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Ein kurzer Blick auf das große Bild enthüllt so manchen Irrsinn

03.02.2010  |  Claus Vogt
- Seite 7 -
Bernanke gehört zu den Brandstiftern, nicht zu den "Rettern der Welt"

Ben Bernanke gehört also zu den Vätern der großen Krise. Er ist nicht etwa der "Retter der Welt", zu dem das "Time Magazine" ihn stilisieren möchte, sondern einer der kurzsichtigen geldpolitischen Täter, deren Entscheidungen den Weg in die Krise erst ebneten.

In meinem gemeinsam mit Roland Leuschel im Jahr 2004 verfassten Buch "Das Greenspan Dossier. Wie die US-Notenbank das Weltwährungssystem gefährdet" haben wir dieses Zusammenhänge ausführlich dargestellt. Wir nannten die damalige Geldpolitik "das große Experiment des Dr. Greenspan" und prognostizierten ziemlich genau das schauerliche Ergebnis, das Sie in den vergangenen beiden Jahren bestaunen durften.

Jetzt wird als Antwort auf die große Krise dieselbe Politik gemacht, die zu ebendieser Krise geführt hat. Dieselbe Politik, allerdings in einem noch sehr viel größeren Ausmaß. Was liegt da näher als die Vermutung, dass dieses große Experiment ein noch schauerlicheres Ergebnis liefern wird?


Statt Lösungen werden Sündeböcke präsentiert

Wer künftige Krisen dieser Art tatsächlich verhindern möchte, müsste radikale geldpolitische Reformen fordern. Er müsste die Rückkehr zu einem seriösen, nicht beliebig vermehrbaren Geld und die Abkehr vom Teildeckungsbankwesen vorantreiben, das es dem von der Zentralbank abhängigen Bankenkartell erlaubt, mehr Geld auszuleihen als es zur Verfügung hat.

Davon hören wir in der aktuellen öffentlichen Diskussion leider nichts. Stattdessen werden Sündenböcke präsentiert: verantwortungslose Spekulanten, böse Hedgefonds, gierige Banker, dumme Analysten, verschlafene Bürokraten in den Aufsichtsämtern und schließlich die Marktwirtschaft, der Kapitalismus, der Liberalismus in toto. Ich möchte hier die teilweise absurde Vorstellung, die zahlreiche dieser Sündenböcke während des Entstehens der Immobilienblase gespielt haben, nicht schön oder klein reden. Ganz im Gegenteil. Je nach persönlichem Naturell war es durchaus frustrierend oder belustigend, die teilweise überaus peinlichen Taten und Reden von Mitgliedern dieser Sündenbockgruppe zu beobachten. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sie alle diese traurige Rolle nur auf dem Hintergrund einer sich entwickelnden Spekulationsblase spielen konnten. Sie waren nur Mitläufer, deren Taten ohne die geldpolitische Wegbereitung nicht möglich gewesen wären. Viele haben sich in dieser Zeit die Taschen gefüllt, andere haben sich nur lächerlich gemacht. Manchen ist beides gelungen. Das alles macht sie aber nicht zu Verantwortlichen der Krise.


Lügen, Lügen, Lügen

Aus analytischer Sicht ist die Sachlage also eigentlich ganz klar. Dennoch ist der Unsinn des Marktversagens und die Exkulpierung der eigentlichen Täter, das heißt der Notenbanker, die in Politik und Medien fast ausnahmslos vertretene Grundhaltung im Umgang mit der Krise. Dazu fällt mir eigentlich nur ein alter Politikerwitz ein, der die Situation bestens auf den Punkt bringt: Wenn der Tag der Wahrheit kommt, dann hilft nur eins: lügen, lügen, lügen.

Nach diesem Motto wurde die öffentliche Diskussion über die Ursachen der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise von Anfang an geführt. Und nach diesem Motto werden natürlich auch die Maßnahmen beschlossen, die angeblich eine Wiederholung der Katastrophe verhindern sollen.


Die traurige Rolle der Mainstream-Ökonomen

Eine besonders traurige Rolle spielen dabei die Vertreter der Mainstream-Wirtschaftswissenschaften, insbesondere natürlich die sogenannten Koryphäen aus dem Bereich der Politikberatung im weitesten Sinne. An einem einfachen Beispiel kann man das jedem auch nur halbwegs gebildeten Menschen bestens veranschaulichen.

Stellen Sie sich vor, wir hätten es nicht mit Wirtschaftswissenschaftlern zu tun, sondern mit echten Wissenschaftlern, zum Beispiel mit Astronomen. Stellen Sie sich vor, diese Astronomen verwendeten bis auf ganz wenige Ausnahmen dieselben Modelle und Theorien und würden dafür auch öffentlich anerkannt, gar ausgezeichnet.

Nun kommt es plötzlich zu einer totalen Sonnenfinsternis. Kein einziger dieser erlauchten Astronomen-Gruppe hat dieses Ereignis vorausgesagt. Man sieht und staunt, ist aber Profi genug, um sich sehr schnell wieder zu fassen und zu sammeln. Kaum ist das geschehen, wird man in einem ersten Schritt nicht müde zu erklären, warum es unmöglich gewesen sei, diese Sonnenfinsternis vorherzusagen - obwohl es ein paar Astronomen gab, denen genau das gelungen ist, die allerdings nicht der allgemein akzeptierten Theorie anhängen und deshalb ignoriert werden können.

Doch damit nicht genug. Nachdem der Öffentlichkeit ausreichend intensiv und auf allen Kanälen erklärt wurde, warum die Sonnenfinsternis nicht prognostiziert werden konnte, wird die nächste Stufe der Rakete dreister Chuzpe gezündet: In einem zweiten Schritt schlagen die Experten der traurigen Gestalt zahlreiche Maßnahmen vor. Maßnahmen, mit denen zukünftige Sonnenfinsternisse verhindert werden sollen.

Das, meine Damen und Herren, ist das traurige Bild, das die zeitgenössische Mainstream-Wirtschaftswissenschaften hier abgeben, zumindest in meiner Wahrnehmung. Diese Vorgehensweise ist natürlich nicht nur unredlich. Sie ist auch in höchstem Maße unwissenschaftlich. Wieso?




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