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Der Unterschied von Kaufhof und Karstadt

09.07.2013  |  Vertrauliche Mitteilungen
In manchen Städten liegen die Häuser der Warenhauskonzerne Kaufhof und Karstadt in direkter Nachbarschaft. Und wenn man das bei ihnen erhältliche Warensortiment betrachtet, fallen als erstes die Gemeinsamkeiten und weniger die partiell sicherlich auch feststellbaren Unterschiede auf. Doch während sich der Kaufhof in aller Stille zu einer Perle in der deutschen Einzelhandelswelt entwickelte (an deren Verkauf man im Metro-Konzern längst nicht mehr denkt), hält die Karstadt-Talfahrt unvermindert an und ein zweites Insolvenzverfahren innerhalb nur weniger Jahre ist durchaus möglich.

Was unterscheidet nun diese beiden Kaufhäuser, die auf den ersten Blick so viel gemeinsam haben? Es ist in erster Linie eine sehr unterschiedliche Firmenkultur. An der Spitze der Kölner Metro-Tochter Kaufhof wacht seit nunmehr bald zwanzig Jahren mit dem Flensburger Lovro Mandac (Sohn eines kroatischen Einwanderers) ein "Chef vom alten Schlag", der im Gespräch mit wichtigen Lieferanten oder Bankenvertretern ebenso den richtigen Ton zu treffen weiß wie beim Parlieren mit den Kassiererinnen vor Ort. Mandac weiß intuitiv, wie er seine Mitarbeiter anzusprechen hat, von ihren Erfahrungen profitieren und sie zugleich motivieren kann. Die von der Metro-Führung vor Jahren ausgesprochene Drohung, Kaufhof zu verkaufen, schweißten deshalb Vorstand und Verkäufer vor Ort nur noch fester zusammen. Man zog und zieht an einem Strang und der Erfolg blieb nicht aus.

Bei Karstadt gibt es eine derartige Unternehmenskultur dagegen schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Bereits in den 1990er Jahren ließ sich der damalige Vorstandschef Walter Deuss vom "gemeinen" Personal durch Panzerglas und Sicherheitsschleusen abschirmen. Und auch sein Nachfolger Thomas Middelhoff schwebte (im Regelfall auf Firmenkosten!) stets in Sphären, die das Aufkommen eines Wir-Gefühls nicht möglich machten. Noch heute regen sich manche "Karstädter" darüber auf, wie er bevorzugt auch für kurze Strecken Privatflugzeuge nutzte und gleichzeitig dem Rest des Konzerns äußerste Sparsamkeit verordnete...

Unter dem gegenwärtigen Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen - zumindest dürfte er derjenige sein, der sich hinter einem internationalen Steuerspar-Firmengeflecht verbirgt - wurde alles nur noch schlimmer. Im deutschen und durch ein Insolvenzverfahren von den Lasten der Vergangenheit weitgehend befreiten Karstadt-Konzern wurde Englisch zur verbindlichen Managementsprache erklärt, weil ein aus Südafrika eingeflogener "Karstadt-Chef" nicht des Deutschen mächtig ist. Er beherrscht zwar die englische Sprache perfekt, doch er kann von den deutschen Kunden nicht viel Ahnung haben.

Aber wer im Konzern noch über dieses für Karstadt überlebenswichtige Wissen verfügt, spricht im Regelfall nicht gut genug Englisch, als daß er von den leitenden Damen und Herren überhaupt angehört werden dürfte. Und der neue Karstadt-Besitzer, Herr Berggruen, "glänzt" lieber mit klugen Reden über Kunst, die Rettung der Welt an sich oder auch über seine unausgegorenen Hochzeits- und Kinderpläne. Sich mit einer Karstadt-Verkäuferin ernsthaft über die vor Ort auftretenden Probleme und Chancen zu unterhalten, dürfte ihm kaum in den Sinn kommen - und er könnte es wohl auch gar nicht!

Auf der einen Seite deutsche Bodenständigkeit und "mittelständische" Unternehmenskultur in Form eines Chefs, der sich für die "Basis" interessiert und dort ernstgenommen wird. Auf der anderen Seite US-amerikanische Hemdsärmeligkeit, die von (offenbar verantwortungslosen, es gibt auch andere) international tätigen Rechtsanwälten und Unternehmensberatern geprägt wurde. Daß der Kaufhof nun die Nase vorn hat, kann auch in allen anderen Branchen den noch verbliebenen ehrbaren Kaufleuten Mut machen und zugleich Ansporn sein!


© Vertrauliche Mitteilungen



Auszug aus den wöchentlich erscheinenden Infoblatt Vertrauliche Mitteilungen - aus Politik, Wirtschaft und Geldanlage, Nr. 4036



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