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Im Zeichen der Henne

04.10.2014
- Seite 6 -
Die Prägetätigkeit der ernestinischen Linien

Die 1660 an die Ernestiner gefallenen 7/12 Anteile des hennebergischen Territoriums waren in der Folge in wechselndem Besitz der verschiedenen ernestinischen Zweiglinien: zunächst verteilte sich der Besitz auf Gotha, Altenburg und Weimar, 1672 ging der Altenburger Teil auf Gotha über, das nun 5 1/4 Anteile hielt gegenüber 1 3/4 Anteilen der Linie Weimar.

"Gotha wäre die Aufgabe zugefallen, nach der endgültigen Zerschlagung der ehemaligen Grafschaft Henneberg die Rolle der Führungs- und territorialen Sammlungsmacht zu übernehmen, zumal über die Ämter Salzungen und Altenstein eine direkte Verbindung zum Gothaer Kernland … bestand".(55) Doch es kam anders: Das Haus Gotha selbst wurde 1680 in sieben Zwergstaaten geteilt. Nach und nach verleibten sich die Linien Meiningen, Römhild und Hildburghausen sukzessive die Anteile der übrigen Zweige ein.(56)

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Abb. 55: Sachsen-Neu-Gotha, Ernst, der Fromme (1640-1675). Reichstaler 1661, Gotha, auf die hennebergische Teilung und die Huldigung in Wasungen, Mm. W. E. Freund. Fürstenhut über Wappen//Elf Zeilen Schrift. Steguweit 15. Die Auflagenhöhe betrug nur 300 Exemplare (Künker Okt. 2014).


Bei der Teilung hatte Ernst, der Fromme, von Sachsen-Neu-Gotha (1640-1675) die ehemaligen Henneberger Ämter Frauenbreitungen, Sand und Wasungen erhalten. Im September 1661 nahm der Herzog die Erbhuldigung seiner neuen Untertanen in Wasungen entgegen.(57) Auf diesen Anlass entstand eine Münzserie mit ganzen und viertel Reichstalern sowie Groschen (Abb. 55).(58)

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Abb. 56: Sachsen-Weimar, Wilhelm (1641-1662). 1/2 Reichstaler 1661, Weimar, auf die hennebergische Teilung und die Huldigung. Brustbild r. mit umgelegtem Mantel//Fünf Zeilen Schrift im Strahlenkranz, darüber der sächsische und hennebergische Schild unter Krone. Koppe 347 (Künker Okt. 2014).


Eine umfangreichere Emission mit ganzen, halben, viertel Reichstalern sowie Groschen und Dreiern entstand 1661 aus demselben Anlass in der Münzstätte Weimar (Abb. 56). Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar (1641-1662) waren die Ämter Ilmenau und Kaltennordheim zugefallen. Am 23. September 1661 erfolgte die Huldigung für den neuen Landesherren in Kaltennordheim, im November in Ilmenau.

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Abb. 57: Sachsen-Meiningen, Bernhard I. (1680-1706). 1/18 Reichstaler 1694, Meiningen, Mm. P. F. Crumm, Bergmünze für die Grafschaft Henneberg. Fürstenhut über sächsischem und hennebergischem Schild//Wert und Jahr in vier Zeilen. Grobe 35 (Künker Okt. 2014).


Bei der Teilung des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg im Jahre 1680 hatte der drittälteste Sohn Bernhard I. (1680-1706) die ehemals hennebergischen Ämter Meiningen, Maßfeld, Wasungen, Sand und Frauenbreitungen sowie die wettinischen Ämter Salzungen und Altenstein zugesprochen erhalten; diese Gebiete bildeten künftig das neue Herzogtum Meiningen. Nach dem Aussterben der Linien Sachsen-Coburg 1699 und Sachsen-Römhild 1710 konnte das Meininger Territorium nach langwierigen Auseinandersetzungen (THEMARER KRIEG) 1735 um die Coburger Ämter Neuhaus und Sonneberg sowie 1753 um zwei Drittel der Herrschaft Römhild erweitert werden.(59)

