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Ich bin es langsam leid

05.03.2012  |  Prof. Dr. Max Otte
Diese Woche saß ich mal wieder in einer Talkshow, und zwar in einer Dreierrunde: Moderator, ein Politiker der zweiten Garnitur und ich. Es ging um Griechenland. Und wieder kamen dieselben Sprüche. Europa habe den Krieg verhindert. Wir müssten Europa weiter bauen. Immerhin das Eingeständnis, das Deutschland zwischenzeitlich erpresst wurde.

Anscheinend hatte der Politiker noch Applaudierer aus seiner Jugendorganisation mitgebracht, die alle in einer bestimmten Ecke saßen. Immer, wenn er seine Stimme etwas hob, gab es aus dieser Richtung etwas Beifall. Wenn bei mir mal Beifall kam, dann doch etwas mehr im Raum verteilt.

Nach der Sendung bekam ich Post von einem Leser, dass ich endlich meine professorale Zurückhaltung aufgeben solle. Ich versuche, mir das zu Herzen zu nehmen. Wenn man aber mit einer gewissen Grundhöflichkeit ausgestattet ist, ist es schwer, die Wortautomaten aus den Parteien zu demontieren. Die wiederholen einfach immer wieder die Parteilinie, egal, was man ihnen sagt. Wahrscheinlich müsste man beleidigend werden.

Wir haben Europa nicht gerettet. Im Gegenteil: Die Politik Merkels treibt Griechenland im Auftrag Josef Ackermanns & Co. in bürgerkriegsähnliche Zustände. In Spanien gehen die Lichter aus, wie ich in einer der letzten Kolumnen schrieb. Und in Amerika lacht man sich ins Fäustchen. Schon denken Merkel und Schäuble über eine Erhöhung des Rettungsschirms nach.

Europa geht es relativ gut: Radikaler Schuldenschnitt in Griechenland - Griechenland, Spanien, Portugal und Irland raus aus der Eurozone, und schon wäre der Spuk vorbei. So wie jetzt sparen wir uns in die Depression und werden von der Wall Street am Nasenring herumgeführt.

Ich bin es langsam leid. In Europa gehen die Lichter aus und unsere Parteikader machen nichts. Was einige Ökonomen wie Hans-Werner Sinn und ich sagen, wird nicht gehört. Wir stehen einem Kartell aus politischer Klasse, Staaten, Investmentbanken und anderen gegenüber. Bringt es überhaupt etwas, wenn ich mich zu Wort melde? Oder sollte ich nicht lieber meine ganze Energie auf Sie, verehrte Privatanleger, konzentrieren? Reicht es nicht, wenn wir unser Erspartes einigermaßen sicher über die Krise bringen?

Noch gibt es genug gute Investments. Rhön-Klinikum (WKN: 704230), eine echte Gelddruckmaschine, ist im Kurs zurückgekommen. France Telecom (WKN: 906849), Telefonica (WKN: 850775) und Hellenic Telecom (WKN: 903465) sind Dividendenmaschinen. Viele deutsche Mittelständler sind noch nicht zu teuer, obwohl unsere Favoriten wie Fuchs Petrolub (WKN: 579043), Grenke Leasing (WKN: 586590) und Gerry Weber (WKN: 330410) nun fair bewertet sind.

Mein Erfolg als Investor und meine Frustration in der Diskussion mit der politischen Klasse halten sich die Waage.


© Prof. Dr. Max Otte

P.S.: Letzte Woche habe ich mir einen hydraulischen Holzspalter gekauft und mit meinen Kindern in meinem Landhaus kräftig Holzblöcke für Feuerholz gespaltet - falls einmal in Deutschland die Lichter ausgehen. Die Kinder haben es genossen.



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