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Chinas und Deutschlands Wettbewerbsnachteile

03.02.2015  |  Vertrauliche Mitteilungen
Über etliche Jahre schien es bei Produktionsverlagerungen nur den Weg in die Volksrepublik China hinein zu geben, aber nicht heraus. Günstige Lohnkosten und die (vage) Aussicht, ein Milliardenvolk als neuen Kunden hinzuzugewinnen, ließen in den Industriestaaten manche Ent scheider diesen Schritt gehen. Und nicht wenige von ihnen sollten ihn schon kurze Zeit spä ter bereuen - wenn sich z.B. herausstellte, daß die chinesischen "Partner" das vereinbarte Joint Venture vor allem nutzten, um sich die Produktionskenntnisse und Betriebsgeheimnisse der westlichen "Langnasen" hinterrücks anzueignen.

Inzwischen hat die Zahl der Meldungen über neue Joint Ventures deutlich abgenommen und immer mehr Unternehmer denken über ihren Rückzug aus dem Reich der Mitte nach. Hauptantriebsfeder ist dabei weniger der Ärger über die längst verratenen Produktionsgeheimnisse als vielmehr die einfache Lohnkalkulation.

Die Lohnkosten in China haben sich in den letzten Jahren nämlich glatt verdoppelt, und weil die in den letzten Jahren erreichten Fortschritte bei der weiteren Rationalisierung in manchen Branchen den erforderlichen Personaleinsatz nochmals drastisch reduzierten, ist dort der Fertigungskostenvorteil Chinas gegenüber den westlichen Ländern auf teilweise nur noch rund 5 % gesunken. Das ergab jedenfalls eine Stu die der Unternehmensberatungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG).

Deren Beraterkollegen von PWC wiesen in diesem Zusammenhang noch auf einen weiteren und immer wieder vorgebrachten Grund hin, der bei Produktionsrückverlagerungen gerne genannt wird: Die mit der großen räumlichen Entfernung untrennbar einhergehenden Transportzeiten (und in manchen Fällen auch die fehlende Flexibilität der chinesischen "Partner") machen es den westlichen Unternehmen schwer, auf die immer häufigeren und kurzfristiger auftretenden Marktschwankungen zu reagieren.

Als der Haushaltswarenhersteller Leifheit beispielsweise bei einem neu auf den Markt gebrachten, in China produzierten Fensterreinigungsgerät eine unerwartet hohe Nachfrage feststellte, war er kaum in der Lage, die Nachfragewelle für sich zu nutzen. Allein schon der mehrwöchige Transport per Schiff (Flugzeugtransporte wären viel zu teuer gewesen) ließ eine schnelle Reaktion nicht zu. Inzwischen wird das Gerät in der Tschechischen Republik produziert...

Dieses Beispiel zeigt, daß bei der Kalkulation einer zunehmenden Zahl von Herstellern nicht mehr alleine die reinen Lohnkosten berücksichtigt werden, sondern auch eher „weiche“ Faktoren wie die Produktionsqualität oder auch die Flexibilität, wenn es darum geht, auf Marktveränderungen schnell zu reagieren. Die westlichen Industriestandorte können dabei mit gut ausgebildetem Personal, einer vergleichsweise hohen Rechtssicherheit und kurzen Transportwegen glänzen. Diese Vorteile machen oft die noch immer höheren Lohnkosten wieder wett.

Auch Deutschland kann in diesem "Konzert" grundsätzlich mitspielen, wenngleich hier noch ein landesspezifischer Nachteil erwähnt werden muß: Zunehmend automatisierte Produktionsverfahren bedingen in den meisten Fällen eine erhöhte Energiezufuhr, insbesondere in Form elektrischen Stroms. Doch wegen der von der deutschen Politik fast einmütig beschlossenen "Energiewende" ist dieser in Deutschland teurer als in den meisten europäischen Nachbarländern, von den USA ganz zu schweigen. Und ein Ende dieser
Entwicklung ist nicht abzusehen!


© Vertrauliche Mitteilungen

Auszug aus den Infoblatt Vertrauliche Mitteilungen - aus Politik, Wirtschaft und Geldanlage, Nr. 4115



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