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Märkte unter Druck – Ifo - Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt eher schwach – Reallöhne mit Rekordanstieg – Schub für den Konsum erwartet – Deutschland erlebt ein leises Industriesterben

30.05.2024  |  Folker Hellmeyer
Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0797 (05:39 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0795 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 157,36. In der Folge notiert EUR-JPY bei 169,90. EUR-CHF oszilliert bei 0,9862.


Exkurs: Jeffrey Sachs/Tucker Carlson

Dieses Video ist für das Verständnis der geopolitischen Lage ein "must watch". Ich hatte das Vergnügen mit dem Starökonom, der für diverse US-Regierungen auch in Russland aktiv war, der in den USA und international auf höchsten Niveaus vernetzt ist, vor Jahren in Frankfurt,diskutieren zu dürfen. Nehmen Sie sich bitte die Zeit. Es geht um die Zukunft dieses Planeten.

Link: www.youtube.com


Märkte: Druck in allen Anlageklassen

An den Finanzmärkten dominiert die Farbe "Rot". Aktien, Anleihen und die edlen Metalle verloren an Boden. Auslöser der Schwäche an den Aktienmärkten war insbesondere der Zinsanstieg an den Rentenmärkten auch dank schwacher US-Treasury-Auktionsergebnissen (7-jähirge Laufzeit). Zinssorgen und eskalierte Geopolitik wirken sich derzeit negativ auf das Marktumfeld aus.

Darüber hinaus belastete das "Beige Book" der US-Notenbank, das Auskunft über die aktuelle Lage in den Fed-Bezirken gibt. In den Fed-Bezirken kam es überwiegend nur zu leichtem oder moderatem Wachstum. Das Jobwachstum sei zuletzt unausgeprägt, es käme zu geringerendiskretionären Ausgaben und der Ausblick sei pessimistischer. Erhöhte Kreditstandards der Banken als auch die hohen Zinsen wirkten bremsend.

An der Datenfront (siehe Datenpotpourri) setzte lediglich Russland mit einem BIP-Wachstum per 1. Quartal 2024 um 5,4% im Jahresvergleich überzeugende positive Akzente.

Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe stellt sich heute früh auf 2,69% (Vortag 2,60%). 10-jährige US-Staatsanleihen rentieren mit 4,61% (Vortag 4,56%).

Der Late Dax verlor 0,97%, der EuroStoxx 50 1,34%, der S&P 500 0,81%, der Dow Jones 1,06% und der US Tech 100 0,79%. Die Schwäche setzte sich in Fernost fort (Stand 07:05 Uhr): Nikkei (Japan) -1,35%, CSI 300 (China) -0,36%, Hangseng (Hongkong) -1,24%, Sensex (Indien) -0,53% und der Kospi (Südkorea) -1,47%. Der USD gewann gegenüber dem EUR als auch Gold und Silber an Boden.


Ifo - Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt eher schwach

Das Ifo Beschäftigungsbarometer stieg im Mai um 0,3 auf 96,3 Punkte,. Ein Jahr zuvor lag es bei mehr als 98 Zählern.

Kommentar: Der Anstieg ist positiv, das Niveau ist nicht erbaulich. Das zeigt auch nachfolgende Darstellung.

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Was hat der Chef der IFO-Konjunkturumfragen, Herr Wohlrabe, dazu zu sagen?

"Die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt aber eher schwach. Dort, wo Aufträge fehlen, denken die Firmen auch über einen Abbau von Arbeitsplätzen nach. In kaum einer Branche soll verstärkt eingestellt werden."

Kommentar: Diese Aussagen treffen den Kern. Anzumerken ist, dass Arbeitsmarktdaten nachlaufende Indikatoren sind.


Reallöhne mit Rekordanstieg - Schub für den Konsum erwartet

Die Reallöhne der Arbeitnehmer in Deutschland sind im 1. Quartal 2024 laut Statistischem Bundesamt unter anderem wegen der Inflationsausgleichsprämie in Rekordtempo gestiegen. Sie wuchsen von Januar bis März um durchschnittlich 3,8% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, Es war der 4. Anstieg in Folge und das stärkste Reallohnwachstum im Vorjahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe 2008. Überdurchschnittliche Verdienststeigerungen gab es in den Bereichen Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung und Erziehung und Unterricht.

