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In den USA neue Rekorde – Fed: Powell entspannt – Regierung: Insolvenzen im langfristigen Vergleich nicht alarmierend – Vertrauen in Politik in Industriestaaten schwach ausgeprägt

11.07.2024  |  Folker Hellmeyer
Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0838 (05:39 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0812 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 161,67. In der Folge notiert EUR-JPY bei 175,23. EUR-CHF oszilliert bei 0,9745.


Märkte: Neue Rekorde an US-Aktienmärkten

An den Finanzmärkten herrschte gestern gute Laune. Die Farbe "Grün" dominierte an den Aktienmärkten. Das Thema Zinssenkungserwartungen war mitentscheidender Treiber. In der Folge lief die Auktion 10-jähriger US-Staatsanleihen rund.

Das hatte Gründe. US-Notenbankchef Powell redete konziliant, einen nahen Beginn der Zinssenkungen implizierend. Powell betonte, dass die letzten Inflationsdaten ermutigend seien. Er konstatierte, dass die US-Wirtschaft nicht im überhitzten Status sei und Arbeitsmärkte ausgewogen wären (mehr siehe unten).

An der Datenfront wurden weitgehend Daten der zweiten Reihe veröffentlicht. Griechenlands Industrieproduktion (Jahresvergleich) als auch Italiens Industrieproduktion (Monatsvergleich) stachen positiv hervor. Anders die Produktionsdaten aus den Niederlanden, Finnland und Österreich. In Japan setzten heute früh die "Machinery Orders" im Monatsvergleich einen negativen Akzent (siehe Datenpotpourri).

Geopolitisch verschärft sich die Lage. Der NATO-Gipfel lässt sich bezüglich der Ergebnisse nicht anders einordnen. Kräfte, die sich für Diplomatie einsetzen, sind weiter nicht „en vogue“.

An den US-Aktienmärkten purzelten einmal mehr die Rekorde. Der Standard & Poors 500 markierte mit 5.636,68 Punkte ebenso wie der US-Tech 100 mit 20.692 Zählern neue Allzeithochs. Auf Tagesschlussbasis stieg der S&P 500 um 1,02% und der US Tech 100 um 1,03%. Von dieser Tendenz profitierten auch die zuvor schwachen europäischen Aktienmärkte. Der Late DAX gewann 1,13% und der EuroStoxx 50 1,43%. In Fernost ergibt sich Stand 08:05 Uhr nachfolgendes Bild: Nikkei (Japan) +1,20%, CSI 300 (China) +1,13%, Hangseng (Hongkong) +1,91% und der Kospi (Südkorea) +0,62%. Der Sensex (Indien) sank um 0,32%.

An den Rentenmärkten gab es nur überschaubare Bewegung. 10-jährige Bundesanliehen rentieren mit 2,53% und 10-jährige US-Staatsanleihen mit 4,30%.

Der Euro bewegt sich gegenüber dem USD weiter oberhalb der Marke von 1,08. Gold und Silber konnten gegenüber dem USD an Boden gewinnen.


Fed: Powell mit entspannenden Einlassungen

Gestern betonte Powell man werde bezüglich Zinssenkungen agieren, wenn es hinsichtlich des Datenkranzes angemessen sei.

Kommentar: Dieses Statement ist bekannt. Mit einem positiven Realzins (Zins abzüglich Preisinflation) in Höhe von mehr als 2%, der als markant restriktiv eingeordnet werden muss, ist die Grundlage für einen Zinsschritt längst gegeben.

Powell widersprach, dass eine mögliche Zinssenkung im September im Kontext der US-Wahlen stehen könne.

Kommentar: Nein, Herr Powell, hier erfolgt Widerspruch. Ich verweise auf den positiven Realzins und die nachfolgend von ihnen aufgenommene Themen. Die Wahrscheinlichkeit eines politischen Bias ist als dominant zu klassifizieren.

Powell betonte, dass die aktuellen Inflationsdaten ermutigend seien. Er konstatierte, dass die US-Wirtschaft nicht im überhitzten Status sei und Arbeitsmärkte ausgewogen wären.

Kommentar: Die fallende US-Konjunkturdynamik wird in diesem Report seit geraumer Zeitn thematisiert, unter anderem die Bauwirtschaft, der Immobilienmarkt, die Gewerbeimmobilienkrise, der unausgeprägte Einzelhandel (Jahresvergleich +2,27%, nicht inflationsbereinigt, CPI 3,3%) und auch eine unausgeprägte Industrieproduktion (+0,13% im Jahresvergleich) nebst zunehmenden Fissuren am US-Arbeitsmarkt und Qualitätsfragen bezüglich der veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten.

So hatte die Fed Philadelphia ermittelt, dass 800.000 bis 1 Million Arbeitsplätze zu viel ausgewiesen wurden. Zu vergessen ist dabei nicht, dass diese „Performance“ auf Haushaltsdefiziten in Höhe von 6% - 8% des BIP beruhen (selbsttragende Kräfte der Wirtschaft?). Wo stünde die US-Wirtschaft ohne die aktuellen geopolitischen Krisen hinsichtlich Waffenproduktion und Energie (LNG)? Wie fragil ist das Modell USA wirklich? „Food for thought!“



Deutschland: Insolvenzen laut Regierung im langfristigen Vergleich nicht alarmierend

Aus dem Wirtschaftsministerium verlautet, die Regierung nehme die jüngsten Insolvenzzahlen ernst, sehe aber im langfristigen Vergleich kein Alarmzeichen. Es gebe zwar eine verstärkte Dynamik, mit der auch das Vor-Corona-Niveau mittlerweile übertroffen sei. Es gebe aber keine breite Insolvenzwelle. Im langfristigen 20-Jahres-Vergleich sei das aktuelle Niveau nicht auffällig. Zuletzt seien eher mittlere und große Unternehmen betroffen gewesen.

Kommentar: Relativierung ist das Mittel, sich Realitäten nicht stellen zu wollen.

• Fakt ist, dass Insolvenzen deutlich zunehmen (Handelsblatt 41% im Jahresvergleich).
• Fakt ist, dass die Wirtschaftsverbände Alarm schlagen (viel zu spät!).
• Fakt ist, dass die Rahmendaten unseres Standorts einen Mangel an internationaler Konkurrenzfähigkeit definieren.
• Fakt ist, dass wir als Folge in den letzten Jahren die massivsten Nettokapitalabflüsse zu verzeichnen haben.


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