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In Zeiten von Boom und Bust - Gold

03.08.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Zusammenfassung:

  • Das ungedeckte Papiergeldsystem, das sich weltweit entwickelt hat, sorgt für "Boom" und "Bust".
  • Damit der Boom anhält, werden die Kredit- und Geldmengen immer weiter anschwellen müssen.
  • Schon heute ist das Verhältnis zwischen den offiziellen Goldreserven und der Welt-Geldmenge gering.
  • Zusammengenommen spricht das für einen künftig deutlich höheren Goldpreis im Vergleich zum aktuellen Preis.
  • Sparer sollten nicht aus dem Blick verlieren: Gold ist ein seit Jahrtausenden erprobtes Geld, es ist das ultimative Zahlungsmittel.

"Die Schwankungen im Weltpreise der Edelmetalle scheinen mir gegenwärtig immer noch geringere Gefahren in sich zu schließen als die Regelung des inneren Tauschwertes des Geldes durch Regierungen oder soziale und politische Parteien." Carl Menger, 1936, Schriften über Geldtheorie und Währungspolitik, S. 86 - 87.


Was Gold ist

Was Gold ist, darüber bestehen ganz unterschiedliche Auffassungen. Für die einen ist das Gold ein Rohstoff, für andere ist es eine "Vermögensklasse", und für wieder andere (zu denen sich der Autor zählt) ist Gold ein über Jahrtausende erprobtes Geld. Dass das Gold das ultimative Zahlungsmittel ist, mag in "normalen Zeiten" nicht in Erscheinung treten. Es wird jedoch spätestens erkennbar in "Krisenzeiten", insbesondere dann, wenn sich Zweifel an der Werthaltigkeit der offiziellen Währungen breit machen.

Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass Gold perfektes Geld ist. Denn das gelbe Metall verfügt über die physischen Eigenschaften, die ein Gut haben muss, damit es als Geld verwendet werden kann: Es ist knapp; es ist von gleicher Qualität (es ist homogen); es ist haltbar (es verdirbt nicht) und lagerfähig; es ist teilbar; es ist prägbar; man kann es transportieren; es wird allgemein wertgeschätzt; und es repräsentiert in kompakter Form eine hohe Kaufkraft.

Wer physisches Gold hält, der ist - anders als mit den heutigen nicht einlösbaren Währungen - keinem Kredit- beziehungsweise Zahlungsausfallrisiko ausgesetzt. Wer beispielsweise Bankeinlagen hält, dem kann es passieren, dass die Bank die Pforten schließt und die Kontoguthaben verloren sind (wie es in Island und Zypern geschehen ist). Gold lässt sich zudem nicht beliebig von den Regierungen vermehren und damit entwerten. Weil Gold - anders als ungedecktes Geld - immer noch einen nicht-monetären Nutzen hat (beispielsweise für Industrieanwendungen), kann es auch nicht zum Totalverlust werden.

Die Währungsgeschichte zeigt, dass, wenn die Menschen frei waren zu ent-scheiden, was Geld sein sollte, sie sich für Edelmetalle entschieden haben. Bevor-zugt wurden Gold und Silber, zuweilen auch Kupfer. Allerdings gab es immer wieder Zeiten, in denen nicht Gold, sondern nicht einlösbares Papier- bezie-hungsweise Fiat-Geld als Zahlungsmittel eingesetzt wurde. Der Grund: Die Regie-renden verboten ihren Bürgern das Verwenden von Goldgeld. Wollte man sich nicht strafbar machen oder sein Leben verlieren, blieb nichts anderes übrig, als das von den Regierenden herausgegebene ungedeckte Geld zu verwenden.

Ungedecktes Geld ist nicht auf "natürlichem Wege" in die Welt gekommen. Ihm ging stets - und notwendigerweise - ein Sach- oder Warengeld voraus. Und nur dadurch, dass irgendwann einmal dem umlaufenden Sachgeld die Edelmetalldeckung entzogen wurde, konnte das ungedeckte Geld eingeführt werden. In der jüngeren Währungsgeschichte geschah das am 15. August 1971, als die US-Administration die Goldeinlösbarkeit des US-Dollar einseitig aufkündigte.

