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Im Zeichen der Henne

04.10.2014
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Die Linie Henneberg-Schleusingen

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Abb. 9: Alt-Henneberg, Heinrich III. (1242-1262), oder sein Sohn Berthold V. (von Schleusingen, 1262-1284). Brakteat, vor 1274, Themar. Henne l. auf gewölbter Basis im Perlkreis, über dem Rücken eine Lilie, unten je ein Ringel, auf dem Rand je vier Kugeln und Kugelkreuze. Heus 4 (Künker Okt. 2014).


Graf Heinrich III. (1242-1262) hatte bei der Besitzteilung das althennebergische Gebiet mit Herrschaftsschwerpunkt in Schleusingen erhalten. Nach dem Tod Poppos VII. kam es zu einer Verschiebung des Machtzentrums weg von Schleusingen in Richtung Themar, das nun auch als Münzstätte fungierte.(6) Hier entstand - wohl noch vor 1274 - ein sehr interessanter Brakteat, der das redende Wappen trägt (Abb. 9).(7)

Das Jahr 1274 brachte einen schweren Rückschlag für die auf eine Erweiterung der Territorialherrschaft gerichteten Bestrebungen der Familie. Die Söhne Heinrichs III. trennten sich nach zwölfjähriger gemeinschaftlicher Herrschaft und teilten den väterlichen Besitz (sog. HENNEBERGISCHE HAUPTTEILUNG). Es entstanden die Linien Hartenberg (erloschen 1378), Aschach (später Römhild, erloschen 1549) und Schleusingen (erloschen 1583).(8)

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Abb. 10: Bertold VII. von Henneberg-Schleusingen. Ausschnitt aus: Brandenburg-Preußen, Bronzemedaille o.J. auf die Belehnung des Sohnes Ludwigs des Bayern, Ludwig des Brandenburgers, mit der Mark Brandenburg (Künker Okt. 2014).


Zu wirklicher Bedeutung stieg allerdings nur die Linie Schleusingen auf, allen voran Berthold VII. (1284-1340).(9) Der Enkel Heinrichs III. spielte als Ratgeber der Herrscher Albrecht I. (1288-1308), Heinrich VII. (1308-1313) und Ludwig IV. des Bayern (1313-1347) eine wichtige Rolle in der Reichspolitik (Abb. 10). Honoriert wurden seine Verdienste durch König Heinrich VII., der ihm am 25. Juli 1310 bestimmte fürstliche Vorrechte verlieh, die sich u.a. in dem Titel "Fürstengenossen" (gefürstete Grafen) äußerten.(10)


Die Hinwendung zur fränkischen Münzprägung nach 1350

Bis Ende des 14. Jahrhunderts orientierte sich die Henneberger Münzpolitik an der der benachbarten fränkischen Münzherren, vor allem des Hochstiftes Würzburg. Für die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts sind allerdings keine Henneberger Prägungen bekannt, auch nicht von dem so bedeutenden Berthold VII. Der Grund hierfür ist in einer allgemeinen geldpolitischen Erscheinung in Franken zu suchen: seit Ende des 12. Jahrhunderts drang der ursprünglich in Schwäbisch Hall beheimatete Heller sukzessive nach Franken vor. Er drängte u.a. aufgrund der hohen Stückzahlen die lokale Münzprägung bald so an den Rand, dass viele fränkische Münzstätten ihre Tätigkeit einstellten, nachdem sich die einheimischen Pfennige nicht gegenüber den Hellern behaupten konnten.(11)

Erst nach 1350 wich der Heller zurück, nachdem Kaiser Karl IV. regulierend eingriff (Hellergesetz von 1356). Aus dem Geldbedarf für den Zahlungsverkehr heraus entwickelten sich die neuen Pfennigtypen auf WÜRZBURGER und REGENSBURGER SCHLAG.(12) Rein äußerlich lassen sich beide Typen bereits anhand des Vierschlages unterscheiden, der für die Regensburger Pfennige charakteristisch ist.

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Abb. 11: Henneberg-Schleusingen, Heinrich X. (1372-1405). Pfennig o.J. auf Regensburger Schlag, Schmalkalden. Buchstabe S//Zwei Köpfe unter Doppelgiebel. Heus 29 b (Künker Okt. 2014).


