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Goldrausch vorerst abgekühlt

30.07.2010  |  Wolfgang Weber
Aktuell verläuft der Goldmarkt wieder in geordneten Bahnen und weitere Kursexzesse scheinen in der Sommerhitze nicht mehr machbar. Zum Glück könnte man meinen, denn nun dürfte wieder professionelles und fundamentales Handeln an den Gold-Märkten überwiegen und keine von Euro-Zusammenbrüchen und Staatspleiten angefachte Hysterie die Anleger in Gold treiben und die Terminmärkte zum rotieren bringen.

Im Goldgeschäft spielen weltweit übergeordnet folgende Kriterien die entscheidende Rolle: Die Verfassung der Schmuckindustrie (vom Konsum und der Weltwirtschaft beeinträchtigt), die Aufnahmebereitschaft der asiatischen und arabischen Staaten, das Fördervolumen und eingeschränkt auch das Verhalten der Notenbanken. Bei den genannten fundamentalen Faktoren spricht mittel- bis langfristig alles für, mindestens moderat, weiter steigende Edelmetallpreise. Die Schmuckindustrie legte im ersten Quartal 2010 in Indien eine Nachfragesteigerung von fast 300 Prozent hin (World Gold Council).

Die Golf-Staaten V.A.E und Saudi Arabien legten um runde 27 Prozent zu. Weltweit fragte die Schmuckindustrie fast 471 Tonnen im ersten Quartal 2010 nach, was ein bisher noch nicht dagewesenes Wachstum von 43 Prozent in der Branche bedeutet. Allerdings darbte die Schmuckindustrie auch heftig unter der Weltwirtschaftskrise.

Aber trotzdem sichert die Nachfrage aus Asien nach Gold dessen Kurs, und die Empfehlung an die Notenbanken gute 10-15% der Devisenreserven in Gold zu halten untermauert die stabile Goldnachfrage. China hat gerade mal 2 Prozent seiner Devisenreserven in Gold angelegt aber niemand kennt die realen Zahlen und die wirklichen Importe des "gelben Drachens". Klar ist nur, dass China unangefochten Goldgroßmacht geworden ist.

Die Investoren-Nachfrage bescherte den Gold-ETF´s (physische gedeckte Anteilsscheine je nach AGB´s der Fonds) im zweiten Quartal 2010 den bisher zweitgrößten Quartalszufluss von fast 274 Tonnen. Insgesamt halten die ETF´s dann mehr als 2.000 Tonnen Gold oder 82 Milliarden US Dollar. Aktuell aber kämpfen die Fonds mit Abflüssen, welche gerade so ein plus minus Null in der Bestandsbilanz auf Monatsbasis bedeuten. Die kurzfristigen Investoren machen Kasse oder schichten um in die Aktienmärkte oder andere riskantere Anlageformen.

Diskussionen um die weltweiten Fördermengen und daraus resultierendes "gesichertes Zahlenmaterial" sollte man getrost bei seinen Entscheidungen eines Goldinvestments nur peripher berücksichtigen. Teilweise wissen die Minenbetreiber quartalsaktuell selbst nicht genau was die netto geförderten Edelmetallquoten sind, und selbstverständlich ist die Zukunft so unklar und spannend wie immer.

Fakt ist nun mal, dass die Rohstoffe der Erde endlich sind, und auch die Goldfördermenge eher übergeordnet abnehmen dürfte und einer mindestens konstanten, oder eher steigenden Weltnachfrage gegenüber steht. Noch dramatischer als bei Gold sind die Edelmetalle Platin und Palladium (langfristig), Silber (ein Hybrid zwischen Industrie- und Edelmetall) sowie Ruthenium und Iridium immer knapper werdende Metalle und übrigens ganz zu schweigen von den sogenannten "seltenen Erden" welche sich in aller erster Linie weltweit China gesichert hat. Ganz, ganz armes Deutschland kann man da nur sagen…

Für den Privatinvestor bedeutet dies, dass der Absicherungsbedarf eines Portfolios (Aktien, Immobilien, Rentenpapieren) mit Edelmetallen in der Größenordnung von 10 bis 20 Prozent seit Jahrtausenden eine konservative und vernünftige Quote darstellt. In Deutschland sind aber die Vermögen bisher mit noch nicht einmal mit 1-2 Prozent physischem (!) Edelmetallbesitz gesichert. Der Nachholbedarf bleibt gewaltig.

Technisch gesehen, lotet der Goldkurs aktuell seine Unterstützung von 1.160 US-Dollar die Unze aus und kann es sich auch leisten, die 200-Tage-Linie bei 1.140 anzulaufen ohne das kurzfristig Gefahr im Verzuge wäre. Bei Bruch der 1.140 US-Dollar allerdings, könnten dann schnell Kurse zwischen 1.030 bis 1.090 US-Dollar die Unze folgen.

Deutliche Kursanstiege erfährt das gelbe Metall erst bei einem nachhaltigen Bruch der 1.210 US-Dollar die Unze, wovon im August eher nicht ausgegangen werden sollte. Außer eine erneute politische Horrormeldung platzt in das Tagesgeschehen, denn dann dürfte der Investorendruck wieder deutlich zunehmen und den Goldkurs erneut treiben, sowie die dürftigen Lager der Edelmetallhändler wieder rasant leeren.


© Wolfgang Weber
Taurus Investors (www.taurusinvestors.com)



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