Im Zeichen der Henne
04.10.2014
Ein Streifzug durch die Münzgeschichte der gefürsteten Grafschaft Henneberg
In der Oktoberauktion des Osnabrücker Auktionshauses F. R. Künker GmbH & Co. KG findet sich unter den vielen numismatischen Kostbarkeiten eine der größten bisher angebotenen Sammlungen mit Prägungen der gefürsteten Grafschaft Henneberg. Anhand dieser Prägungen bietet sich die einmalige Gelegenheit, die wechselvolle Geschichte dieses Territoriums eindrucksvoll nachzuvollziehen.
"Die Grafschaft Henneberg gränzet gegen Osten an das Fürstenthum Schwarzburg; gegen Mittag theils an das Fürstenthum Hildburghausen, theils an das Gebiet des Stifts Wirzburg; gegen Abend an das Stift Fulda und an einen Theil der Landgrafschaft Hessen, und gegen Norden an die Fürstenthümer Gotha und Eisenach. In der weitesten Ausdehnung von Morgen nach Abend oder von Ilmenau bis Ostheim sind 10 Meilen, und die Größe von Mittag nach Mitternacht, von Themar bis Schmalkalden beträgt 6 Meilen.
Wenn man den Flächeninhalt nach den besten Karten in Quadrate eintheilet und berechnet, so kommen ungefähr 28 Quadratmeilen heraus, deren 15 einen Grad machen. In diesem großen Bezirk befinden sich 11 Städte, 10 Marktflecken 237 Dörfer 84 Höfe und Vorwerke, und 103 Wüstungen, oder eingegangene Ortschaften". So beschrieb ein anonymer Autor die Grafschaft Henneberg im Jahre 1790. (1)
Die Grafenfamilie entwickelte sich im Verlauf des Hochmittelalters zu einer der bedeutendsten Adelsgeschlechter in Franken. 1096 wurde die Henneburg, zwischen Mellrichstadt und Meiningen gelegen, in einer Tauschurkunde zwischen dem Hochstift Würzburg und dem Kloster Comburg (bei Schwäbisch Hall) erstmals erwähnt.(2) Für die Frühzeit ist der Leitname Poppo in der Familie charakteristisch.
Der politische Aufstieg der Familie erfolgte währen des Investiturstreites, als man als Parteigänger Heinrichs IV. das Würzburger Burggrafenamt mit den zugehörigen Lehen erhielt; dieses Amt bildete zusammen mit Reichslehen und Familienbesitz (Allod) die Basis für die Ausbildung eines eigenen Territoriums.
Im Jahre 1190 entstanden durch Teilung zeitweilig die Linien der Burggrafen von Würzburg und der Grafen von Botenlauben, die bereits in der zweiten bzw. dritten Generation wieder erloschen. Ihre Besitzungen und Rechte fielen an das Hochstift Würzburg.
Die Anfänge der Henneberger Münzprägung
Zum eigentlichen Begründer des Henneberger Herrschaftsgebietes wurde zwischen 1221 und 1242 Graf Poppo VII. (+ 1242), der sich zunächst nach seinem Sitz Strauf, dem heutigen Streudorf bei Hildburghausen, nannte. Entscheidend für die Ausbildung der reichsrechtlichen Stellung der Familie waren zwischen 1220 und 1240 die Auseinandersetzungen mit dem Hochstift Würzburg um Güter und Ämter, in einer Zeit als das anfangs so bedeutsame Würzburger Burggrafenamt vom Reichsamt zum bischöflichen Lehen absank und bedeutungslos wurde.
1216 verlieh Kaiser Friedrich II. Graf Poppo VII. das Berg- und Salzregal, worin das Münzrecht eingeschlossen war - ein wichtiger Schritt für die Ausbildung der eigenen Territorialherrschaft.
Das Stammwappen ist geteilt und weist im oberen Teil einen wachsenden Doppeladler und im unteren einen in drei Reihen geschachten Balken auf, die wohl aus Burgzinnen abstrahiert wurden (vgl. Abb. 3) und mit dem Burggrafenamt Würzburg in Verbindung gebracht werden. Vermutlich veranlasst durch den oben beschrieben Wertverlust dieses Burggrafenamtes wurde das ursprüngliche Wappen durch das "redende" mit der Henne auf einem Dreiberg ersetzt, das erstmals 1232 belegt ist.
Seit 1393 führte Graf Heinrich X. von Henneberg-Schleusingen das in Abb. 2 rechts abgebildete quadrierte Wappen, bestehend aus dem alten Stammwappen und dem Hennenbild. Die Linie Römhild führte ab 1468 das quadrierte Wappen mit der Henne und der Säule der Familie Colonna (Abb. 2 links), nachdem im Dezember 1466 der Kardinal Antonio Colonna die gemeinsame Herkunft "entdeckt" und Papst Paul II. dies Anfang 1467 bestätigt hatte.