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Abb. 12: Henneberg-Schleusingen, Heinrich X. (1372-1405). Pfennig o.J. auf Würzburger Schlag, Schmalkalden. Schild mit Henne l.//Doppeladler über geschachtem Feld. Heus 55 a (Künker Okt. 2014).


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Abb. 13: Henneberg-Schleusingen, Heinrich X. (1372-1405), gemeinsam mit Hermann IV. von Aschach-Römhild (1375-1403). Pfennig auf Regensburger Schlag, um 1375/1393, Themar. Helmzier//Buchstabe D. Heus 26 b (Künker Okt. 2014).


Auch in der Grafschaft Henneberg griff man die neue Entwicklung auf: nach nahezu 100 Jahren der Münzruhe setzte eine erneute Pfennigprägung ein und zwar nach beiderlei Schlag (Abb. 11 und 12). Die lange geführte Diskussion, ob die neuen Henneberger Pfennige in Schmalkalden oder in Schleusingen geprägt wurden - die Pfennige Heinrichs X. nennen nur ein S - wurde zugunsten von Schmalkalden entschieden.(13) Interessanterweise griff man für den Typ auf Würzburger Schlag nochmals auf das Bildmotiv des Würzburger Burggrafenamtes zurück - ebenso wie bei den später folgenden Halbgroschen. In der Münzstätte Themar entstanden - wohl nach 1375 - gemeinschaftliche Prägungen der Henneberger Linien Schleusingen und Aschach (Abb. 13).(14)

1373 hatte der Würzburger Bischof Gerhard von Schwarzburg im Zuge einer Münzreform einen neuen Pfennigtyp mit verbessertem Feingehalt eingeführt (sog. WÜRZBURGER ZWEITER ART). Auch diese Pfennige wurden zweiseitig, ohne Vierschlag und mit Umschrift geprägt; sie waren auch als SCHWARZBURGER bekannt. Bald wurde der neue Münzfuß vom Hochstift Bamberg, dem Erzstift Mainz, der Grafschaft Nassau, der Burggrafschaft Nürnberg, der Kurpfalz und der Pflege Coburg aufgegriffen.

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Abb. 14: Henneberg-Schleusingen, Heinrich X. (1372-1405) oder Wilhelm II. (1405-1426). Einseitiger Pfennig o.J. (nach 1396) auf neuen fränkischen Schlag, Schmalkalden?. Doppeladler über geschachtem Feld.


Der erste einer langen Reihe von Münzverträgen im Jahre 1395/1396 leitete erste Schritte zu einer Verbesserung der monetären Verhältnisse in Franken ein. Ziel war die Schaffung eines großflächigen, geschützten Umlaufgebietes für die eigenen Pfennige und das groschenartige Geld, um so das fremde Groschengeld zurückzudrängen. Gleichzeitig sollte auf diese Weise der sich aus dem Absatz der eigenen Münzen ergebende Gewinn gesichert werden. Auch wenn die Grafschaft Henneberg dem Münzvertrag von 1395/96 nicht beigetreten war, übernahm man doch die Prägevorgaben dieser Einung (Abb. 14).(15)

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Abb. 15: Henneberg-Schleusingen, Heinrich X. (1372-1405), Halbgroschen o.J. (um 1390), Schmalkalden. Henne l. im Schild//Doppeladler über geschachtem Feld. Heus 12 a (Künker Okt. 2014).


Im Zuge der Verbreitung größerer Silbernominale (Turnosen, Prager Groschen) ging man Ende des 14. Jahrhunderts auch in Franken zur Emission größerer Werte wie Groschen und v.a. Halbgroschen über. Ihren Ausgang nahm die Halbgroschenprägung wohl um 1386/1387 im Hochstift Würzburg; binnen kürzester Zeit verbreitete sie sich in ganz Franken.

Vom Feingehalt und Wert her entsprachen die Halbgroschen ursprünglich einem halben Prager Groschen, also sechs Pfennigen.

Ähnlich wie in Würzburg weist die Vielzahl der bekannten Stempel für Henneberger Halbgroschen auf eine sehr intensive Ausprägung in den Münzstätten Schmalkalden und Römhild hin. Bei einem Teil der Halbgroschen und Pfennige führten die Grafen von Henneberg-Schleusingen neben dem redenden Wappen, der Henne, erneut den burggräflich-würzburgischen Schild (Abb. 15).

