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Ein kurzer Blick auf das große Bild enthüllt so manchen Irrsinn

03.02.2010  |  Claus Vogt
- Seite 5 -
Das laufende Jahr wird vermutlich ein ganz entscheidendes sein für den Fortgang des Finanzmarkt- und Wirtschaftskrimis, den ich in meinem gemeinsam mit Roland Leuschel verfassten Buch "Das Greenspan Dossier. Wie die US-Notenbank das Weltwährungssystem gefährdet" bereits im Jahr 2004 ausführlich beschrieben und analysiert habe .In unserem Ende vergangenen Jahres erschienenen Buch "Die Inflationsfalle. Retten Sie Ihr Vermögen" haben wir dann eine Art Fortsetzung und Aktualisierung dieser spannenden Geschichte vorgelegt. Sowohl die Finanzmarktund Wirtschaftsgeschichte als auch geldtheoretische Überlegungen zwingen uns leider dazu, eine Fortsetzung der Krise und ein böses Ende des geld- und fiskalpolitischen Experiments zu prognostizieren, das von Alan Greenspan begonnen wurde und von seinem Nachfolger Ben Benranke beherzt weitergeführt wird.

Der nächste Chart zeigt Ihnen die Entwicklung des Dow Jones Industrial Average im Anschluss an die oben beschriebene Gegenbewegung des Jahres 1930. Vom Endpunkt dieser Erholung fiel der Index innerhalb von nur zwei Jahren um 80%. Damit war am US-Aktienmarkt der Tiefpunkt dieser dramatischen Episode erreicht. Das Ende des langfristigen Abwärtstrends muss man aber sicherlich auf das Jahr 1942 datieren, als deutlich wurde, dass die Nazis untergehen und die USA der große Kriegsgewinner sein würden.

Mit nur 13 Jahren fiel dieser langfristige Bärenmarkt vergleichsweise kurz aus. Allerdings mündete er in einen verheerenden Weltkrieg, der die Entwicklung sicherlich beschleunigte.

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Dow Jones Industrial Average, 1929 bis 1942
Finden Sie die oben gezeigte Zwischenerholung auf diesem längerfristigen Chart wieder? Quelle: Bloomberg


Ein langfristiger Abwärtstrend am US-Arbeitsmarkt

Einige der wichtigsten ungelösten Probleme habe ich Ihnen in den vergangenen Wochen und Monaten bereits skizziert. Insbesondere dürfte die Baisse an den Immobilienmärkten noch immer nicht ausgestanden sein, weder bei den Gewerbeimmobilien noch bei den Wohnimmobilien. Mit dieser Einschätzung geht meine Prognose einer weiteren Bankenkrise einher, da in den Bankbilanzen vermutlich noch hunderte von Milliarden Dollar, Euro, Yen und Yuan fauler Kredite schlummern.

Heute möchte ich lediglich auf den amerikanischen Arbeitsmarkt eingehen, in dem ich eine gewichtige Stütze meiner Prognose einer Fortsetzung der Krise und der langfristigen Baisse an den Aktienmärkten sehe. Ein echter Wirtschaftsaufschwung geht immer Hand in Hand mit zunehmender Beschäftigung. Das heißt, selbst wenn das statistische Konstrukt "Bruttoinlandsprodukt" wächst, aber keine neuen Arbeitsplätze entstehen, dann ist der solchermaßen gekennzeichnete Aufschwung nur eine Schimäre, die uns mehr über statistische Methoden lehrt als über wirtschaftliche Realitäten.

Schauen Sie sich bitte meinen nächsten Chart an, der die Anzahl der US-Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft im Zeitablauf darstellt. Wie Sie sehen können, ist während der jüngsten Rezession etwas Außergewöhnliches geschehen. Erstmals seit Beginn dieser Zeitreihe im Jahr 1940 wurden während der jüngsten Rezession alle im vorangegangenen Aufschwung geschaffenen Arbeitsplätze wieder abgebaut. Damit befindet sich der Arbeitsmarkt in einer ähnlichen Situation wie der Aktienmarkt, nämlich auf demselben Niveau wie vor zehn Jahren. In einem Land, dessen Bevölkerung jedes Jahr um 1,1% oder 3,2 Millionen Menschen wächst, gibt es heute genauso viele Arbeitsplätze wie vor einer Dekade. Das ist ein niederschmetternder Befund, der für jeden, der es sehen möchte, deutlich macht, wie verheerend das Ergebnis des großen Experiments des Dr. Greenspan letztlich ausgefallen wird. Ich sehe wenig Hoffnung auf einen besseren Ausgang der durch Bernanke, Geithner und Co. betriebenen Fortsetzung dieses Experiments.

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Anzahl der angestellt Beschäftigten in den USA, 1940 bis 2010
In der jüngsten Rezession gingen erstmals alle Arbeitsplätze wieder verloren, die im vorangegangenen Aufschwung geschaffen wurden. Die schattierten Flächen kennzeichnen Rezessionen. Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis


Die offizielle und immer wieder zu lesende Arbeitslosenquote in den USA beträgt 10%. Es gibt aber noch eine andere, ebenfalls offizielle Version der Arbeitslosenquote, in deren Ermittlung auch solche Schicksale aufgenommen werden, die aufgrund von Aussichtlosigkeit damit aufgehört haben, einen neuen Job zu suchen, oder die nur einen Teilzeitjob gefunden haben, obwohl sie eine volle Stelle suchen. Diese Arbeitslosenquote beläuft sich auf 17,3%. Das ist natürlich eine Größenordnung, die besser zu dem Bergriff "Depression" passt als zu "Rezession".




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