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Ein kurzer Blick auf das große Bild enthüllt so manchen Irrsinn

03.02.2010  |  Claus Vogt
- Seite 6 -
Paul Krugman über das Problem mit der Arbeitslosigkeit

Der Nobelpreisträger Paul Krugman ist gewissermaßen der Popstar unter den Ökonomen. Zwar hat auch er die große Krise nicht kommen sehen, aber das hindert ihn natürlich ebenso wenig wie seine zahlreichen ebenso blinden Kollegen im In- und Ausland daran, Vorschläge zur Problemlösung zu unterbreiten. Er hat kürzlich die realistische Schätzung vorgelegt, dass für eine Rückkehr zu dem, was Ökonomen Vollbeschäftigung zu nennen pflegen, in den kommenden fünf Jahren jeden Monat 300.000 Jobs geschaffen werden müssen. Im Dezember 2009 gingen übrigens 85.000 Jobs verloren.

Letzteres ist übrigens vollkommen ungewöhnlich. Früher erfolgte die Wende zum Besseren am Arbeitsmarkt unmittelbar nach dem Ende einer Rezession, es wurden also gleich am Beginn eines Aufschwungs neue Arbeitsplätze geschaffen. Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass entweder die Rezession doch noch nicht vorüber, oder dass wir es mit etwas Anderem zu tun haben als einer Rezession, das heißt mit einer Depression, die gerade eine kleine Zwischenerholung erlebt.

Krugmans Vorschlag zur staatlich verabreichten Lösung der gegenwärtigen Misere ist übrigens nicht gerade originell. Er predigt eine beherzte Fortsetzung der inflationären Geldpolitik. Konkret fordert er eine weitere Ausweitung der Bilanzsumme der US-Notenbank und zwar um stattliche zwei Billionen Dollar, was einer Verdopplung der Bilanzsumme entspricht.

Dieser Ratschlag legt die Vermutung nahe, dass Krugman an die sogenannte Phillips-Kurve glaubt. Diese geht von einem inversen Zusammenhang zwischen der Arbeitslosigkeit und der Inflationsrate aus. In den 70er Jahren war sie überaus populär. Der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt rechtfertigte die inflationäre Politik jener Ära mit dem berühmt gewordenen Ausspruch, ihm seien ein paar Prozentpunkte Inflation allemal lieber als ein paar Prozentpunkte Arbeitslosigkeit. Letztlich durfte er sich über Beides freuen.

Ob Krugman, Bernanke, Geithner, Obama und wie sie alle heißen jemals der Gedanken gekommen sein mag, dass die gleiche Politik zu ähnlichen Ergebnissen führen könnte? Geldpolitik ist das Problem für dessen Lösung sie sich ausgibt. Mehr denn je gilt dieses herrliche Bonmot, das selbstverständlich auch auf andere Bereiche der Politik zutrifft.


Der Mann des Jahres 2009 befeuert die Krisenspirale

Der amerikanische Notenbankpräsident Ben Bernanke wurde vom "Time Magazine" zum "Mann des Jahres 2009" gekürt. Ist es nicht erstaunlich, wie weit man es heutzutage in Amerika mit dem Drucken von Geld bringen kann? Da werden sich Leonard Tsumba und Gideon Gono sicherlich - und völlig zu Recht - übergangen fühlen. Die beiden simbabwischen Zentralbanker haben schließlich schon viel früher als Herr Bernanke die Vorzüge der Gelddruckmaschine entdeckt.

Ich empfehle den Journalisten des "Time Magazine" eine Lustreise ins landschaftlich so herrliche Simbabwe, um vor Ort die Folgen einer hemmungslos inflationären Politik zu bewundern. Aber sie können natürlich auch gemütlich zu Hause bleiben und abwarten bis sich ähnliche Wirkungen auch dort eingestellt haben werden.


Die Krise ist das Ergebnis unseriöser Geld- und Fiskalpolitik

Damit bin ich bereits beim wichtigsten Punkt im analytischen Umgang mit der Wirtschafts- und Finanzkrise der vergangenen beiden Jahre angekommen. Denn die Wahl Bernankes zum "Mann des Jahres" bringt die weiterhin fatal falsche Wahrnehmung der Krisenursache in der Öffentlichkeit deutlich zum Ausdruck.

Diese Krise ist ausdrücklich kein Marktversagen, sondern das genaue Gegenteil davon. Diese Krise ist das Ergebnis eines monumentalen geldpolitischen Versagens. Wieso?

Mittlerweile herrscht weitgehend Einigkeit über den Auslöser der Krise. Selbst das Heer der Ökonomen, die von der Krise völlig überrascht wurden, sowie die Bernankes dieser Welt, die nicht in der Lage waren, die größte Immobilienblase aller Zeiten zu erkennen, sind mittlerweile zu der Einsicht gelangt, dass das Platzen ebendieser Immobilienblase der Auslöser der großen Krise war. Ende der Analyse.

Man glaubt es kaum, aber an dieser Stelle hört die Analyse der Mainstream-Ökonomen tatsächlich auf. Sie stellen sich nicht die eigentlich offensichtliche Frage nach den Ursachen der Immobilienblase. Warum auch, die Antwort ist schließlich längst bekannt. Allerdings passt sie so gar nicht in die von Keynes’ geprägte Welt der meisten Ökonomen, Politiker und Notenbanker. Sie lautet folgendermaßen:

Die notwendige - aber nicht hinreichende - Bedingung für das Entstehen von Spekulationsblasen ist überreichliches Geld- und Kreditmengenwachstum.

Wie Sie wissen, sind heutzutage die Notenbanken mit der Verwaltung des staatlichen Geldmonopols beauftragt. Sie sind verantwortlich für das Geld- und Kreditmengenwachstum, "Geldmengensteuerung" ist ihr ureigenstes "Geschäft". Folglich sind sie ohne Wenn und Aber die Hauptverantwortlichen für die Entstehung von Spekulationsblasen. Und damit selbstverständlich auch für die verheerenden Folgen ihres unvermeidlichen Platzens.




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