Sehr interessant ist die Ausmünzung des Jahres 1694, die die bisher in der Region ungebräuchlichen Nominale des 1/18 Reichstalers und 1/36 Reichstalers in den Geldverkehr brachte (Abb. 57). Ursache für diese ausgefallene Lösung war eine seit 1693 im Fränkischen Kreis herrschende Diskussion um die Umstellung des Rechnungswesen vom schweren (in Kreuzern höher bewerteten) fränkischen Gulden auf die rheinische Währung: diese habe sich - so die vorherrschende Meinung - allgemein durchgesetzt, die fränkische Währung erweise sich als Hindernis für den Handel.(60) In Erwartung dieser Umstellung wurden die nach fränkischer Währung geprägten Münzen seit 1693 durch eine entsprechende Umschrift gekennzeichnet.(61)

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Abb. 58: Sachsen-Meiningen, Bernhard I. (1680-1706). 2 Kreuzer (Halbbatzen) 1694, Meiningen, Mm. P. F. Crumm, Bergmünze für die Grafschaft Henneberg. Fürstenhut über sächsischen Wappen auf gekreuzten Palmzweigen//Fünf Zeilen Schrift. Grobe 38 (Künker Okt. 2014).


Zugleich war es der äußerst gelungene Versuch, eine Brücke zwischen fränkischem und obersächsischem Rechnungssystem zuschlagen, denn 1/18 Reichstaler in specie entsprachen 5 Kreuzern oder einem Batzen (fränkisch) bzw. 16 Pfennigen oder 1 1/3 Groschen (obersächsisch). Zusätzlich ließ der Herzog Halbbatzen (zu 2 Kreuzern, Abb. 58) sowie Kupferheller ausgeben.

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Abb. 59: Ernst Friedrich I. von Sachsen-Hildburghausen (1715-1724). 1/18 Reichstaler 1719 nach fränkischen Kreisschluss, Hildburghausen, Mm. P. F. Crumm, Ausbeute der Ilmenauer Gruben. Fürstenhut über zwei Wappen auf Voluten//Wert in vier Zeilen. Hollmann 32 (Künker Okt. 2014).


Ebenso der fränkischen Währung zuzuordnen ist der 1/18 Reichstaler, den Herzog Ernst Friedrich I. von Sachsen-Hildburghausen (1715-1724) im Jahre 1719 ausgeben ließ (Abb. 59). Für die Ausprägung dieser Ausbeute-Batzen wurden am 22. November 1719 der bis dahin für den Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld tätige Paul Friedrich Crumm und sein Sohn Philipp als Münzmeister eingestellt.(62)


Sächsische Gemeinschaftsprägungen in Ilmenau (1691-1702) (63)

Ein Denkmal der Ilmenauer Grube auf Münzen


Von der Teilung des Henneberger Gebietes im Jahre 1660 waren die Gruben in Ilmenau ausgenommen worden, sie sollten künftig vom gesamten sächsischen Haus ausgebeutet werden.

Bereits im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt, war der Bergbau in Ilmenau über jahrhundertelang hinweg eine wichtige Erwerbsquelle für die Bewohner und Herrscher der Region. Anders als viele andere Gruben im Harz, in Tirol oder im Erzgebirge sollte die Ausbeutung der Grube Ilmenau immer mit einem hohen Arbeits- und Kostenaufwand verbunden bleiben. Denn durch die geographische Lage, die durch die großräumigen Vorstöße des Zechsteinmeers in den heutigen mitteleuropäischen Regionen Kupferschiefer hervorbrachte, war Kupfererz mit einem gewissen Silbergehalt das Haupterz der Region.

Trotz der schwierigen Bedingungen begann im Jahr 1564, als 612 Zentner (30.600 kg) Kupfer mit einem Silbergehalt von ca. 20 Lot/Zentner (300 g) gewonnen werden konnten, ein deutlicher Aufschwung für die Ilmenauer Grube. Doch der dreißigjährige Krieg forderte seinen Tribut und das Bergwerk musste 1624 geschlossen werden. Der nachfolgende jahrzehntelange Verfall der Grube und die ständigen Verwüstungen durch Wassereintritt, erforderten einen hohen Kapitaleinsatz (Zubußgelder) der Landesherren die sich nach Kriegsende wieder darum bemühten Gewinne zu erzielen und die Region wirtschaftlich wieder aufblühen zu lassen.