Graf Poppo VII. war der Besitz am Südrand des Thüringer Waldes zugefallen. Von ihm ist erste Münze bekannt, die sich Henneberg sicher zuweisen lässt. Interessant ist, dass auf dem Revers noch das Wappen des Würzburger Burggrafenamtes, der wachsende Adler über Burgzinnen, erscheint (Abb. 3). Aufgrund des Vorkommen dieses undatierten Pfennigs in einem der großen unterfränkischen Funde der Zeit, dem Fund von Massbach (bei Bad Kissingen, tpq. 1240) wird dieser Typ um 1234 angesetzt. Als Prägeort steht Schweinfurt zur Diskussion, ist aber nicht belegbar.(3)
Die Linie Henneberg-Coburg-Schmalkalden
Nach dem Tod Poppos VII. 1242 kam es zu einer Aufteilung der Herrschaft, wobei die Familieninteressen aber weiterhin gemeinsam nach außen vertreten werden sollten: Heinrich III. (1242/43-1262) erbt die Stammlande, sein Halbbruder Hermann I. (1242/43-1290) den Besitz im Raum Coburg und südlich der Fränkischen Saale (vgl. Abb. 4).
Hermann I. begründete die Linie Coburg-Schmalkalden. Er hatte sich im Dienst des Bischofs von Bamberg aus dem Erbe der 1248 erloschenen Herzogsfamilie von Andechs-Meranien Besitzungen und Vogteirechte um Coburg gesichert. Es entstand die NEUE HERRSCHAFT HENNEBERG. 1265 ist Hermann I. urkundlich im Besitz der Burg Coburg nachweisbar, 1288 als Grundherr der Stadt Coburg.
In Coburg entstand um 1260/1265 ein Pfennig (Abb. 5), der sich stilistisch an die in der Region umlaufenden Lockenkopf-Pfennige (Abb. 6) sowie an die bischöflich-bambergischen Prägungen (Abb. 7) anpasste. Es sollte die einzige Prägung dieser Art bleiben, möglicherweise wollte der Graf auf diesem Weg sein Münzrecht dokumentieren. In der Folge verzichtete Hermann I. auf die Ausmünzung von Pfennigen mit Henneberger Symbolik und nutzte für die Geldversorgung seiner Herrschaft die bereits vorhandenen Prägungen auf Bamberger Schlag.(4)
Die Herrschaft Schmalkalden bildete den nordwestlichen Teil der neuen Herrschaft. Sie hatte bis 1247 zur Landgrafschaft Thüringen gehört. Der Anspruch Hermanns I. gründete auf der Tatsache, dass er über seine Mutter Jutta ein Neffe des ohne Nachfolger verstorbenen Thüringer Landgrafen und Gegenkönigs Heinrich Raspe war; gleiches galt für den Haupterben des thüringischen Territoriums, den späteren Markgrafen von Meißen, Heinrich den Erlauchten.
Im Gegensatz zu den kleinen Pfennigen mit Wulstreif im Coburger Raum wurden für diesen Besitz zwischen 1270 und 1290 in Schmalkalden Brakteaten geprägt. Stilistisch lehnen sie sich an die sog. BUCHSTABEN/TURM-GRUPPE der landgräflich-thüringischen Münzstätten in Eisenach und Gotha an (Abb. 8).
1353 ging die NEUE HERRSCHAFT über die weibliche Erbfolge verloren. "Damit waren die hennebergischen Expansionsbestrebungen Richtung Süden im Wesentlichen gebrochen und der Kampf mit Würzburg um die Vorherrschaft im unterfränkischen Raum entschieden".(5)
In der Oktoberauktion des Osnabrücker Auktionshauses F. R. Künker GmbH & Co. KG findet sich unter den vielen numismatischen Kostbarkeiten eine der größten bisher angebotenen Sammlungen mit Prägungen der gefürsteten Grafschaft Henneberg. Anhand dieser Prägungen bietet sich die einmalige Gelegenheit, die wechselvolle Geschichte dieses Territoriums eindrucksvoll nachzuvollziehen.
Abb. 1: Die Grafschaft Henneberg im Fränkischen Reichskreis (1646)
"Die Grafschaft Henneberg gränzet gegen Osten an das Fürstenthum Schwarzburg; gegen Mittag theils an das Fürstenthum Hildburghausen, theils an das Gebiet des Stifts Wirzburg; gegen Abend an das Stift Fulda und an einen Theil der Landgrafschaft Hessen, und gegen Norden an die Fürstenthümer Gotha und Eisenach. In der weitesten Ausdehnung von Morgen nach Abend oder von Ilmenau bis Ostheim sind 10 Meilen, und die Größe von Mittag nach Mitternacht, von Themar bis Schmalkalden beträgt 6 Meilen.
