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Groteske Realitäten: Ironie als Brückenschlag

20.07.2009  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 7 -
Sie führt alle Aufträge der ESF auf allen Märkten der Welt aus, die im Wesentlichen in Interventionen gegen steigende Goldpreise bestehen. Dass es Gold seit 2001 dennoch geschafft hat, trotz der Machenschaften eines so übermächtigen Gegners, in eine noch lange nicht abgeschlossene Hausse einzutreten, spricht für die fundamentale Stärke des Metalles und seiner Anhänger. Doch schafft diese Drückerkolonne unbeabsichtigt neue Chancen. Sie ermöglicht den Einstieg oder Nachkauf zu immer noch sehr niedrigen Preisen. Man sollte daher dem ESF und seinen Hintermännern tief dankbar sein. Irgendwann wird der Unzenpreis dort stehen, wo er im freien Spiel der Marktkräfte wirklich hingehört und dabei Höhen erreichen, die heute noch utopisch erscheinen.

Inzwischen erleidet sogar die ach so sichere und großartige Europäische Zentralbank (EZB) Milliardenverluste. Die Geschäftsbanken nehmen ihre dort hinterlegten «Wertpapiere» nicht mehr zurück. Den Forderungen aus Refinanzierungsgeschäften seitens der EZB wird nicht mehr nachgekommen. Wie hoch diese Forderungen sind, oder wie groß der Abschreibungsbedarf sein wird, kommt erst ans Tageslicht, wenn die EZB versucht, diese Unwert-Papiere zu verkaufen - falls dies überhaupt je möglich ist. Immerhin sind einige der hinterlegenden Banken inzwischen insolvent oder nach Übernahme der kläglichen Reste durch eine andere Bank schlicht verschwunden. Groben Schätzungen zufolge kann € sich - vorläufig - um Summen zwischen 150 und 200 Milliarden € handeln. Die Brüsseler Gelddrucker müssen sich bald schon nicht nur heiss sondern rotglühend laufen und die Mächtigen immer tiefer in die Trickkiste greifen.

Doch selbst diese hat einen Boden. Einem als streng geheim eingestuften und nur 17 Seiten langen Positionspapier der Brüsseler EU-Kommission zufolge, belaufen sich die nur von den europäischen Banken gehaltenen faulen Wertpapiere auf knapp 19 Billionen (19.000 Milliarden) €. Das entsprechende Zahlenwerk erscheint ausgesprochen konservativ. Möglicherweise liegen die wahren Zahlen deutlich über den genannten. Hinzu kämen die entsprechenden Fäulnismassen in den USA, Asien, Südamerika und Australien. Der Umfang der europäischen «Rettungsschirme» aber liegt im Bereich von 2,7 Billionen €.

Selbst damit sind die EU-Finanzhaushalte schon bis zum Bersten weit überfordert, von den weltweit notwendigen Rettungssummen ganz zu schweigen. Bald wird sich zeigen, was noch an Tricks in der stark abgegriffenen Kiste verbleibt. Lediglich massive Währungsschnitte und/oder Krieg scheinen sich als letztmögliche Alternativen anzubieten. Wie genau sehen die möglichen Alternativen künftiger Politik aus?


Drei Alternativen

Grundsätzlich gibt es drei Alternativen, und für alle drei werden uns künftige Generationen verachten und beschimpfen:


1. Die neueste Papiergeldschwemme könnte die Märkte beruhigen

Die Spekulation wird wieder aufleben, denn die Massen des billigen Geldes finden in der Realwirtschaft keinen sicheren Hafen mehr. Der Hafen ist viel zu klein, um diese Mengen zu absorbieren. Und er bietet, wenn überhaupt noch, höchst spärliche Renditen mit Amortisationen über viel zu lange Zeitspannen hinweg. Eine Zeitlang steigen Aktien und Dollar aber wieder und die Konjunktur stoppt ihren freien Fall, vielleicht sogar mit zaghafter Erholung. Die Wirksamkeit der Geldschwemme aber bleibt unter dem Strich gering, weil die Erwartungen negativ sind und die Wirtschaft unter massiven Überkapazitäten leidet.

