als Ansprechpartner benannt werden.
Die im Hellmeyer Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Hellmeyer Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Hellmeyer Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.
Ruhiger Handel vor EZB-Entscheid
Die Aktienmärkte tendierten gestern uneinheitlich. Während in Europa die Börsen leicht schwächer tendierten, konnten die US-Märkte leichte Gewinne verzeichnen. Die Marktteilnehmer warten die heutige EZB-Entscheidung ab, bevor neue Positionen eingegangen werden. An den europäischen Anleihemärkten stiegen wie schon am Vortag die Renditen am kurzen Ende der Zinskurve stärker an, als am lange Ende.
Die Zinskurve wird inverser: während die zweijährigen Bundesanleihen bei 3,17% handeln, liegen die zehnjährigen Bundesanleihen mit 2,65% 52 Basispunkte tiefer. Gold verlor 0,24%, handelt aber weiter über der Unterstützungslinie um 1.900 USD / Unze. Silber verlor am gestrigen Handelstag mit mit -1,06% deutlicher und droht aus der jüngsten Handelsrange nach unten auszubrechen.
US-Inflationsdaten liegen leicht über den Erwartungen
Die US-Inflation ist im August schneller gestiegen als erwartet. Die Kerninflation stieg gegenüber Juli um 0,3% und damit zum ersten Mal seit sechs Monaten wieder an. Die Gesamtinflation stieg gegenüber dem Vormonat um 0,6% und damit so stark wie seit über einem Jahr nicht mehr. Der Grund liegt in gestiegenen Energiepreisen. Gemäß dem Büro für Arbeitsstatistik waren die steigenden Benzinkosten für mehr als die Hälfte des Anstiegs der Gesamtinflationsrate im August verantwortlich.
Kommentar: Es stellt sich die Frage, ob die hohe Wirtschaftsaktivität - verbunden mit den staatlich geförderten Investitionsprogrammen - die Inflation in den nächsten Monaten weiter anheizen werden. Die jetzigen Inflationszahlen waren nicht so hoch, dass mit einer überraschenden Leitzinserhöhung im September gerechnet werden muss, sie sind aber hoch genug, als dass die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen als Drohkulisse für die Märkte im Raum steht. Die US-Aktienmärkte haben die Zahlen gut aufgenommen. Es spricht bisher nichts gegen eine Erhöhung der Investitionsquote nach Ablauf der saisonal schwierigen Monate.
Die EU leitet Untersuchung wegen subventionierter E-Autos aus China ein
Die Europäische Union hat angekündigt, die staatlichen Subventionen für Elektroautos aus China untersuchen zu lassen und geht damit bewusst die Gefahr eines Handelskrieges mit China ein. So sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen bei ihrer Rede zur Lage Europas, dass ihre Behörde eine Untersuchung wegen marktverzerrender Subventionen gestartet habe, zwar sei die EU am Austausch mit China interessiert, man werde sich aber gegen unfaire Handelspraktiken verteidigen.
Durch die Subventionen seien in China produzierte Elektroautos auf dem EU-Markt im Schnitt 20 Prozent günstiger, es werde befürchtet, dass der bereits bei 8% liegende Marktanteil sich in den nächsten Jahren verdoppelt. Eine Möglichkeit wäre die Einführung von Zöllen als Gegengewicht zu den chinesischen Subventionen. Von der Leyen erinnerte an die europäische Solarindustrie, die von subventionierten chinesischen Wettbewerbern aus dem Markt gedrängt worden sei.
Kommentar: Von der Leyen vertritt an dieser Stelle Interessen der französischen Regierung, die auf entsprechende Maßnahmen drängte und deren Automobilhersteller Renault de facto keine Autos in China absetzt. Die deutschen Autohersteller, die vom chinesischen Markt abhängig sind und sich auf allen Märkten den Mitbewerbern stellen müssen, reagieren zurückhaltender aus Furcht vor einem Handelskrieg. Entsprechend reagiert der Autoverband VDA zurückhaltend.
Wer vertritt die Interessen der deutschen Automobilhersteller? Es wäre im Vorfeld in die Aufgabenbereiche des Außenministeriums und des Wirtschaftsministeriums gefallen, den direkten Draht nach China zu suchen und eine Lösung anzustreben.
Kommt man zu keiner Einigung, wären entsprechende Gegenmaßnahmen auf EU-Ebene unabdingbar, die Kritik der EU-Kommission ist durchaus berechtigt. Den Gesprächsfaden wird jetzt EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis aufnehmen und in der nächsten Woche nach China reisen. Da es bei der Automobilindustrie um den wichtigsten Wirtschaftssektor Deutschlands handelt, wäre ein antizipatives Regierungshandeln und eine aktivere Rolle in dem Prozess wünschenswert gewesen.
Unternehmen: Die weltgrößte Reederei MSC will beim Hamburger Hafen einsteigen
Die Schweizer Reederei MSC bietet 16,75 Euro je Aktie des Hamburger Hafenbetreiber HHLA. Voraus gingen Geheimverhandlungen mit der Hansestadt Hamburg. Der Hamburger Hafen, der politisch als kritische Infrastruktur eingeordnet wird, soll zwar mehrheitlich beim Staat verbleiben, die restlichen Anteile würden aber an MSC gehen. Mit der Übernahme würden die Pläne des Großaktionärs Kühne von Hapag Lloyd verhindert werden, selber den Hafenbetrieb zu übernehmen. Offen ist, ob Kühne selbst oder Hapag-Lloyd ein Gegenangebot abgeben werden.
Kommentar: Die rot-grüne Regierung hat nur mit einem möglichen Bieter verhandelt, anstatt über einen Bieterwettbewerb einen fairen Marktpreis zu erzielen. Es stellt sich die Frage, warum nicht die Zahlungsbereitschaft des Marktes getestet wurde. Aus finanzieller Sicht ist es mehr als fraglich, ob die Interessen der Bürger optimal vertreten wurden. Auch strategisch bleiben Fragen offen: Warum wird nicht zuerst mit der heimischen Wirtschaft und den Unternehmen vor Ort über eine Übernahme gesprochen? Diese sind immerhin ein signifikanter Steuerzahler und seit Jahrzehnten der Region verbunden.
Die versprochenen Investitionen von MSC klingen zwar gut, können aber eben auch wieder in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Lage zurückgenommen werden. Die aus den Anteilen generierten Einnahmen fließen zudem zukünftig in die Schweiz und verbleiben nicht in Hamburg. Es stellt sich das Gefühl ein, dass Animositäten im Hamburger Senat gegen die Person Kühne und damit Hapag-Lloyd entscheidender bei der Wahl des Verkaufspartners gewesen sein könnten, als die Vertretung der Interessen der Hamburger Wirtschaft.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0920 – 1.0950 negiert das für den USD positive Szenario.
Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag
© Christian Buntrock
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Hinweis: Der Hellmeyer Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der Netfonds AG, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der Netfonds AG und dem jeweiligen Empfänger zustande.
Die im Hellmeyer Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Hellmeyer Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Hellmeyer Reports, die in dem Hellmeyer Report als Ansprechpartner benannt werden.
Die im Hellmeyer Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Hellmeyer Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Hellmeyer Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.