Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Anleihesterben, Verbraucherpreislügen & Golddynamik

14.02.2023  |  Matt Piepenburg
- Seite 2 -
Die simple Mathematik des US-Anleihesterbens

• Staatsdefizite - Landmine Nummer 1

In den schmerzvollen Jahren 2008 und 2020 stiegen die US-Defizite, prozentual zum BIP, um 8% bzw. 10%.

Immerhin braucht es in schlechten Zeiten mehr Schulden-"Akkommodierung" - also mehr Defizitfinanzierung und steigende Wachstumsraten bei der Verschuldung.

Auf dem Weg ins neue Jahr 2023 hatte die jährliche "Burn Rate" des Staates schon 1,5 Bill. $ erreicht, was nicht nur erbärmlich, sondern auch gefährlich ist. Leider legt harte Mathematik nah, dass sich diese Zahl auch im Jahr 2023 weiter verschlechtern wird. Und zwar ganz deutlich.

Zieht man die vorgehenden Defizitwachstumsquoten (800 und 1.000 bsp) für die Jahre 2008 bzw. 2020 heran, so könnte sich 2023 rechnerisch eine staatliche Defizit-Burn-Rate von 2 Bill. $ bis 2,6 Bill. $ ergeben. Konservativ gerechnet, kommen die USA für 2023 somit auf ein US-Staatsdefizit zwischen 3,5 Bill. $ und 4 Bill. $. Doch das ist nur der Anfang.


• Mehr QE, Mehr Defizit-Belastung: Landmine Nummer 2

Wenn wir dann noch die laufenden monetären Straffungsmaßnahmen (QT) von -95 Mrd. $ monatlich draufsatteln, kämen wir mit unseren Defizitberechnungen für 2023 zuerst in die Nähe der 5 Bill. $-Marke und dann darüber hinaus.

Das setzt natürlich voraus, dass Powell keine Kehrtwende in seinem QT-Krieg gegen die Inflation macht. Wie mein letzter Bericht objektiv bestätigte, birgt dieser Krieg auch das Risiko, dass die US-Märkte und -Wirtschaft so stark absacken, wie wir es seit… ja… vor 1871 nicht mehr beobachten konnten.


• Ausland stößt Uncle Sams Schuldtitel ab: Landmine Nummer 3

Der wachsende Mangel an Vertrauen und Interesse an US-Treasury-Anleihen verschärft das Problem und die Mathematik dieser tickenden Zeitbomber nur weiter.

Wie ich das gesamte Jahr 2022 über erklärt hatte, war Powells/ Yellens kurzsichtige wie auch einseitige Politik der Zinserhöhungen und Dollarstärkung der absolute Tiefschlag für ausländische Währungen und Wirtschaften. Wie schon die Sanktionen gegen Putin ging auch diese Maßnahme - also der Versuch, ausländisches Geld in den Markt für US-Staatsanleihen zu locken - nach hinten los.

Die Schwellen- und Industrienationen (von BRICS bis Japan) sehen sich vielmehr gezwungen, UST-Bestände abzustoßen (zu verkaufen), um die eigenen Währungen zu verteidigen gegen die ansonsten drangsalierende und untragbare USD-Aufwertung.

Mit Blick auf all diese Faktoren kann es ohne Weiteres sein, dass ausländische Anleihehalter im Jahr 2023 zusätzlich 1 Bill. $ in US-Staatsanleihen abstoßen, die das wachsende US-Defizit spürbar in die Höhe treiben würden. Somit könnte eine Defizitmarke von 6 Bill. $ bis Jahresende überschritten sein.


Man kann es sich ausrechnen

Ein solcher Nettoabsatz von US-Schuldtiteln würde wohl auch bedeuten, dass das Angebot an US-Schuldtitel deren Nachfrage deutlich übersteigen wird. Aus dem Wirtschaftsunterricht in der Schule weiß man, dass ein derartiges Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu einem massiven Preisverfall führt.

Anders formuliert: Wenn die Anleiherenditen wie nahende Haiflossen aufsteigen, werden US-Staatsanleihen wie Newtons Apfel fallen.


Welchen Sinn haben US-Staatsanleihen noch für Sie?

Hinsichtlich der eingangs gestellten Frage, ob die traditionelle Flucht in langlaufende US-Staatstitel - also die Flucht in den "safe haven" - unter den aktuellen Gegebenheiten eigentlich Sinn macht, lassen sich die Antworten inzwischen einfacher sortieren.

Kurz: Die Notwendigkeit einer drastischen Ausweitung des UST-Angebots zur US-Defizitdeckung steht im krassen Widerstreit mit der Tatsache, dass natürliche und ausländische Nachfrage nach jenen Schuldtiteln einfach nicht mehr da ist…

Solange diese Schuldscheine nicht einfach mit Mausklickgeld aufgekauft werden und Powells sogenannter Krieg gegen die Inflation sich nicht in eine QE-Politik der extremen Inflation verkehrt…

Ahhh. Ironien an allen Ecken und Enden. Powell steht ganz einfach nur mit dem Rücken zur Wand. Seine Optionen sind furchtbar. Entweder strafft er und zerstört damit Märkte und Otto-Normal-Verbraucher, oder er lockert und zerstört den USD mit einem inflationären Hurrikan. Mit Blick auf den aktuellen politischen Kurs und die laufenden Trends lässt sich vom mathematischen Standpunkt aus mit einiger Sicherheit behaupten: Wer auf langlaufende UST setzt, schleicht sich eher auf Zehenspitzen durch ein Minenfeld, als dass er in einen "Sicheren Hafen" einsegelt.

Allen gegenteiligen offiziellen Narrativen zum Trotz ist meine Sicht (wie auch schon im Jahr 2022) unverändert geblieben: Die aktuellen Wachstumsraten und Ertragskurven legen nah, dass wir uns schon jetzt in einer Rezession befinden; sobald diese Rezession offiziell wird (Bekanntgabe ist immer nachläufig), gibt es noch mehr US-Staatsschuldenemission und noch mehr Minus bei den Anleihepreisen.


Der USD und Gold

Was den USD und dessen Auswirkungen auf den Dollar-basierten Goldpreis angeht, habe ich 2022 durchweg argumentiert, dass ein starker USD ein deutliches Hemmnis für Gold sei. Ich hatte zudem sehr oft argumentiert, dass ein derart starker USD kein nachhaltiger Ansatz sei und zwar aus dem einfachen Grund, weil steigende Verschuldung, steigende Zinssätze und ein steigender Währungswert kein nachhaltiges Trio ergeben.

Angesichts der oben diskutierten Defizitstände und angesichts der Tatsache, dass die USA jährlich 2,9 Bill. $ für Leistungsberechtigungen zahlt aber auch 900 Mrd. $ an ihren militärisch-industriellen Komplex/ Führung abgibt, ist es schlichtweg nicht möglich, dass die USA ihre Dollarstärke-Politik fortführen, ohne dabei einen regelrechten Schuldenausfall zu riskieren.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"