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Groteske Realitäten: Ironie als Brückenschlag

20.07.2009  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 5 -
Obamas Gerede von Völkerverständigung und internationaler Zusammenarbeit erscheint hohl. In der Schweiz z.B. gab es Mitte März 2009 bereits ein böses Erwachen aus dem Semi-Delirium der begeisterungsschwangeren Obamanie. Der Neue im Weissen Haus hatte gleich in seinen ersten Amtswochen einen Frontalangriff auf den Bankenplatz Schweiz sowie auf gewisse Schweizer Grundwerte lanciert. Statt im erhofften Honeymoon steckt das Verhältnis zu den USA nach der Ära Bush in der gravierendsten Krise in zwei Jahrzehnten. Statt auf diplomatisches Entgegenkommen stößt die Schweiz auf tiefste Geringschätzung rechtsstaatlicher Verfahrenswege. Kein Zweifel, wenn es um sehr viel Geld geht, nehmen die internationalen Spannungen zu, nicht ab. Zuhause läuft die Obamanie derweil auf eine massive Ausweitung der Staatsfunktionen hinaus, die sich leicht mit derjenigen des New Deals zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise und den sozialistischen Groß-Reformen von Präsident Johnson in den 1960-er Jahren vergleicht.

Trotz all ihrer Verharmlosung und Manipulationen brach der Goldpreis in Euro, Franken, Australdollar oder Kanadadollar bewertet, unerklärlicherweise fortlaufend neue Rekorde und stieg gleichzeitig von der 800er in die 1.000er USD-Zone pro Unze auf. Und dies trotz machtvollen Manipulierens des Plunge Protektion Teams - kurz PPT und offiziell Working Group on Financial Markets, seiner Medien-Helfer, sowie des Exchange Stabilization Funds. Letzterer hält etwa 300 Milliarden $ an Eingreifreserven, und scheint neben wenigen Großbanken der größte Trader an der Comex mit ihren überdimensionalen preisdrückenden Leerverkäufen zu sein. Unzenpreis und Dow könnten sich eines nicht allzufernen Tages vielleicht bei der Marke 3.000 oder 4.000 treffen, doch das alles geht rasch vorüber wie ein Hühnerauge oder der Faschingskater. Es lebe das Papiergeldsystem!

Nur dort erfüllen sich alle Wünsche - jedenfalls für eine winzige Minderheit, also die Kartellmitglieder, die fortlaufend Werte von denen, die reale Werte erstellen, zu den Geldschöpfern transferieren. Anscheinend begreifen das sogar «die Reichen» in «Gottes eigenem Land». Laut Fortune Magazine gab es in Amerika noch vor fünf Jahren 20 der reichsten Menschen der Welt. Heute sind es nur noch ganze fünf. Ist das eine Wegmarke auf dem Marsch in den Untergang des Imperiums und in einen totalitären Staat, wo die Worte persönliche Freiheit, geschützte Privatsphäre und Schutz des Eigentums längst ihre ursprüngliche Bedeutung verloren haben und zu reinen Fiktionen verkommen sind, wie Kritiker behaupten? Aber nein doch. Fiat paper war schon immer unschlagbar. Es finanziert alle Großkriege, ausufernde Sozialprogramme, aberwitzige «Rettungs»-Aktionen Halbtoter, sowie den Überwachungs- und Wohlfahrtstaat völlig problemlos.


Nobelpreisverdächtig: Knappheitsprinzip endlich überwunden

Weiter geht’s im Takte der Beruhigungspropaganda: Das System der Notenbanken hat das in allen Volkswirtschaftsbüchern auf den ersten Seiten vorgestellte Knappheitsprinzip als einziges System der Welt in wunderbarer Weise völlig überwunden: Man erzeugt soviel Papier- und Digitalgeld, wie das Herz begehrt. Keine Grenzen, nichts ist mehr knapp - genau wie die Dummheit und Gleichgültigkeit der Bürger.

Diese klagen oft über ein schlechtes Gedächtnis, aber mit ihrem Verstand sind sie alle hochzufrieden. Gut für die Banker! Auch hat das zentrale Land der Macht auf der Westseite des Atlantik neben der Finanzwirtschaft längst auf Kriegswirtschaft umgestellt. Wenn die USA mit über einer Billion $ jährlich mehr für die Rüstung ausgeben als die übrigen 193 Länder der Welt zusammengenommen, dann ist das eindeutig eine Kriegswirtschaft. Und wenn die letzte Supermacht sich das Ganze auch noch direkt und indirekt vom Ausland ganz im Allgemeinen, und von den nachrangigen Vasallenstaaten im Besonderen, voll finanzieren läßt, dann kennt Dummheit der Letzteren wahrhaftig keine Grenzen. Gut für die Mächtigen und sicherlich eines Tages auch gut für Gold!