Dieses Ziel wurde zur Lebensaufgabe eines Mannes, der 1687 vom sächsischen Herzog Wilhelm Ernst, zum fürstlich sächsischen Kammerjunker und Berghauptmann ernannt wurde, Georg Christoph von Utterodt auf Schmerbach und Schwarzhausen.

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Ab. 60: Lageplan der Bergwerke in Ilmenau (Ausschnitt aus: Sachsen-Weimar, Wilhelm Ernst, Medaille 1697)


Durch den Einsatz von Utterodts verbesserte sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts die Situation merklich, es wurden Kunstteiche und Zuflussgräben angelegt und die Ausbeute stieg erheblich. Der neue Berghauptmann hatte ehrgeizige Pläne, er baute mit Geldern, die er mittels Kuxen (Anteilsschienen) von privaten Geldgebern erhielt, die Grube immer weiter aus. Auf dem Hochpunkt des Bergbaus (1693-1697) beschäftigte die Ilmenauer Grube bis zu 500 Personen. Nicht nur den Bergleuten sondern auch den ärmsten Bevölkerungsschichten wurde damit die einzige Erwerbsmöglichkeit in der Region geboten.

Doch die Ertragslage blieb immer schwierig, da die Silberausbeute bei weitem nicht die Unkosten deckte. Von Utterodt musste sich immer wieder neue Gelder leihen, dafür wurden nicht nur immer mehr Kuxen ausgegeben, der Berghauptmann schlug dem sächsischen Herzog vor, direkt in Ilmenau eine Münzstätte einzurichten um aus dem Schlagschatz zusätzlich Gewinn zu erzielen. Da den sächsischen Herzögen das Bergregal zustand, waren Sie berechtigt das gewonnene Gold und Silber direkt am Bergbauort zu vermünzen.

Ebenso stand den Gewerken das Recht zu, ihren Gewinn aus dem ausgebeuteten Silber in Münzen zu erhalten, sowie bei Gewinn auch den Kuxeninhabern. Nur das zugekaufte Erz musste laut Reichsmünzordnung von 1559 in den Kreismünzstätten vermünzt werden.

So wurde Ende des Jahres 1691 im Freihof die Ilmenauer Münze errichtet, als Münzmeister wurde Sebastian Altmann verpflichtet, als Wardein und Zehntner Christian Meitzner. Geprägt wurde nach dem zwischen Kursachsen, Brandenburg und Lüneburg vereinbarten Münzfuß von Zinna aus dem Jahr 1667 sowie nach dem Leipziger Münzfuß von 1690.

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Abb. 61: Gemeinschaftsprägungen in Ilmenau, 2 /3 Taler (Gulden) 1692, Ilmenau, Mm. S. Altmann, Ausbeute der Gruben in Ilmenau. Flacher Herzogshut über ovalem sächsischen Wappen//Große Henne auf sehr kleinem Dreiberg r. Heus (1981), Nr. 58. (Künker Okt. 2014)
Die Umschrift auf der Rückseite lautet: Felix fodinarum ilmenaviensium reparatio, übersetzt GLÜCKLICHE WIEDERHERSTELLUNG DER GRUBEN IN ILMENAU.


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Abb. 62: 2/3 Taler (Gulden) 1692, Ilmenau, Mm. S. Altmann, Ausbeute der Gruben in Ilmenau. Großer, breiter Herzogshut über kleinerem, ovalen sächsischen Wappen//Kleine Henne auf Dreiberg r. Heus (1981), Nr. -/69. (Künker Okt. 2014)


Bereits in den ersten Dienstanweisungen an Altmann gestattete von Utterodt den Zukauf von Silber zur Münzprägung, denn ihm war bewusst, dass das gewonnene Silber nicht ausreichen würde, um einen Schlagschatz zu erzielen. Da man dadurch allerdings gegen die Reichsmünzordnung von 1559 verstoßen hätte, die u.a. besagte, dass nur das aus der Grube selbst gewonnene Silber vermünzt werden darf, bemühte sich Altmann auf sämtlichen Silberprägungen durch diverse Umschriften zu suggerieren, dass es sich um Ilmenauer Silber handeln würde, das hier zur Ausprägung kam.

