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Aktienmärkte vor Fed-Entscheidung – Investmentideen – OECD sieht Abkühlung

20.09.2023  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,068 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0675 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 147,81. In der Folge notiert EUR-JPY bei 157,86. EUR-CHF oszilliert bei 0,95909.


Aktienmärkte: Federal Reserve Entscheidung voraus!

Die Aktienmärkte stehen kurzfristig unter dem Einfluss der Energiemärkte und der Zinspolitik. An den Ölmärkten liegt das nächste technische Ziel bei 95 US-Dollar. Sollte das schwarze Gold an diese Marke laufen und sich anschließend in dem Handelsbereich zwischen 90 und 95 US-Dollar halten können oder sogar darüber hinaus schießen, verstärkten sich die Auswirkungen auf die Inflation. Diese könnte nach dem Rückgang der letzten Monate wieder Momentum aufnehmen.

Die Folgen wären wohl wiederum in der Geldpolitik spürbar. Zwar noch nicht auf der heutigen Sitzung, gleichwohl auf den Folgenden. Während die gehandelte Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung für den heutigen Tag praktisch bei Null liegt, beträgt diese für die Sitzung am 01. November bereits 30%, für Dezember steigt die Wahrscheinlichkeit auf 45%.

Dementsprechend gespannt wird auf den Wortlaut der Pressekonferenz heute Abend um 20:30 MEZ gewartet. An den Aktienmärken wurde im Vorfeld vorsichtig agiert. Sowohl die europäischen Aktienmärkte also auch ihre US-Pendants standen unter leichtem Abgabedruck. An den Bondmärkten zogen die Renditen leicht an. Die zehnjährigen Bunds stiegen auf 2,74% und die entsprechenden US-Treasuries lagen bei 4,35%.

Der morgendliche Handel begann an den asiatischen Märkten mit leichten Verlusten. Chinesische, indische und japanische Indizes gaben nach. Nachgefragt wurden hingegen Titel aus Vietnam. Sowohl europäische als auch US-Futures handelten auf Vortagsniveau. An den Devisenmärkten war die Bewegung des Yen auffällig. Dieser zog an, nachdem Janet Yellen gesagt hatte, dass jegliche Währungsintervention Japans verständlich sei, wenn sie darauf abziele, die Volatilität zu glätten. Die Anleihemärkte tendieren unauffällig, an den Ölmärkten blieben trotz der jüngsten Kursgewinne bisher Gegenbewegungen aus.


Investmentideen: Blick auf den US-Bondmarkt

Im aktuellen Marktumfeld wird in Investmenthäusern ein Einstieg in US-Treasuries aus Sicht von europäischen Anlegern diskutiert. Der Zinserhöhungszyklus ist zwar eventuell noch nicht ganz um, aber die Anzahl der noch möglichen Zinserhöhungen liegt auch in einem deutlich negativen Szenario bei maximal zwei Erhöhungen.

Im positiven - und zur Zeit von Markt erwarteten Fall - sollte es hingegen in 2024 und in der Folgezeit wieder zu Zinssenkungen kommen, die mit entsprechenden Kursgewinnen eingehen würden. Durch das bereits gestiegene Zinsniveau sollten bei einer je nach Risikoneigung geeigneten Duration die möglichen Kursverluste bei Zinssteigerungen etwas abgepuffert werden.

Auch das Chance- / Risikoverhältnis eines damit einhergehenden Investments in den US-Dollar sieht auf mittelfristige Sicht positiv aus: wie vielfach an dieser Stelle bereits aufgezeigt, verbessern sich die Strukturdaten in den USA gegenüber Europa und vor allem Deutschland deutlich. Dies könnte dem US-Dollar weiteren Auftrieb gegenüber dem Euro geben.

Überlegenswert als Alternative zu US-Treasuries mag die Auswahl von Unternehmensanleihen mit hoher Bonität sein, um zusätzlich etwas Carry zu generieren, also einen Ertrag über die Rendite der US-Treasuries hinaus.

Das Risiko der Investmentidee liegt insbesondere in einer zweiten Inflationswelle, die weitere Zinserhöhungen notwendig macht und einer schnellen Erholung des Euros. In ungünstigen Fall würde es für den Anleger zu Verlusten sowohl auf der Zinsseite also auch auf der Währungsseite kommen.

Kommentar: Die Investmentideen sind keine Anlageempfehlung, sondern ein Denkanstoß für die eigene Meinungsbildung.


OECD sieht Abkühlung der Weltwirtschaft durch höhere Leitzinsen

In ihrem neusten Bericht sieht die OECD die Weltwirtschaft vor einer Verlangsamung stehen, da die Zinserhöhungen die Wirtschaftstätigkeit belasten und Chinas Pandemieaufschwung enttäuschend verliefe. Das Land entwickele sich zu einem der Hauptrisikofaktoren für die Weltwirtschaft. Den jüngsten OECD-Prognosen zufolge wird sich das Wachstum der Welt bis 2024 auf 2,7% abschwächen, nachdem es in diesem Jahr bereits "unterdurchschnittlich" um 3% gestiegen ist. Mit Ausnahme des Jahres 2020, als Covid zuschlug, wäre dies das schwächste jährliche Wachstum seit der globalen Finanzkrise.

Die OECD warnte, dass die Risiken für ihre Vorhersage eher nach unten tendieren, da frühere Zinserhöhungen noch stärkere Auswirkungen als erwartet haben könnten und die Inflation sich als hartnäckig erweisen könnte, was eine weitere Straffung der Geldpolitik erforderlich machen würde.

Offen wäre, ob die Zentralbanken konsequent bleiben, wenn die Auswirkungen ihrer bisherigen Inflationsbekämpfung weiterhin auf die Wirtschaft durchschlagen und zugleich der Druck aus der Politik steigt, da die Wirtschaftstätigkeit abgewürgt wird.

Kommentar: Die OECD malt das Risikoszenario einer Stagflation an die Wand, ohne das Kind direkt beim Namen zu nennen. In der Tat gibt es Parallelen zu der Inflationsentwicklung der 70‘er Jahre, in denen die Inflation nach einem ersten Rückgang wieder aufflammte. Bisher verhalten sich die Zentralbanken aber zu konsequent, um diesem Szenario eine relevante Gewichtung zu geben. Im Gegenteil scheint es eher möglich, dass der Markt den Willen der Notenbanker unterschätzt, die Inflation zu bekämpfen.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0920 – 1.0950 negiert das für den USD positive Szenario.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag



© Christian Buntrock
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