Im Zeichen der Henne
04.10.2014
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Abb. 66: 2 Groschen 1692, Ilmenau, Mm. S. Altmann, Ausbeute der Gruben in Ilmenau. Kleiner Herzogshut über großem, ovalen sächsischen Wappen, ohne Wertzahl//Gekrönte große Henne auf Dreiberg r., darunter ovale Wertkartusche. Heus (1981), Nr. 35 (Künker Okt. 2014)
Die Doppelgroschen wurden wie die Gulden nach dem Leipziger Fuß von 1690 ausgebracht, 1.344 Stück aus der feinen Mark. Auch hier finden sich immer wieder Abweichungen im Münzbild: bei der vorliegenden Variante schnitt der Stempelschneider die Kartusche mit der Wertzahl versehentlich auf dem Revers- anstatt auf dem Aversstempel (Abb. 65 und 66).
Durch die starke Beanspruchung der Stempel sowie der parallel laufenden Münzprägung wurden Stempel und Stempelpaare immer wieder neu angefertigt oder miteinander kombiniert. Das führte zwangsläufig zu minimalen Abweichungen im Münzbild, wie z.B. die unterschiedlichen Größendarstellungen der Henne sowie in der Umschrift (vgl. Abb. 61 und 62).
Abb. 67: Reichstaler 1693, Ilmenau, Mm. S. Altmann, Ausbeute der Gruben von Ilmenau. Zwei von zwei Bergknappen gehaltene, behelmte Wappen mit Helmzieren, darüber Reichsapfel, vorne Bergwerksgerätschaften//Gekrönte Henne r. auf Dreiberg unter Gottesnamen mit langen Strahlen. Heus (1981), Nr. 104 (Künker Okt. 2014).
1693 begann die Ausgabe von Ausbeutemünzen nach dem Reichsmünzfuß, demzufolge neun Taler aus der feinen Mark Silber geprägt werden sollten (9-Taler-Fuß). Insgesamt wurden bis zum Jahr 1702, 40.842 Ausbeutetaler emittiert. Da der Silberpreis damals aber bereits bei 11 Reichstalern lag, hätte die Münzstätte in diesem Bereich nur mit Verlust gearbeitet, wenn die Münzen in den Zahlungsverkehr abgegeben worden wären. Die Legende der ersten Ausgabe lautet: Fructu multicipli coelo foecundor ab alto, übersetzt MIT VIELFACHER FRUCHT WERDE ICH VOM HOHEN HIMMEL HER GESEGNET. Man erkennt auch hier wieder den wiederholter Versuch Altmanns, nach außen hin den Anschein zu erwecken, welch reiche Bodenschätze in der Grube Ilmenau verborgen seien (Abb. 67)
Abb. 68: Reichstaler 1694, Ilmenau, Mm. S. Altmann, Ausbeute der Gruben von Ilmenau. Zwei von zwei Bergknappen gehaltene, behelmte Wappen mit Helmzieren in Landschaft, darüber Reichsapfel//Kleine gekrönte Henne r. auf hohem Dreiberg. Heus (1981), Nr. 107 var. (Künker Okt. 2014)
Die Umschrift des Reichstalers 1694 lautet: Pinguescit dum eruit, übersetzt WÄHREND SIE SCHARRT WIRD SIE FETT. Diese Legende wird auch als Hinweis interpretiert, dass Altmann den Eindruck erwecken wollte, es handele sich hier um gewinnträchtige Bergwerke, von denen es sich lohne, Anteilsscheine zu kaufen (Abb. 68).
Abb. 69: Reichstaler 1695, Ilmenau, Mm. S. Altmann, Ausbeute der Gruben von Ilmenau. Zwei von zwei Bergknappen gehaltene, behelmte Wappen mit Helmzieren in Landschaft, darüber Reichsapfel//Gekrönte Henne r. auf hohem Dreiberg. Heus (1981), Nr. 114 var. (Künker Okt. 2014)
Die Legende des Talerjahrgangs 1695 lautet: In rutilo niveas gemanntes exhibet alas, übersetzt IM RÖTLICHEN ERHEBT SIE DIE SCHNEEWEISS SCHIMMERNDEN FLÜGEL. Sich bezieht sich auf den Seigervorgang, in dem aus dem roten Kupfer weiß schimmerndes Silber gewonnen wurde (Abb. 69).