Allein die Automobilbranche plant, um weltweite Massenentlassungen zu vermeiden, etwa 60 Millionen Fahrzeuge herzustellen, von denen jedoch nur ungefähr 35 Millionen unter den gegenwärtigen Bedingungen absetzbar sind. Ausserdem wird der Großteil der Liquiditätsmassen in den Kassen gehortet oder in Bankkellern gebunkert, und nur in geringem Masse und unter strengsten und für den Kreditnehmer höchst ungünstigen Auflagen zur Projektfinanzierung ausgereicht.

Diese geringe Schlagkraft der Kreditpolitik wird durch weites Öffnen der staatlichen Ausgabenschleusen ausgeglichen. Keynes läßt grüßen. Doch diese Ausgabenprogramme auf Pump erzeugen erfahrungsgemäß nur ein kurzes Strohfeuer. Die Nachhaltigkeit fehlt und die Schulden drücken. Einen solchen falschen Aufschwung begraben schon bald gewaltige Brandungswellen des Inflationsozeans unter sich.

Die neue Obama-Regierung wartete mit einem erstaunlichen Budget-Entwurf auf, der Freunde wie Gegner gleichermassen verwirrt. Diesem zufolge soll das Haushaltsdefizit von 459 Milliarden $ 2008 auf beachtliche 1752 Milliarden $ 2009 steigen. 2010 wird mit 1171 und 2011 «nur noch» mit 912 Milliarden $ kalkuliert. Die Verschuldung der Bundesregierung, ohne Bundesstaaten, Städte und Gemeinden, Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen soll zwischen 2008 und 2012 von 9986 auf 16193 Milliarden $ sanft ansteigen. Diese Zahlen entspringen reinem wählerwirksamen Wunschdenken der Politgrößen. 2012 dürfte, wegen der unbarmherzigen Wirkung des Zins- und Zinseszinssystems eher eine Größenordnung von 30.000 bis 40.000 Milliarden $ erreicht sein, falls das System nicht schon vorher zusammenbricht.

Derzeit wird also an einem Kartenhaus herumgebastelt, dass nur auf einen leichten Windstoss wartet. Dieses Schuldenmassiv kann am Ende nicht mehr mit Zinsen bedient werden. Die Steuereinnahmen reichen dann einfach nicht mehr aus. Es bleibt nur das Hinweginflationieren im Hyperspace oder der offene schlagartige satte Staatsbankrott in Form eines brutalen Währungsschnitts. Doch bis dahin könnte noch eine gewisse Karenzzeit verstreichen. Bankenwohltäter und Zentralbankenfreund Obama tut ja was er kann. Unbeabsichtigterweise hilft er dadurch, zumindest mittel- und langfristig, den Edelmetallen und deren Freunden.


2. Die Papiergeldüberflutung verpufft leer im Raum

Dies war die bittere Erfahrung der Japaner, deren Wirtschaft nach fast 20 Jahren Nullzins, Geldschwemme und der höchsten Verschuldung der Welt mit etwa 190% des BIP, gerade am Kollabieren ist. Ihre lebenserhaltenden Exporte sind Anfang 2009 um beinahe die Hälfte und die Industrieproduktion um etwa ein Drittel eingebrochen. Ähnliches erwartet uns. Eine Währungsreform, sprich: Enteignung der Bürger per Kaufkraftschwund, würde dem Volk schon bald mehr oder weniger geschickt verkauft. Denn jede Währung ohne Gold- und/oder Silberdeckung gleicht einer Spannbrücke ohne jeden Träger.


Japan ist, wie gesagt, ein leuchtendes Beispiel für Variante 2 und dürfte uns schon bald mit neuen Horrormeldungen beglücken. Sollten uns die Finanzgötter die Varianten 1 oder 2 versagen, bleibt immer noch Alternative




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