Ein kurzer Blick auf das große Bild enthüllt so manchen Irrsinn
03.02.2010 | Claus Vogt
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In langfristigen Baissen können die Zwischenerholungen heftig seinDer Kursanstieg, der auf das Tief des Jahres 2009 folgte, ist durchaus beeindruckend. Allerdings hat er bisher nur rund 50% der vorangegangenen Verluste aufgeholt. Sowohl der S&P 500 Index als auch der DAX - und mit ihnen die meisten Anlegerdepots und Investmentfonds - befinden sich immer noch rund 25% unter ihrem Hoch des Jahres 2007. Im größeren Bild handelt es sich bei dieser Rally aber lediglich um eine durchaus typische Gegenbewegung im Anschluss an eine verheerende Baisse.
Insbesondere den Kursverlauf des japanischen Aktienmarktes während der vergangenen 20 Jahre habe ich Ihnen zur Illustration dieser Aussage schon mehrfach gezeigt. Aber auch die Entwicklung deutscher Aktien während des langfristigen Abwärtstrends von 1960 bis 1980 ist in diesem Zusammenhang überaus instruktiv. Beide Grafiken sollten Sie sich zum Beginn des Jahres 2010, das ein überaus spannendes und wichtiges zu werden verspricht, in aller Ruhe zu Gemüte führen.
Der Nikkei Index kann als gutes Beispiel für immer wieder enttäuschte Hoffnungen der Bullen dienen. Der lange Marsch in Richtung moderater Bewertungsniveaus begann bei einem Indexstand von 39.000 Punkten. Im März 2009 erreicht der Index sein bisheriges Tief von 7.000 Zählern. Das entspricht einem Kursrückgang von mehr als 80%.
Nikkei Index, 1990 bis 2000
Auch innerhalb eines langfristigen Abwärtstrends gibt es immer wieder heftige Zwischenerholungen. Quelle: Bloomberg
DAX Index, 1960 bis 1981
Auch im Deutschland der 60er und 70er Jahre gab es atemberaubende Haussen, die lediglich Teile eines 20-jährigen Seitwärtstrends waren. Quelle: Bloomberg
Auch das Wirtschaftswunderland Deutschland lernte auf die harte Weise die Bedeutung fundamentaler Bewertungen kennen. Trotz deutlichem Wirtschaftswachstum legten die Aktienmärkte eine immerhin 20-jährige Verschnaufpause ein, nachdem in den 50er Jahren sehr hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse erreicht wurden. Am Ende dieses Korrekturprozesses war das Kurs-Gewinn-Verhältnis im einstelligen Bereich angekommen und zeigte damit eine langfristige Kaufgelegenheit an. Die 70er Jahre waren übrigens von hohen Inflationsraten geprägt. Was sich in obigem Chart wie eine harmlose Seitwärtsbewegung präsentiert, war real, also inflationsbereinigt, ein Verlust von rund 75%. Noch einmal: Herzlich willkommen in einer Welt langfristiger Abwärtstrends.