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Blick auf den Markt – Fokus Zentralbankpolitik – ZEW-Indikation

13.09.2023  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0747 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0706 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 147,37. In der Folge notiert EUR-JPY bei 158,37. EUR-CHF oszilliert bei 0,95853.


Blick auf den Markt

Vorsicht war am gestrigen Handelstag an den Finanzmärkten angesagt, die Aktienmärkte tendierten die gesamte Handelszeit über etwas schwächer, insbesondere zum Handelsschluss kam in den USA weiteres Verkaufsinteresse auf - ein schlechtes Vorzeichen für die zukünftige Entwicklung. Verkauft wurden vor allem Titel aus den Bereichen Software & Services, Haushaltsgüter und Automobile, Banken und Energietitel waren hingegen gefragt. An den deutschen Rentenmärkten stieg gestern die Nachfrage nach langen Laufzeiten, während das kurze Ende gegeben wurde. Die inverse Form der Kurve wurde also weiter verstärkt, wir sehen eine deutliche Rezessionswarnung.

Die Vorgaben aus Fernost sind heute morgen in der Tendenz bärisch, von 23 geöffneten Börsen eröffneten 19 schwächer.


Die Zentralbankpolitik rückt in den Fokus

Für die nächste Zeit rückt wieder die Zentralbankpolitik in den Mittelpunkt des Interesses. Folgende Termine stehen an:

• 14. September: Europäische Zentralbank
• 20. September: Federal Reserve
• 21. September: Norges Bank (Norwegen), Sveriges Riksbank (Schweden), Schweizerische Nationalbank und Bank of England
• 22. September: Bank of Japan

Die Unsicherheit im Markt ist entsprechend hoch. Schon wie die Zins-Entscheidung der EZB ausfallen wird, kann als Münzwurf angesehen werden.

Legt man die impliziten Wahrscheinlichkeiten der Handelsdaten vom Stand gestern Abend zugrunde, kommt man auf eine Wahrscheinlichkeit von 52 % für einen Zinsschritt von 25 BP. Der Analystenkonsens von Bloomberg ist ebenfalls gespalten und tendiert hingegen knapp in die andere Richtung, also gegen eine Zinserhöhung.

Nicht im September, sondern für Oktober rechnet der Median der Analysten mit einem entsprechenden Schritt. Warum die Entscheidung so offen ist? Für beide Varianten gibt es gute Argumente:

Für einen weiteren sofortigen Zinsschritt sprechen die wieder steigenden Energie- und Rohstoffpreise. Auch sinkt die Inflation nicht so schnell, wie noch vor einigen Monaten gehofft. Dazu kommt, dass das Lohnwachstum – insbesondere im Servicesektor - hoch ist.

Gegen einen solchen Schritt sprechen die rückläufigen Konjunkturdaten. Stellt die EZB dazu auf die (noch!) rückläufige Kerninflation ab, könnte sie sich auch noch etwas Zeit mit einer Erhöhung lassen. Immerhin hat sie zuvor deutlich kommuniziert, dass es sich bei der letzten Entscheidung nur um das Einleiten einer Zinspause handeln kann. Schließt sie an diese Argumentation an, hält sie die Märkte weiter in Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung, was bereits einen dämpfenden Effekt auf die Wirtschaft hätte und Spekulationsblasen verhindern sollte. Ein solches Vorgehen mag weiser sein, als die Leitzinsen zu erhöhen und den Markt wissen zu lassen, dass keine weiteren Zinserhöhungen vorgesehen sind.

Seitens der Federal Reserve wird für September nicht mit Zinserhöhungen gerechnet, es bleibt abzuwarten, ob im Oktober ein Zinsschritt notwendig ist. Läuft die US-Wirtschaft weiter wie bisher, sollte das angestrebte Soft Landing gelingen.

Spannend wird die Ausrichtung der Geldpolitik in Japan, wo Gouverneur Kazuo Ueda den Weg für eine mögliche Normalisierung der Politik ebnet.

Kommentar: seitens der Leserschaft werde ich regelmäßig gefragt: womit rechen Sie? Ich erwarte eher eine Zinspause im September und eine Erhöhung im Oktober. So sollte sich einfacher ein Konsens in der EZB herstellen lassen. Zudem verliefen die Zinserhöhungen der beiden großen Zentralbanken zuletzt synchron, was auch für den Oktober sprechen könnte.

Entsprechende Positionen würde ich zur EZB-Zinsentscheidung nicht eingehen, dafür ist die Entscheidung mit zu hoher Unsicherheit belastet. Für die Anlage interessanter ist es, einen Blick nach Japan zu werfen, wo die Banken von den Zinserhöhungen in den nächsten Quartalen profitieren sollten.



ZEW-Indikatoren bergen Licht und Schatten

Die ZEW-Konjunkturerwartungen haben sich zum zweiten Mal in Folge verbessert, zeigen aber immer noch eine schwache Dynamik auf. Der ZEW-Erwartungsindex stieg im September überraschend von -12,3 auf -11,4, erwartet worden war ein Rückgang auf -15,0. Die besseren Werte sind laut ZEW vor allem auf die zunehmenden Aussichten auf ein Ende der Zinserhöhungen zurückzuführen.

Die Einschätzung der gegenwärtigen konjunkturellen Lage verschlechtert sich hingegen weiter deutlich. Der Indikator sinkt von 71,3 um 8,1 Punkte auf minus 79,4 Punkte, was den niedrigsten Wert seit drei Jahren darstellt.

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Kommentar: Die Verbesserung der Erwartungen bringt keine Trendwende mit sich, dafür ist die fundamentale Lage zu herausfordernd. Mit einem Ende des Zinserhöhungszyklus fällt zwar etwas Ballast von der deutschen Wirtschaft ab, ein Rettungsring wäre dies aber nicht. Der Schlüssel hierzu liegt in der Energiepolitik.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0920 – 1.0950 negiert das für den USD positive Szenario.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag


© Christian Buntrock
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