Kommentar: Nach den beachtlichen Einbußen (aggregiert von 2020 – 2023 -5,1%) zuvor ist das für den Verbraucher/Bürger eine positive Nachricht. Die Inflationsausgleichsprämie (freiwillig seitens der Arbeitgeber bis zu 3.000 EUR steuer- und abgabenfrei) spielt bei der aktuellen Entwicklung eine nicht unwesentliche Rolle. Dieser Einfluss ist einmalig und wirkt sich 2024 aus, er ist nicht extrapolierbar.. Ob der Schub für den Konsum die Erwartungen erfüllt, ist abzuwarten.


"Welt": Deutschland erlebt ein leises Industriesterben

In dem Artikel von Carsten Dierig (hinter Bezahlschranke) konstatiert der Autor, dass es in Deutschland 2023 zu einem Unternehmenssterben (176.000 laut Creditreform) gekommen sei. Das läge nicht nur an Insolvenzen, sondern an leisen und stillen Aufgaben der Geschäftstätigkeit. Dieser Schwund nage längst am Kern der Volkswirtschaft und sei Ausdruck der Deindustrialisierung. Laut Studie von Creditreform/ZEW liegen die Gründe für dieseEntwicklung zu großen Teilen an wirtschaftlichen Rahmendaten (Energiekosten, Investitionskosten, Personalmangel, politische Unsicherheiten).

Kommentar: Der Kapitalstock (Summe aller Unternehmen, die Einkommen für Staat und Bürger generieren) erodiert. Unternehmensaufgaben und Flucht aus Deutschland (massivste Nettokapitalabflüsse) sind erkennbare Anzeichen. Einige warnten frühzeitig. Jeder Tag, der ohne massive Neuausrichtung der Politik vergeht, verringert das Potential dieses Landes.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Geldmenge und Kreditvergabe problematisch niedrig

Die Geldmenge M-3 nahm per April im Jahresvergleich um 1,3% (Prognose 1,3%) nach zuvor 0,9% zu. Die Kreditvergabe an private Haushalte legte per April im Jahresvergleich um 0,2% nach zuvor 0,2% zu. Bei Firmenkrediten stellte sich ein Plus im Jahresvergleich um 0,3% nach zuvor 0,4% ein.

Kommentar: Diese Daten implizieren mindestens einen fortgesetzten unterproportionalen Wachstumsverlauf, diplomatischer geht es nicht.

Deutschland: Der GfK Konsumklimaindex stieg per Juni von -24,0 (revidiert von -24,2) auf -20,9 Punkte (Prognose -22,5).

Kommentar: Es ist der höchste Indexstand seit April 2022 und er ist dennoch Ausdruck von Schwäche...

Deutschland: Gemäß vorläufigen Berechnungen nahmen die Verbraucherpreise im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose 0,2%, Vormonat 0,5%) und im Jahresvergleich um 2,4% (Prognose 2,4%, Vormonat 2,2%) zu.

Frankreich: Der Index des Verbrauchervertrauens verharrte per Berichtsmonat bei 90 Zählern (Prognose 91).

Italien: Der Index des Verbrauchervertrauens stellte sich per Mai auf 96,4 nach zuvor 95,2 Zähler. Der Sentiment-Index des Verarbeitenden Gewerbes verzeichnete per Mai einen Anstieg von 87,6 auf 88,4 Punkte.

Kommentar: Trotz der Anstieg sind es historisch betrachtet schwache Niveaus.


USA: Hypothekenmarktindex schwächer – Stimmung in Richmond aufgehellt

Der MBA-Hypothekenmarktindex sank in der Berichtswoche per 24. Mai 2024 von zuvor 201,9 auf 190,3 Punkte und bewegt sich damit weiter auf prekärem Niveau.

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Der Richmond Fed Composite Index legte per Mai von -7 auf 0 Punkte zu.


Russland: BIP legte im 1. Quartal 2024 um 5,4% zu!

Laut vorläufigen Berechnungen legte das BIP Russlands im 1. Quartal 2024 im Jahresvergleich um 5,4% zu (4. Quartal 2023 +4,9%). Die Industrieproduktion stieg per Berichtsmonat April im Jahresvergleich um 3,9% (Prognose 4,2%) nach zuvor 4,0%.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1,0950 – 1,0980 negiert das für den EUR negative Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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