Aufgrund der rasch einsetzenden Verschlechterung des Münzfußes untersagte König Wenzel IV. im Jahre 1390 die weitere Ausprägung der Halbgroschen, die noch bis um 1398 umlaufenden Exemplare wurden auf drei Pfennige herabgesetzt.


Im Spannungsfeld zwischen Franken und Sachsen

Münzpolitisch gesehen befand sich die Grafschaft Schleusingen zu Beginn des 15. Jahrhunderts im Einzugsgebiet diverser Währungen. Die südlichen Gebiete lagen im Einflussbereich der Würzburger Schillinge und Pfennige, von Westen her flossen hessische Münzen ins Land und von Norden und Osten her wurde zunehmend der Druck des obersächsischen Geldes spürbar. 1465 äußerte Graf Wilhelm IV. in einem Schreiben, dass seine Lande zwischen zwei mächtigen Nachbarn lägen (Würzburg und Sachsen), die Münzen beider Herrschaften würden in der Grafschaft umlaufen und seien nicht aufzuhalten.

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Abb. 16: Henneberg-Schleusingen, Wilhelm III. (1426-1444) oder Wilhelm IV. (1444-1480). Groschen o.J., Schleusingen?. Quadrierter Schild//Blumenkreuz im Vierpass.


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Abb. 17: Würzburg, Hochstift, Gottfried IV. Schenk von Limburg (1443-1455). Konventions-Schilling o.J. (1443). Stehender hl. Kilian//Quadrierter Schild.


Die Münzstätte Schleusingen emittierte bereits um die Mitte des 15. Jahrhunderts - wohl nur einige wenige - Groschen nach Meißner Vorbild (Abb. 16).(16) Viel bemerkenswerter war jedoch der Einfluss der fränkischen Konventionsschillinge, deren Umlauf sich damals bis in das Fuldaer, Henneberger und Coburger Gebiet ausdehnte (Abb. 17). Großen Anteil an dieser Entwicklung hatte das Hochstift Würzburg, dessen Enklave Meiningen inmitten der Henneberger Herrschaft lag.

Um 1430 erfolgte dann jedoch eine Umorientierung der Henneberger Münzpolitik, weg von den fränkischen Pfennigen, hin zur Münzprägung der sächsischen Nachbarn: man prägte nun sowohl in Schmalkalden wie auch Schleusingen Hohlpfennige nach Thüringer Art.(17) Möglicherweise wurde diese Wende auch beeinflusst durch die Rückschläge, die die fränkischen Münzherren in dieser Zeit bei der Bekämpfung der von Süden her erneut vordringenden, geringhaltigen Pfennigen (u.a. den SCHINDLERLINGEN) erfahren mussten.(18)

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Abb. 18: Henneberg-Schleusingen, Wilhelm III. (1426-1444) oder Wilhelm IV. (1444-1480). Hohlpfennig o.J. (nach 1430-1450), Schleusingen. + o WILhE o. Liegendes S unter "Krone" im Hohlring. Heus 84 b (Künker Okt. 2014).


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Abb. 19: Henneberg-Schleusingen, Wilhelm III. (1426-1444) oder Wilhelm IV. (1444-1480). Hohlpfennig o.J. (um 1454-1462), Schleusingen. Doppeladler über geschachtem Feld. Heus 85 a (Künker Okt. 2014).


1435 wurden die Henneberger Hohlpfennige prompt in einem sächsischen Münzmandat als zu geringwertig reklamiert. 1438 wurde Graf Wilhelm III. von den sächsischen Herzögen aufgefordert, seine Pfennigausmünzung einzustellen, sonst müsse man ihm die Münzeinung aufkündigen.(19) Charakteristisch für diesen Henneberger Hohlpfennig-Typ ist der liegende Buchstabe S unter einem kronenartigen Gebilde (Abb. 18).

1455 ist in einem Mahnschreiben des sächsischen Herzogs von neuen, erhaben geprägten Henneberger Pfennigen die Rede, bei denen es sich nur um solche mit dem Münzbild des Doppeladlers über geschachtem Feld gehandelt haben kann (Abb. 19).(20) Deren Emission sollte ebenfalls eingestellt werden, da man auch in Sachsen aufgrund der fehlenden rechtlichen Grundlage derzeit keine Hohlpfennige ausgebe.(21)




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