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Die ökonomische Zukunft: Trostlos, trivial & schon jetzt klar

13.10.2023  |  Matt Piepenburg
Der voranstehende Titel mag etwas sensationsheischend klingen, nicht?

Im Kontext des ganzen Hypes um eine goldgedeckte BRICS-Währung, der sich diesen Sommer vor dem Hintergrund eines Treffens in Südafrika entfachte und jetzt wie ein Ruderschlag im Wasser vergeht, mag das Argument einleuchten, dass viele Goldbugs Clickbait feiern und reproduzieren als seien sie bloggende Teenager. Und gerade dem Edelmetallbereich ist das “Dauerschwarzseher”-Etikett nichts Fremdes, schließlich soll ja der Kleinhandel immer ordentlich brummen. In Ordnung. Verstanden. Ja, ich kapier’s. Wir alle “verkaufen ja nur unser Buch”.


Doch die Faktenlage ist sensationell genug

Der Haken dabei ist: Man muss gar kein Schwarzseher sein, um Anleihesignale, grundlegende Mathematik, Geschichtslektionen, aktuelle Geopolitik oder klar ersichtliche Energie- und Edelmetallflüsse mit gesundem Menschenverstand zu interpretieren. Und wer das tut, sieht drohendes Unheil kommen – Nationen, die Bankrott gehen, Währungen, die Vertrauensverlust erleiden, Staatsanleihen, die abstürzen wie Felsbrocken.

Kurz: Man muss keine Schlagzeilen aufbauschen oder Untergänge prognostizieren, wenn die aktuelle Fakten- und Zahlenlage schon mehr als sensationell ist.


Trauerspiel US-Staatsanleihe

US-Vermögenswerte im Umfang von ca. 18 Bill. $ werden vom Ausland gehalten; 7,5 Bill. $ davon entfallen auf die zunehmend verfänglichen und unbeliebten Schultitel von Uncle Sam. Diese Schuldscheine werden nun noch unattraktiver, weil die zusehens überschuldeten USA (mit einer laufenden öffentlichen Verschuldung von 33 Bill. $) bis Jahresende 2023 zusätzliche 1,9 Bill. $ Schulden aufnehmen möchten und auf dem Weg ins nächste Jahr gleich noch weitere 5 Bill. $ dazu, was selbst Jamie Dimon auf die Palme brachte.

Doch wer wird diese Schuldscheine kaufen? Ganz ehrlich.

Sollte das Ausland nun beginnen, parallel dazu die bestehenden UST-Bestände im Umfeld einer längst ersichtlichen US-Schuldenkrise abzustoßen, so hätte das für die USA und den Rest der Welt einen exponentiellen Anstieg der (schon spürbaren) Schmerzzustände zu Folge. Das ist keine Dichtung, sondern Fakt.

Selbst amerikanische Banken, die traditionell zu den großen Käufern von US-Staatsanleihen gehören, fahren inzwischen ihre Käufe zurück…

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Auch die Hedgefonds, die derzeit knapp auf der UST-Käuferseite stehen, könnten ohne Weiteres von Liquitätsszenarien betroffen sein, die sie in Kürze auf die Verkäuferseite wechseln lassen.


Elementare Mathematik, elementare Liquidität

Während Powells längerwieriger und (meiner Meinung nach) simulierter Hochzinskrieg gegen die Inflation den Dollarkurs in die Höhe treibt und während zeitgleich die Ölpreise anziehen (rückläufige Schieferölproduktion im Permgestein, Russen kürzen die Ölproduktion, während Amerika einen Deal mit dem Iran macht?), werden eben jene Staaten, die aktuell noch USTs im Wert von 7,5 Bill. $ halten, Liquidität benötigen, um verteuertes Öl zu kaufen und um die zunehmend teurer werdenden (USD-denominierten) Schulden abzuzahlen.

Aus mathematischer Sicht bedeutet diese Liquiditätskrise also zusätzlichen Abverkauf (und keinen Ankauf) von amerikanischen Staatsanleihen und somit auch mehr haiflossenähnlich steigende Anleiherenditen (bei fallenden Anleihepreisen), was nach Adam Ries dazu führt, dass die Fremdkapitalkosten für die längst himmelschreiend verschuldeten Unternehmen, Privatpersonen, Eigenheimbesitzer und eben auch Staaten fatal steigen werden.

Und das ist wichtig, weil der Anleihemarkt nun eben…ja, wichtig ist – ein Thema, das ich Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr immer wieder anreiße…


Machen die Goldbullen wieder die Pferde scheu?

Auch hier werden einige einwenden, hinter solcher Elementarmathematik und den plumpen Warnsignalen aus langweiligen Kreditmärkten steckten nur wieder die Goldbullen, die einmal mehr die Pferde scheu machten. Doch leider bestätigt die Geschichte Folgendes: Wenn Nationen in einer Schuldenspirale stecken, dann endet das stets mit einer Währungskrise, auf die eine soziale Krise folgt, welche wiederum zunehmende Zentralisierung sowie sinkende persönliche wie finanzielle Freiheiten nach sich zieht.

Wer dem Finger am Puls des heutigen Zeitgeists hat, dem könnten solche Zentralisierungstrends vielleicht bekannt vorkommen.

Also ja, zerrüttete Anleihemärkte sind wichtig, besonders dann, wenn sie in einer Weltreservewährung bemessen werden, die (wie auch jede andere Währung mit unrückzahlbarer Schuldenbelastung) als finale Blase platzen wird.



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