Wenn man den Flächeninhalt nach den besten Karten in Quadrate eintheilet und berechnet, so kommen ungefähr 28 Quadratmeilen heraus, deren 15 einen Grad machen. In diesem großen Bezirk befinden sich 11 Städte, 10 Marktflecken 237 Dörfer 84 Höfe und Vorwerke, und 103 Wüstungen, oder eingegangene Ortschaften". So beschrieb ein anonymer Autor die Grafschaft Henneberg im Jahre 1790. (1)
Die Grafenfamilie entwickelte sich im Verlauf des Hochmittelalters zu einer der bedeutendsten Adelsgeschlechter in Franken. 1096 wurde die Henneburg, zwischen Mellrichstadt und Meiningen gelegen, in einer Tauschurkunde zwischen dem Hochstift Würzburg und dem Kloster Comburg (bei Schwäbisch Hall) erstmals erwähnt.(2) Für die Frühzeit ist der Leitname Poppo in der Familie charakteristisch.
Der politische Aufstieg der Familie erfolgte währen des Investiturstreites, als man als Parteigänger Heinrichs IV. das Würzburger Burggrafenamt mit den zugehörigen Lehen erhielt; dieses Amt bildete zusammen mit Reichslehen und Familienbesitz (Allod) die Basis für die Ausbildung eines eigenen Territoriums.
Im Jahre 1190 entstanden durch Teilung zeitweilig die Linien der Burggrafen von Würzburg und der Grafen von Botenlauben, die bereits in der zweiten bzw. dritten Generation wieder erloschen. Ihre Besitzungen und Rechte fielen an das Hochstift Würzburg.
Die Anfänge der Henneberger Münzprägung
Abb. 2: Wappen der Grafen von Henneberg-Schleusingen und Henneberg-Römhild im Wappenbuch des Nikolaus Bertschi, Augsburg 1515
Zum eigentlichen Begründer des Henneberger Herrschaftsgebietes wurde zwischen 1221 und 1242 Graf Poppo VII. (+ 1242), der sich zunächst nach seinem Sitz Strauf, dem heutigen Streudorf bei Hildburghausen, nannte. Entscheidend für die Ausbildung der reichsrechtlichen Stellung der Familie waren zwischen 1220 und 1240 die Auseinandersetzungen mit dem Hochstift Würzburg um Güter und Ämter, in einer Zeit als das anfangs so bedeutsame Würzburger Burggrafenamt vom Reichsamt zum bischöflichen Lehen absank und bedeutungslos wurde.
1216 verlieh Kaiser Friedrich II. Graf Poppo VII. das Berg- und Salzregal, worin das Münzrecht eingeschlossen war - ein wichtiger Schritt für die Ausbildung der eigenen Territorialherrschaft.
Das Stammwappen ist geteilt und weist im oberen Teil einen wachsenden Doppeladler und im unteren einen in drei Reihen geschachten Balken auf, die wohl aus Burgzinnen abstrahiert wurden (vgl. Abb. 3) und mit dem Burggrafenamt Würzburg in Verbindung gebracht werden. Vermutlich veranlasst durch den oben beschrieben Wertverlust dieses Burggrafenamtes wurde das ursprüngliche Wappen durch das "redende" mit der Henne auf einem Dreiberg ersetzt, das erstmals 1232 belegt ist.
Seit 1393 führte Graf Heinrich X. von Henneberg-Schleusingen das in Abb. 2 rechts abgebildete quadrierte Wappen, bestehend aus dem alten Stammwappen und dem Hennenbild. Die Linie Römhild führte ab 1468 das quadrierte Wappen mit der Henne und der Säule der Familie Colonna (Abb. 2 links), nachdem im Dezember 1466 der Kardinal Antonio Colonna die gemeinsame Herkunft "entdeckt" und Papst Paul II. dies Anfang 1467 bestätigt hatte.
Abb. 3: Alt-Henneberg, Poppo VII. (1218-1242), Pfennig o.J. (nach 1234?), Schweinfurt?. Weltlicher mit Fürstenhut und gelocktem Haar v.v. mit geschultertem Schwert und Lilienzepter//Wachsender Doppeladler über Turmzinnen, beiderseits des Turms je zwei Ringel. Heus 2 (Künker Okt. 2014).