Das gewonnene Silber hätte grundsätzlich zur Ausprägung der Ausbeutemünzen ausgereicht, wenn nicht auslaufende Lieferkontrakte und Verkaufsverpflichtungen an bestehende Geldgeber von Utterodt dazu gezwungen hätten gewonnene Silberbestände zu verkaufen. Als diese Maßnahme kaum noch zu verbergen war, wurde die Ausprägung der Ausbeutemünzen eingestellt. Dafür spricht auch, dass die letzten Jahrgänge die zur Ausprägung kamen, immer geringere Stückzahlen aufweisen und auch immer weniger Varianten. Diese Münzen waren also nie für den Zahlungsverkehrt bestimmt, sondern wurden nur für die Bedürfnisse des Bergbaus oder als repräsentative Objekte, wie die Münzbilder auch deutlich belegen, gedacht.

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Abb. 63: 2/3 Taler (Gulden) 1692, Ilmenau, Mm. S. Altmann, Ausbeute der Gruben in Ilmenau. Kleinerer Herzogshut über kleinerem, ovalen sächsischen Wappen//Große Henne auf Dreiberg r., geprägt auf kleinem Schrötling, mit Gegenstempel des Fränkischen Kreises. Heus (1981), Nr. 73. (Künker Okt. 2014)


Um dennoch eine Möglichkeit zu nutzen den Schlagschatz zu erhöhen, wurde beschlossen Kurantmünzen sowie Scheidemünzen (2/3 Taler, 1/3 Taler, Doppelgroschen, Dreier und Heller) zu prägen. Diese Münzen wurden dann außerhalb des Landes in den Münzverordnungen und Valvationstabellen als vollwertige Münzen geführt, wie z.B. in den Verordnungen des fränkischen, bayerischen und schwäbischen Reichskreises vom 4. Mai 1694, die diese Kurantmünzen auch gegenstempelten (vgl. Abb. 63 und 64).

Der Gegenstempel des Fränkischen Kreises trägt die Buchstaben CF für CIRCULUS FRANCONIUM sowie die Wertzahl 60 (Kreuzer) und des Zeichen der Münzstätte, also N für Nürnberg, S für Schwabach und W für Würzburg.

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Abb. 64: 2/3 Taler (Gulden) 1693, Ilmenau, Mm. S. Altmann, Ausbeute der Gruben in Ilmenau. Großer, breiter Herzogshut über kleinerem, ovalen sächsischen Wappen//Kleine Henne auf Dreiberg r., mit Gegenstempel der Stadt Köln. Heus (1981), Nr. 88. (Künker Okt. 2014)


Sehr selten sind Gegenstempelungen, die von der Stadt Köln veranlasst wurden. Bereits am 22. Mai 1688 hatte der Stempelschneider des niederrheinisch-westfälischen Kreises, Jakob Lyr, auf dem Kreisprobationstag den Auftrag erhalten, Kontermarken für eine künftige Gegenstempelung im Kreis zu schneiden. Am 18. März 1693 ordnete der Rat der Stadt Köln an, alle in der Stadt umlaufenden vollwertigen wie auch untergewichtigen 2/3 Taler-Stücke zu kennzeichnen. Der Stempel für die vollwertigen Stücke trägt - wie bei dem vorliegenden Exemplar - die ligierten Buchstaben COLN sowie ein N für NEWERS (Abb. 64).

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Abb. 65: 2 Groschen 1692, Ilmenau, Mm. S. Altmann, Ausbeute der Gruben in Ilmenau. Schmaler Herzogshut über größerem, ovalen sächsischen Wappen, unten ovale Wertkartusche//Gekrönte größere Henne auf geradem Dreiberg r. Heus (1981), Nr. 41 (Künker Okt. 2014).





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