In der Tat beläuft sich das kumulative Aussenhandelsdefizit der USA seit dem letzten Weltkrieg (der von 1939 bis 1945 dauerte) auf etwa 8 Billionen, die dem Ausland in irgendeiner Form geschuldet werden, Und ziemlich genau derselbe Betrag floss in Rüstung und Kriege. Gab es je etwas Schöneres? Auch Rom liess sich schon seine militärische Macht durch Aussaugung seiner Vasallen finanzieren. Das ging solange gut, wie der Zufluß der Zwangssteuern und Abgaben der Unterworfenen größer war, als der Abfluß der ins Militär oder die Empire-Verwaltung geleiteten Geldströme. Als sich dieses Verhältnis umkehrte, kam das Ende des Imperiums.

Viele Mitmenschen, denen selbständiges Denken noch nicht abhanden kam, wittern bereits Morgenluft und sagen das Ende der Geldmacht voraus, aber die Mächtigen glauben sich heute von diesem Wendepunkt der Ströme nicht nur weit entfernt. Nein, sie hoffen ihn nie zu erreichen, denn hochmoderne Börsen-Computer- und Geldschöpfungsmodelle arbeiten einfach perfekt. Was soll daher dieser lächerliche Vergleich mit Rom? Oder hat man je von Computer-Stoppkursen. Zinsspreads, progressiven Turbo-Zertifikaten, Squeeze-out Basis-Zertifikate, Zaren-Bonds, REITS, Indexbonds, Straddles, Contango, Backwardation und Derivaten der alten Römer gehört? Statt lederbekleideten Legionären auf steinigen Straßen mit ihren Kurzschwertern verfügt die moderne Geldmacht über atomar hochgerüstete Flugzeugträger, strategische Fernbomber, unbemannte Drohnen und Satelliten, die jeden Gegner, Menschen und schon bald jeden Geldschein aufspüren sowie über eine lebhaft florierende Finanzwirtschaft.

UBoote und Flotten patrouillieren auf allen strategisch wichtigen Meeresrouten in der Nähe großer Ölquellen, die Massen von Petro-Dollars erzeugen. Der US-Dollar ist weltweit präsent und geniesst, genau wie die Fed, allerhöchste Verehrung. Alles wird mit der großen Druckmaschine solide finanziert und das Ausland springt nach einem blossen Wink der Fed stets zuverläßig ein. Was sollen da Gold und Silber? Absurde Vorstellungen! Die US-Besatzungsmacht unterhält in etwa 120 Ländern ihre Garnisonen und stürzt sich nach Belieben in ein militärisches Abenteuer nach dem anderen. Die treuen Vasallen liefern ihre Hilfstruppen und Finanz-Abgaben stets pünktlich. Zu dieser Machtfülle und geographisch-imperialen Ausdehnung hatten es die römischen Cäsaren mit ihren primitiven Legionen niemals gebracht.

Doch waren schon damals die Germanen die besten Tributpflichtigen und sorgten als treue Mitkämpfer an erster Stelle für die Aufrechterhaltung des Imperiums. Das ist heute nicht viel anders. Uniformen und Waffen haben sich seither verändert, doch das Grundprinzip in keinster Weise. Beim damaligen imperialen Zusammenbruch spielten echtes Gold und Silber - nicht betrügerisch verdünntes Münzmaterial - am Ende eine entscheidende Rolle. Doch heute spielen diese beiden ewigen Metalle keine Rolle mehr. Diese wurde vom modernen, grundehrlichen, inflationär-verdünntem Papiergeld vollumfänglich übernommen. Sind Sie dabei? Horten und stapeln Sie alles Papiergeld, was Sie nur kriegen können. Früher hieß es: «Got gold? Got silver?» Heute: «Got paper?». Wir leben schließlich in modernen aufgeklärten Zeiten.

Die künstlich im Preis gedrückten Edelmetalle werden sich nach Wegfall des manipulativen Druckes niemals verhalten wie extrem zusammengepresste Stahlfedern. Die Fed und ihre Vasallen sorgen schon für den ewigen Druck. Wozu hätte man denn sonst derivative Instrumente, die präzise in den täglichen Operationen der Finanzchirurgie eingesetzt werden. Mit einem globalen Derivate-Volumen von rund einer Million Milliarden, also einer Billiarde $, hat die Geldmacht, wie schon erwähnt, das die Volkswirtschaften bisher plagende Knappheitsprinzip endgültig überwunden. Das hatte bisher noch niemand geschafft.




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