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Ein kurzer Blick auf das große Bild enthüllt so manchen Irrsinn

03.02.2010  |  Claus Vogt
- Seite 8 -
Was Modelle leisten müssen

Der Forschungsgegenstand der Wissenschaftstheorie ist die Wissenschaft selbst, die wissenschaftliche Methode. Die Wissenschaftstheorie kommt zu dem Ergebnis, dass Modelle und Theorien, die wissenschaftlichen Standards genügen wollen, dreierlei leisten müssen:

1 Sie müssen die Welt beschreiben können, über die sie Aussagen machen wollen. Diese Forderung ist einfach zu erfüllen, das gelingt den meisten Menschen. In den modernen Wirtschaftswissenschaften wird allerdings allzu häufig über eine Welt geredet, die mit der Realität kaum etwas gemein hat.

2 Sie müssen die beschriebene Welt erklären können. Das ist schon etwas schwieriger, denn diese Erklärungen müssen sich an die Regeln der Logik halten, wenn sie nicht ganz schnell als offensichtlich falsch entlarvt werden sollen. Die Mainstream-Wirtschaftswissenschaften mit ihrem hohen Grad an Mathematisierung erfüllen diese Bedingung mit Bravour.

3 Schließlich müssen Modelle Prognosen ermöglichen, deren Qualität sich an der Realität messen lassen muss. An diesem Schnittpunkt von Theorie an der Praxis wird Wissenschaft erst richtig interessant. Hier muss sie sich bewähren. Schafft sie das nicht, treffen die Prognosen also nicht ein, dann bleibt dem redlichen Wissenschaftler eigentlich nur eine Wahl: er muss das Modell verwerfen und sich ein neues ausdenken.

An diesem Punkt sind meiner Meinung nach die Mainstream-Wirtschaftswissenschaften wieder einmal angekommen, und das mit lautem Getöse und bestens sichtbar für Jedermann, der es sehen möchte. Und wie lautet die Reaktion der Betroffenen? Allüberall schallt uns der neue alte Schlachtruf entgegen, ein beherztes "Weiter so!"

Nun haben der "Mann des Jahres" und seine zahlreichen Mitstreiter weltweit die Politik des "Weiter so" in bisher noch nicht dagewesenem Maße umgesetzt. Sie alle werden nicht nur Zeugen eines riesigen wirtschaftspolitischen Experiments, nein, Sie dürfen sich sogar glücklich schätzen, als Versuchskaninchen missbraucht zu werden. Schließlich geht es bei alle dem um Ihr Geld, um Ihren Wohlstand - oder den Ihrer Kinder und Kindeskinder.

Ich gehe aufgrund der von mir bereits für die Prognose der großen Krise der vergangenen beiden Jahre verwendeten Theorien und Modelle davon aus, dass dieses Experiment ein böses Ende nehmen wird. Vollkommen ohne Not, aber ausschließlich an kurzfristigen Effekten orientiert, hat sich die (Geld)Politik in eine selbst gebaute Inflationsfalle begeben, in eine Krisenspirale. Je länger damit gewartet wird, die eigentlichen Probleme einer überschuldeten Gesellschaft in Angriff zu nehmen, und je stärker weiter inflationiert wird, desto größer wird die unvermeidliche Anpassungskrise letztlich ausfallen. Simbabwe, wir kommen!


Das Gesamtmodell

Die wichtigsten Einflussfaktoren auf das Börsengeschehen lassen sich in drei große Gruppen gliedern. Erstens die fundamentale Bewertung des Aktienmarktes, zweitens die monetären Rahmenbedingungen und drittens die Sentimentindikatoren. Im Rahmen unseres Gesamtmodells zur Beurteilung der Börsenaussichten verwenden wir zahlreiche Indikatoren aus diesen drei Gruppen. Im Folgenden geben wir Ihnen eine kurze Zusammenfassung unserer Ergebnisse.

Die fundamentale Bewertung der US-Aktienmärkte ist sehr hoch. Auf Seite vier bin ich anhand des Kurs-Gewinn-Verhältnisses bereits auf dieses Thema eingegangen. Andere traditionelle Kennzahlen der Fundamentalanalyse bestätigen dieses Ergebnis. Der folgende Chart illustriert Ihnen diese Aussage anhand der Dividendenrendite.

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S&P 500 Index und Dividendenrendite, 1926 bis 2010
Die Dividendenrendite amerikanischer Aktien ist erneut auf extrem niedrige Niveaus gefallen. Quelle: www.decisionpoint.com
[1] S&P 500 Large Cap Index (Monthly) [2] SPX Yield (Monthly)


Die fundamentale Bewertung eignet sich leider nicht für kurzoder mittelfristige Prognosen. Sie lassen lediglich Aussagen über die langfristige Attraktivität zu, also über Zeiträume von 7 bis 10 Jahre. Und diese Aussage lautet heute wie schon so oft in den vergangenen 10 bis 15 Jahren, dass Aktien hoch riskant und langfristig unattraktiv sind.




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