Abb. 70: Reichstaler 1696, Ilmenau, Mm. S. Altmann, Ausbeute der Gruben von Ilmenau. Zwei von zwei Bergknappen gehaltene, behelmte Wappen mit Helmzieren in Landschaft, darüber Reichsapfel//Gekrönte kleine Henne r. auf kleinem Dreiberg, auf gekreuzten, gebundenen Lorbeerzweigen. Heus (1981), Nr. 120 (Künker Okt. 2014)
1696 wählte man als Legende Crescit et hoc tuto gaudet tutissima septo, übersetzt SIE (die Henne) WÄCHST UND ERFREUT SICH AUFGRUND DES SICHEREN GEHEGES VÖLLIGER SICHERHEIT (Abb. 70).
Abb. 71: Reichstaler 1698, Ilmenau, Mm. S. Altmann, Ausbeute der Gruben von Ilmenau. Zwei von zwei Bergknappen gehaltene Helme mit den Zieren von Sachsen und Henneberg auf Wappenmantel, darüber Reichsapfel//Gekrönte kleine Henne l. auf Dreiberg sitzend, darunter Grubenansicht. 29,11 g. Heus (1981), Nr. 132 (Künker Okt. 2014).
Für den Jahrgang 1698 wählte man als Reversdarstellung einen Querschnitt durch das Bergwerk mit seinen Verhüttungsanlagen. Darüber thront die Henne, die Reverslegende Tuetur et auget lautet übersetzt SIE BESCHÜTZT UND VERMEHRT (Abb. 71).
Abb. 72: Reichstaler 1699, Ilmenau, Mm. S. Altmann, Ausbeute der Gruben von Ilmenau. Von zwei Bergknappen gehaltene Helme mit den Zieren von Sachsen und Henneberg auf Wappenmantel, darüber Reichsapfel//Fürstenhut über den durch Bänder verbundenen Wappen von Sachsen und Henneberg, auf gekreuzten, gebundenen Lorbeerzweigen. Heus (1981), Nr. 139 (Künker Okt. 2014)
Abb. 73: Reichstaler 1699, Ilmenau, Mm. S. Altmann, Ausbeute der Gruben von Ilmenau. Von zwei Bergknappen gehaltene Helme mit den Zieren von Sachsen und Henneberg, ohne Wappenmantel, darüber Reichsapfel//Fürstenhut über den durch Bänder verbundenen Wappen von Sachsen und Henneberg. Heus (1981), Nr. 117 (Künker Okt. 2014)
Abb. 74: Reichstaler 1700, Ilmenau, Mm. S. Altmann, Ausbeute der Gruben von Ilmenau. Von zwei Bergknappen gehaltene Helme mit den Zieren von Sachsen und Henneberg, darüber Reichsapfel//Fürstenhut über den nebeneinander gestellten Wappen von Sachsen und Henneberg. Heus (1981) - vgl. Nr. 141 (Künker Okt. 2014)
Für die Talerjahrgänge 1699 und 1700 wählte man dann die deutsche Umschrift NACH DES ALTEN REICHS SCHROT UND KORN, ein Hinweis auf die Einhaltung des in der Reichsmünzordnung vorgeschrieben Münzfußes (Abb. 72-74).
Abb. 75: Dreier 1692. Gekrönte Henne r.//Reichsapfel mit Wertzahl. Heus (1981), Nr. 27 (Künker Okt. 2014)
Nr. 233
Abb. 76: Kupfer-Heller 1693. Henne l.//Wert und Jahr in vier Zeilen. Heus (1981), Nr. 1 (Künker Okt. 2014).
Abb. 76: Kupfer-Heller 1693. Henne l.//Wert und Jahr in vier Zeilen. Heus (1981), Nr. 1 (Künker Okt. 2014).
Um zusätzliches Kapital zu erhalten, wurde bereits 1687 vorgeschlagen Dreier und Pfennige zu prägen, die außerhalb des Ilmenauer Gebietes keine Gültigkeit hatten. Der daraus erzielte Schlagschatz sollte zur Kostendeckung des Bergbaus genutzt werden. Reines Kupfer wurde in Ilmenau ebenfalls vermünzt, im Jahr 1693 und 1694 entstanden Heller als reine Inlandswährung (Abb. 75 und 76).
