Fed-Front-Running: Wie Gold- & Schachspieler einen abgekarteten Markt schlagen
09.06.2023 | Matt Piepenburg
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Wenn ich mich recht erinnere, waren das keine vielversprechenden Zeiten für die anschließende Aktienkursentwicklung.
Oder einfacher formuliert: Die großen Jungs bei den ach-so cleveren Hedgefonds (die Kreditklemmen, Anleiheflüsse und das Powell-Meme vom "anhaltend hohen Zins" auf dem Schirm haben) wetten heftig gegen den S&P, während der "anhaltend hohe" US-Zentralbankenchef zu einem "Noch-ein-bisschen-/Mist, schon-wieder-was-kaputt"-Powell werden wird.
Kurzum: Das nächste Ding, das kaputtgeht, ist der Aktienmarkt.
Was natürlich sinkt, wird unnatürlich steigen
Wenn der Aktienmarkt (angetrieben durch mehr Bankenpleiten und Zinserhöhungen) einen Treffer abbekommt (der schlimmer als 2008 sein könnte), folgen als nächstes Volatilität und Dip-Buyer (Nachkäufer bei Kursverlusten).
Meiner Ansicht nach lauern die Hedgefonds wie geduldige Scharfschützen auf niedrige Einstiegskurse, versteckt hinter den Brüstungen des Anleihemarkts. Sprich: Die Hedgefonds decken sich jüngst mit negativ rentierenden US-Staatsanleihen ein (verlieren damit also bereitwillig etwas Rendite). Diese Anleihen dienen als Warteschleifen-Assets, die für den Ankauf vergünstigter Aktien schnell wieder abstoßen werden, sobald der Aktienmarkt den eben erwähnten Brechreiz bekommt.
Inmitten der drohenden Volatilität (VIX kaufen?) sehe ich daher eine Folgebewegung kommen: weg von den kraftlosen Anleihen, hin zu verbilligten Aktien.
Falls die Hedgefonds beginnen, diese Anleihen zu verkaufen, werden natürlich auch die Renditen und Zinsen für Uncle Sam gefährlich stark anziehen (teuer werden), was wiederum bedeutet, dass Uncle Sam das wird tun müssen, was er schon 2019/20 tat: wieder die Maus bemühen und mehr Sofortliquidität herbeiklicken, um die Staatsanleiherenditen unter Kontrolle zu bringen und Amerikas zunehmend unbeliebten UST-Markt zu monetisieren.
Solche quantitativen Lockerungen sind gut für die dahinsterbenden Aktien, aber auch schlecht für die Kaufkraft eines immer mehr entwerteten und verwässerten USD.
Schach gegen Dame
Also: Ob deflationär oder inflationär, das Endspiel für den kastrierten USD und seine auf Dame-Niveau spielenden Finanzplaner ist recht absehbar. Und das heißt: Auch das Endspiel für Gold ist ähnlich gut absehbar. Begreifen Sie, warum die Schachspieler (zumeist östliche Zentralbanken) mehr Gold aufstapeln als je zuvor?
Abgekartetes Spiel
Die Reise von den stürzenden zu den steigenden Märkten ist ein Spiel, das viele Hedgefonds-Insider gut kennen und auch gut spielen.
Zudem ist es ein Spiel, dem sich die US-Notenbank gar nicht entziehen kann, denn steigende Aktienmärkte (und steigende Kapitalertragssteuern) sind eine der wenigen verbleibenden Möglichkeiten für Uncle Sam, ausreichend hohe Steuereinnahmen zu generieren, um die eigenen Schuldenzinskosten von 800 Mrd. $ (Tendenz steigend) zu decken.
Das Hoch-und-Runter-Spiel an den Aktienmärkten ist abgekartet und letztendlich ein Spiel, das "zum Scheitern manipuliert" ist; doch trotz ihres amoralischen und kapitalismuszerstörenden Mandats kann man der US-Notenbank markttaktisch zuvorkommen (frontrunning), wenn man ein Auge für das total zentralisierte Schachbrett hat.
© Matt Piepenburg
Kommerzdirektor bei MAM
Dieser Artikel wurde am 04. Juni 2023 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.