Groteske Realitäten: Ironie als Brückenschlag
20.07.2009 | Prof. Dr. Hans J. Bocker
Anmerkung GoldSeiten.de: Im Dezember 2008 erschien das in kürzester Zeit vergriffene Buch "Zwanzig Totschlag-Argumente gegen Gold" von Prof. Dr. Hans J. Bocker. Die zweite, erweiterte Auflage erscheint heute unter dem neuen Titel "Freiheit durch Gold" - Sklavenaufstand im Weltreich der Papiergeldkönige. Beim nachfolgendem Artikel handelt es sich, neben dem Vorwort, um jenes Kapitel, um die die Neuauflage erweitert wurde.
Beschwichtigungsgesänge
Die gebündelten Energien, die die Mächtigen der Finanz- und Wirtschaftssysteme und die willfährigen Medien in die Verharmlosung und Verniedlichung des weltweit weiter wütenden Finanz-Tsunamis fließen lassen, sind gewaltig. Sie haben schon fast etwas Rührendes an sich. Angela Merkel z.B. «gibt sich stets gelassen». Brüssel gibt sich «zuversichtlich» und die Europäische Zentralbank (EZB) hält sich «bedeckt». Schließlich hat man doch noch einen starken Trumpf im Ärmel: Nur eben noch den Leitzins auf Null stellen und alles wird wieder gut. Der grundgütige Obama «strotzt vor charmantem Optimismus» und versprüht Hoffnung wie der an der Angel zappelnde Lachs die Wassertropfen. Laut einer bekannten Formulierung der Altväter der Volkswirtschaftslehre «wirft man hier gutes Geld und gute Energie dem - bzw. der - schlechten nach». Flössen diese Energien zusammen mit den neu geschaffenen Geldströme beispielsweise in die Bewässerungssysteme der Wüste Sahara, die arabischen Anrainer würden an Gebirgen von Frischgemüse, Mais, Hammelkoteletts, Zuchtforellen, Kamelwürsten, Datteln und Trauben ersticken.
Die Beschwichtigungsgesänge der vor den planwirtschaftlichen Apparatschiks der Notenbanken katzbuckelnden Mediensirenen gehen nach der Melodie:
«Alles wird schon bald so wunderbar, dass wir alle am Ende vor lauter Finanzkraft nicht mehr laufen können. Ein längeres Bad in unseren Euro-Lagunen und unseren Dollar-Papiergeldschwemmen erfrischt und verjüngt einfach jeden, besonders natürlich unsere Kartellmitglieder. Gold und Silber bleiben lachhafte zinslose barbarische Relikte des finsteren Mittelalters und gehören für immer in Omas Kramschatulle. Unser Papiergeldsystem ist und bleibt mächtig und unschlagbar. Der große Aufschwung wartet schon - gleich um die Ecke!»
Eine kleine, hoch aktuelle Auswahl ähnlich melodische Verse aus den für die ahnungslose Öffentlichkeit komponierten Gesängen der Polit-Schlagerkomponisten folgen nachstehend - in leicht ironisierter Fassung versteht sich. Die ironischen Untertöne entspringen einer Lebensfreude, die sich Absurditäten, grotesken Verzerrungen, Mega-Manipulationen und Monstrositäten unbeirrt entgegenstellt. Positive Haltungen und Zuversicht trotz allem sind in, Schwarzmalerei und Pessimismus sind und bleiben out.
Leider tritt die internationale Krisendiplomatie trotz aller Gipfelmanie immer wieder auf der Stelle. Endlose Absichtserklärungen, aufkeimender Protektionismus im Welthandel und endlose Wohlfühlpropaganda gespickt mit finanzpolitischen Wahnideen fließen reichlich, ansonsten aber wird wenig Konkretes geboten. Die ehemalige monopolistische Vormachtstellung der USA, die einst die Währungspolitik im Abkommen von Bretton Woods wie ein Monarch des Absolutismus den Völkern aufzwingen konnten, ist ins Wanken geraten. Zu groß sind die Abhängigkeiten vom zufließenden Rauschgift des Fremdkapitals geworden, zu groß auch die Abhängigkeit vom Fremd-Öl und von den Rohstofflieferungen der Ausländer. Ohne Abstimmung mit China, Russland, Japan, den Arabern und selbst den servilen Europäern läuft heute nichts mehr. Dies dämpft die Ambitionen geopolitischen Größenwahns spürbar.
Ansonsten konzentrieren sich Politiker recht wählerwirksam auf die Erhaltung von Arbeitsplätzen, wie beispielsweise im Falle Opel/General Motors, während das Grundübel ganz woanders, nämlich im Banken-, genauer im Zentralbankenbereich, zu suchen wäre. Doch dort wird weiter mit fauligen Suppen gekocht, die für eine Welt bestimmt sind, die es gar nicht mehr gibt. Die Ratlosigkeit scheint so groß wie der Schuldenberg. Aber keine Sorge, nur noch einige Gipfel später haben wir wieder alles im Griff. Beruhigend zu wissen! Erleichterung macht sich selbst bei Sozialhilfeempfängern, Kleinstrentnern, Asylanten, Tierhaltern und Pflegebedürftigen breit.