Die Ilmenauer Grube hatte über mehrere Jahrhunderte hinweg drei sehr bewegte Bergbauperioden. Die Kupfererz- und Silbergewinnung war hier sicher eine der Schwersten und Gefährlichsten. Der Bergbau verschlang Unsummen, die nie wirklich gedeckt werden konnten. Trotz des Einfallsreichtums von Utterodts und der Unterstützung durch seine Landesfürsten, konnte die Grube nie gewinnbringend arbeiten. Dafür war die Ausbeute zu gering und die Gewinnung zu aufwendig. Dennoch konnte die Region davon wirtschaftlich stark profitieren, denn es gelang hier durch kontinuierliche Anstellungen bis zu 500 Personen ein geregeltes Auskommen zu bieten und das muss man bis heute als Hauptzweck der Ilmenauer Grube respektvoll anerkennen.
Mit Sebastian Altmann als Münzmeister an seiner Seite, hatte von Utterodt einen verlässlichen Partner der bereits in der Dresdner Münze tätig war. Zwar hatte man diverse Verfahren wegen "Ausbringung untergewichtiger Münzen" gegen Altmann eröffnet, seine Schuld konnte aber nie nachgewiesen werden. Sebastian Altmann hinterließ uns mit den Henneberger Münzen unvergängliche Zeitzeugen und setzte damit der Ilmenauer Grube ein unauslöschliches Denkmal.
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Fußnoten:
(1) Anonym: Grafschaft Henneberg. In: Journal von und für Franken, Band 1 (1790), S. 492-493.
(2) www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45640.de
(3) Die erste urkundliche Überlieferung einer Münze zu Schweinfurt stammt aus dem Jahre 1234, als König Heinrich (VII.) auf eine Reihe von Beschwerden antwortete, die der Würzburger Bischof Hermann von Lobdeburg gegen den dortigen königlichen Beamten geführt hatte, dass er und die seinigen von ihnen vielfach gehemmt und beschwert werden, namentlich … an der münze zu Schweinfurt … und gebietet ihnen nach noch weiterer Aufzählung anderer Beschwerden aufs ernstlichste den besagten Bischof und dessen Kirche an ihren Freiheiten und Rechten ferner nicht zu beschweren (Lorenz Fries). Ohne weitere Ausführungen heißt es dann im Diplom: renunciamus monete in Swinfurth - wir verzichten auf die Münze in Schweinfurt. In den darauf folgenden Jahrzehnten war die Münze in Schweinfurt gemeinsamer Besitz des Würzburger Bischofs und der Grafen von Henneberg. Der Bischof von Würzburg machte hier seine Rechte als Herzog von Franken geltend, eigentlich besaß er keinerlei Besitzansprüche in Schweinfurt, sondern nur Gerichtsbarkeitsrechte aufgrund seines „herzoglichen“ Amtes. Der König, das geht eindeutig aus der schriftlichen Überlieferung hervor, hat nie auf seine Stadt verzichtet. In einer Vereinbarung zwischen Bischof Iring von Würzburg und den Grafen Heinrich III. und Hermann I. von Henneberg vom 6. Februar 1259 über die ihnen bezüglich Schweinfurt zustehenden Rechte wird unter anderem der von der Münze herrührende Ertrag genannt.
(4) Für das 13. Jahrhundert verwies bereits Hävernick nach der Analyse des numismatischen Materials auf die enge wirtschaftliche und kulturelle Bindung des Henneberger Raums an Franken. Vgl. Hävernick, W.: Raum und Beziehungen des mittelalterlichen Thüringens im Lichte numismatischen Materials, in: Blätter für Deutsche Landesgeschichte 84 (1938), S. 91-107.
(5) Wölfing, G.: Geschichte des Henneberger Landes. Hildburghausen 2009, S. 41.
(6) Heus, D.: Henneberger Münzgeschichte. Leipzig 1999, S. 41 ff. Themar mit der benachbarten Osterburg besaß in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts aufgrund seiner zentralen Lage und der Tatsache, dass es immer gemeinsamer Besitz der Familie blieb, eine zentrale Bedeutung. So ist es nur verständlich, dass die Grafen hier auch ihr Münzrecht ausübten.
(7) Ein Stilvergleich mit den benachbarten thüringischen Brakteaten erlaubt die zeitliche Einordnung zwischen 1260 und 1280. Heus (1999, Nr. 4) zufolge ist dieser Brakteat vor der Erbteilung von 1274 geprägt worden. Von diesem Typ sind nur 6 1/2 Exemplare bekannt.