Graf Poppo VII. war der Besitz am Südrand des Thüringer Waldes zugefallen. Von ihm ist erste Münze bekannt, die sich Henneberg sicher zuweisen lässt. Interessant ist, dass auf dem Revers noch das Wappen des Würzburger Burggrafenamtes, der wachsende Adler über Burgzinnen, erscheint (Abb. 3). Aufgrund des Vorkommen dieses undatierten Pfennigs in einem der großen unterfränkischen Funde der Zeit, dem Fund von Massbach (bei Bad Kissingen, tpq. 1240) wird dieser Typ um 1234 angesetzt. Als Prägeort steht Schweinfurt zur Diskussion, ist aber nicht belegbar.(3)
Abb. 4: Alte und Neue Herrschaft Henneberg
Die Linie Henneberg-Coburg-Schmalkalden
Nach dem Tod Poppos VII. 1242 kam es zu einer Aufteilung der Herrschaft, wobei die Familieninteressen aber weiterhin gemeinsam nach außen vertreten werden sollten: Heinrich III. (1242/43-1262) erbt die Stammlande, sein Halbbruder Hermann I. (1242/43-1290) den Besitz im Raum Coburg und südlich der Fränkischen Saale (vgl. Abb. 4).
Hermann I. begründete die Linie Coburg-Schmalkalden. Er hatte sich im Dienst des Bischofs von Bamberg aus dem Erbe der 1248 erloschenen Herzogsfamilie von Andechs-Meranien Besitzungen und Vogteirechte um Coburg gesichert. Es entstand die NEUE HERRSCHAFT HENNEBERG. 1265 ist Hermann I. urkundlich im Besitz der Burg Coburg nachweisbar, 1288 als Grundherr der Stadt Coburg.
Abb. 5: Henneberg-Coburg-Schmalkalden, Hermann I. (1242-1290). Einseitiger Pfennig auf Bamberger Schlag, um 1260/1265, Coburg. Henne r. im flachen Wulstreif, außen vier Lilien im großen Wulstreif. Heus 3 (Künker Okt. 2014).
Abb. 6: Coburg, Lockenkopf-Pfennig auf Bamberger Schlag, um 1270/1280. Barhäuptiges Gesicht v.v. mit neun Locken, im Wulstreif//Nicht ausgeprägt (Künker Okt. 2014).
Abb. 7: Bamberg, Hochstift, Heinrich von Bilversheim (1242-1257). Pfennig o.J. Kreuz, in den Winkeln je eine Lilie, im Wulstreif//Nicht ausgeprägt.
In Coburg entstand um 1260/1265 ein Pfennig (Abb. 5), der sich stilistisch an die in der Region umlaufenden Lockenkopf-Pfennige (Abb. 6) sowie an die bischöflich-bambergischen Prägungen (Abb. 7) anpasste. Es sollte die einzige Prägung dieser Art bleiben, möglicherweise wollte der Graf auf diesem Weg sein Münzrecht dokumentieren. In der Folge verzichtete Hermann I. auf die Ausmünzung von Pfennigen mit Henneberger Symbolik und nutzte für die Geldversorgung seiner Herrschaft die bereits vorhandenen Prägungen auf Bamberger Schlag.(4)
Abb. 8: Henneberg-Coburg-Schmalkalden, Hermann I. (1242-1290). Brakteat, um 1270/1290, Schmalkalden. Reiter l. mit Barett, Fahne und Löwenschild im doppelten Perlkreis, auf der Pferdekruppe eine Henne l., auf dem Rand V - Turm - V - Turm. Heus 6 e (Künker Okt. 2014).
Die Herrschaft Schmalkalden bildete den nordwestlichen Teil der neuen Herrschaft. Sie hatte bis 1247 zur Landgrafschaft Thüringen gehört. Der Anspruch Hermanns I. gründete auf der Tatsache, dass er über seine Mutter Jutta ein Neffe des ohne Nachfolger verstorbenen Thüringer Landgrafen und Gegenkönigs Heinrich Raspe war; gleiches galt für den Haupterben des thüringischen Territoriums, den späteren Markgrafen von Meißen, Heinrich den Erlauchten.
Im Gegensatz zu den kleinen Pfennigen mit Wulstreif im Coburger Raum wurden für diesen Besitz zwischen 1270 und 1290 in Schmalkalden Brakteaten geprägt. Stilistisch lehnen sie sich an die sog. BUCHSTABEN/TURM-GRUPPE der landgräflich-thüringischen Münzstätten in Eisenach und Gotha an (Abb. 8).
1353 ging die NEUE HERRSCHAFT über die weibliche Erbfolge verloren. "Damit waren die hennebergischen Expansionsbestrebungen Richtung Süden im Wesentlichen gebrochen und der Kampf mit Würzburg um die Vorherrschaft im unterfränkischen Raum entschieden".(5)