Die mit amtlichem Anstrich verbrämten Verniedlichungen nehmen mitunter schon groteske Züge an. Die Krise gleicht lediglich einem Kleinunfall mit etwas Blechschaden am Dollarkotflügel und einer leicht verbogenen Bankenachse, wird den erstaunt Lauschenden verkündet. Der Rettungsairbag hat glänzend funktioniert. Die Hinter-Achse des Bösen wird sich dank militärischer Hochtechnologie nicht heisslaufen. Nichts was ein guter Zinsspengler und Gelddruck-Mechaniker - oder notfalls ein Nato-Generalstab - nicht mühelos hinkriegen könnte.
Rasch nur noch die Edelkarosse der Hochfinanz durch eine sanft reinigende Dollar- und Eurowaschanlage gefahren, alle Gleitlager über der tiefen Grube fauler Kredite reichlich mit Liquiditätsfett geschmiert und die Lenker mit Boni-Ölen gesalbt. Die gähnende Leere im US-Kofferraum für Spareinlagen mit ein paar Billiarden mehr an derivativen Werkzeugen - und den staubtrockenen abgeklemmten Kredittank mit grünlichem Frischdruck-Rettungsdiesel aus der Fed-Raffinierie aufgefüllt. Schon glänzt das Gefährt in alter Herrlichkeit und gleitet wieder elegant über die mit Staatsanleihen dick gepflasterten Finanzstraßen dieser Erde dahin.
Das durch die Massenmedien bestens versorgte Publikum kommt aus dem freudigen Staunen nicht mehr heraus. Immer neue Offenbarungen ergiessen sich über die Massen der Papiergeldsklaven. So gab es beispielsweise zahlreiche Banken, die Versicherungsleistungen für ihre eigene Insolvenz lieferten und diese als Finanzprodukt verkauften. Dies wurde erst jetzt bekannt. Zum Einen verstanden die Käufer den absurden Irrsinn solcher Produkte nicht, zum Anderen ließen sich damit die Bilanzen herrlich frisieren, denn versichertes Risikokapital galt als bombensicher, so gut wie Gold. Auch wenn die Versicherung vom Versicherten selbst kam. Das Ganze wurde treffend mit einer Versicherungspolice für die Titanic verglichen, abgeschlossen von einem Passagier auf der Titanic. Wird die Versicherung fällig, kann nicht gezahlt werden, denn Untergehender und Versicherung waren ja identisch. Doch der Steuerzahler kommt für alles auf. Was spielen denn einige Billionen schon für eine Rolle? «Debt does not matter» war schon immer die Kernparole der Notenbanker.
Beschwichtigungsgesänge
Die gebündelten Energien, die die Mächtigen der Finanz- und Wirtschaftssysteme und die willfährigen Medien in die Verharmlosung und Verniedlichung des weltweit weiter wütenden Finanz-Tsunamis fließen lassen, sind gewaltig. Sie haben schon fast etwas Rührendes an sich. Angela Merkel z.B. «gibt sich stets gelassen». Brüssel gibt sich «zuversichtlich» und die Europäische Zentralbank (EZB) hält sich «bedeckt». Schließlich hat man doch noch einen starken Trumpf im Ärmel: Nur eben noch den Leitzins auf Null stellen und alles wird wieder gut. Der grundgütige Obama «strotzt vor charmantem Optimismus» und versprüht Hoffnung wie der an der Angel zappelnde Lachs die Wassertropfen. Laut einer bekannten Formulierung der Altväter der Volkswirtschaftslehre «wirft man hier gutes Geld und gute Energie dem - bzw. der - schlechten nach». Flössen diese Energien zusammen mit den neu geschaffenen Geldströme beispielsweise in die Bewässerungssysteme der Wüste Sahara, die arabischen Anrainer würden an Gebirgen von Frischgemüse, Mais, Hammelkoteletts, Zuchtforellen, Kamelwürsten, Datteln und Trauben ersticken.
Die Beschwichtigungsgesänge der vor den planwirtschaftlichen Apparatschiks der Notenbanken katzbuckelnden Mediensirenen gehen nach der Melodie:
«Alles wird schon bald so wunderbar, dass wir alle am Ende vor lauter Finanzkraft nicht mehr laufen können. Ein längeres Bad in unseren Euro-Lagunen und unseren Dollar-Papiergeldschwemmen erfrischt und verjüngt einfach jeden, besonders natürlich unsere Kartellmitglieder. Gold und Silber bleiben lachhafte zinslose barbarische Relikte des finsteren Mittelalters und gehören für immer in Omas Kramschatulle. Unser Papiergeldsystem ist und bleibt mächtig und unschlagbar. Der große Aufschwung wartet schon - gleich um die Ecke!»
Eine kleine, hoch aktuelle Auswahl ähnlich melodische Verse aus den für die ahnungslose Öffentlichkeit komponierten Gesängen der Polit-Schlagerkomponisten folgen nachstehend - in leicht ironisierter Fassung versteht sich. Die ironischen Untertöne entspringen einer Lebensfreude, die sich Absurditäten, grotesken Verzerrungen, Mega-Manipulationen und Monstrositäten unbeirrt entgegenstellt. Positive Haltungen und Zuversicht trotz allem sind in, Schwarzmalerei und Pessimismus sind und bleiben out.
Leider tritt die internationale Krisendiplomatie trotz aller Gipfelmanie immer wieder auf der Stelle. Endlose Absichtserklärungen, aufkeimender Protektionismus im Welthandel und endlose Wohlfühlpropaganda gespickt mit finanzpolitischen Wahnideen fließen reichlich, ansonsten aber wird wenig Konkretes geboten. Die ehemalige monopolistische Vormachtstellung der USA, die einst die Währungspolitik im Abkommen von Bretton Woods wie ein Monarch des Absolutismus den Völkern aufzwingen konnten, ist ins Wanken geraten. Zu groß sind die Abhängigkeiten vom zufließenden Rauschgift des Fremdkapitals geworden, zu groß auch die Abhängigkeit vom Fremd-Öl und von den Rohstofflieferungen der Ausländer. Ohne Abstimmung mit China, Russland, Japan, den Arabern und selbst den servilen Europäern läuft heute nichts mehr. Dies dämpft die Ambitionen geopolitischen Größenwahns spürbar.
Ansonsten konzentrieren sich Politiker recht wählerwirksam auf die Erhaltung von Arbeitsplätzen, wie beispielsweise im Falle Opel/General Motors, während das Grundübel ganz woanders, nämlich im Banken-, genauer im Zentralbankenbereich, zu suchen wäre. Doch dort wird weiter mit fauligen Suppen gekocht, die für eine Welt bestimmt sind, die es gar nicht mehr gibt. Die Ratlosigkeit scheint so groß wie der Schuldenberg. Aber keine Sorge, nur noch einige Gipfel später haben wir wieder alles im Griff. Beruhigend zu wissen! Erleichterung macht sich selbst bei Sozialhilfeempfängern, Kleinstrentnern, Asylanten, Tierhaltern und Pflegebedürftigen breit.
Die mit amtlichem Anstrich verbrämten Verniedlichungen nehmen mitunter schon groteske Züge an. Die Krise gleicht lediglich einem Kleinunfall mit etwas Blechschaden am Dollarkotflügel und einer leicht verbogenen Bankenachse, wird den erstaunt Lauschenden verkündet. Der Rettungsairbag hat glänzend funktioniert. Die Hinter-Achse des Bösen wird sich dank militärischer Hochtechnologie nicht heisslaufen. Nichts was ein guter Zinsspengler und Gelddruck-Mechaniker - oder notfalls ein Nato-Generalstab - nicht mühelos hinkriegen könnte.
Rasch nur noch die Edelkarosse der Hochfinanz durch eine sanft reinigende Dollar- und Eurowaschanlage gefahren, alle Gleitlager über der tiefen Grube fauler Kredite reichlich mit Liquiditätsfett geschmiert und die Lenker mit Boni-Ölen gesalbt. Die gähnende Leere im US-Kofferraum für Spareinlagen mit ein paar Billiarden mehr an derivativen Werkzeugen - und den staubtrockenen abgeklemmten Kredittank mit grünlichem Frischdruck-Rettungsdiesel aus der Fed-Raffinierie aufgefüllt. Schon glänzt das Gefährt in alter Herrlichkeit und gleitet wieder elegant über die mit Staatsanleihen dick gepflasterten Finanzstraßen dieser Erde dahin.
Das durch die Massenmedien bestens versorgte Publikum kommt aus dem freudigen Staunen nicht mehr heraus. Immer neue Offenbarungen ergiessen sich über die Massen der Papiergeldsklaven. So gab es beispielsweise zahlreiche Banken, die Versicherungsleistungen für ihre eigene Insolvenz lieferten und diese als Finanzprodukt verkauften. Dies wurde erst jetzt bekannt. Zum Einen verstanden die Käufer den absurden Irrsinn solcher Produkte nicht, zum Anderen ließen sich damit die Bilanzen herrlich frisieren, denn versichertes Risikokapital galt als bombensicher, so gut wie Gold. Auch wenn die Versicherung vom Versicherten selbst kam. Das Ganze wurde treffend mit einer Versicherungspolice für die Titanic verglichen, abgeschlossen von einem Passagier auf der Titanic. Wird die Versicherung fällig, kann nicht gezahlt werden, denn Untergehender und Versicherung waren ja identisch. Doch der Steuerzahler kommt für alles auf. Was spielen denn einige Billionen schon für eine Rolle? «Debt does not matter» war schon immer die Kernparole der Notenbanker.