"Man hat an der Goldwährung manches auszusetzen gewusst; man hat ihr den Vorwurf gemacht, dass sie nicht vollkommen sei. Doch niemand weiß anzugeben, wie man an Stelle der Goldwährung Vollkommeneres und Besseres setzen könnte." - Ludwig von Mises, 1940, Nationalökonomie, S. 430.


Verzinstes Bankengeld

In neuerer Zeit gab es einen ganz besonders verlockenden Anreiz, dass die Menschen das ihnen eigentlich aufgezwungene ungedeckte Geld akzeptierten: Die Banken zahlten (zumindest bis vor kurzem) einen Zins auf Giroguthaben. Das ließ die Kosten des Sachgeldes steigen: Denn dem Sachgeldhalter entgehen schließlich Zinserträge, die er erwirtschaften könnte, wenn er ungedecktes Geld, das die Banken herausgeben, halten würde.

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Quelle: Thomson Financial, Federal Reserve Bank of St. Louis, eigene Berechnungen. *Der Realzins wurde errechnet, indem die Inflation der Konsumentenpreise vom Nominalzins abgezogen wurde. Schattierte Flächen: Phasen, in denen der Kurzfristzins negativ ist.


Die Zinsen auf Giroguthaben entmutigen nicht nur die Bargeldhaltung, sondern auch die Verwendung von Sachgeld. In einem gedeckten Geldwesen, in dem zum Beispiel Gold als Geld verwendet wird, hätte der Goldhalter seiner Lagerstätte (seiner Bank) eine Gebühr zu zahlen für Verwahrungs-, Sicherungs- und Zahlungsabwicklungsdienste.

In jüngster Zeit ist der (Zins-)Vorteil des Bankengeldes geschwunden, weil die Zentralbanken die Zinsen auf historische Tiefstände geschleust haben. Vielerorts ist die Verzinsung nach Abzug der Inflation mittlerweile sogar negativ geworden: Das heißt, der Wert der Giroguthaben schwindet im Zeitablauf. Für Edelmetall-Anleger eine bedeutsame Erkenntnis: Eine Phase niedriger Zinsen beziehungsweise negativer Realzins stärkt tendenziell die Nachfrage nach Gold zu monetären Zwecken (dazu später mehr).


Wertentwicklung

Wie hat sich der Wert des Goldes in den letzten Jahrzehnten entwickelt im Vergleich zu Anlagen wie Aktien und verzinslichen Bankeinlagen? Die nachstehende Tabelle zeigt, dass in der langen Frist Aktien den höchsten Wertzuwachs erzielt haben. Das ist nicht verwunderlich, denn wirtschaften Unternehmen erfolgreich, werden sie (beziehungsweise ihre Anteilsscheine) im Zeitablauf mehr wert.

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Quelle: Bloomberg, Thomson Financial; eigene Berechnungen. 1) Kaufkraft des US-Dollar, ermittelt anhand der Konsumentenpreise. 2) Ohne Dividenden (und Steuer). 3) In US-Dollar pro Feinunze. 4) Ermittelt anhand der 3-Monatszinsen. 5) Veränderung der US-Konsumentenpreise.


Auffällig ist, dass die Wertentwicklung des Goldes deutlich besser ausgefallen ist als die des US-Dollar (der stellvertretend aufgeführt wird für viele andere ungedeckte Währungen) und die von verzinslichen Kurzfristanlagen bei Banken oder von Staatsschuldpapieren. Vor allem konnten Anleger mit Gold einen Preiszuwachs erzielen, der merklich über der Inflation lag. Das Goldgeld hat also, anders als das ungedeckte Geld, einen realen Wertzuwachs erzielt.

Die Tabelle zeigt auch, dass sich der Goldpreis in unterschiedlichen Zeitperioden unterschiedlich entwickelt hat. Das deutet darauf hin, dass die "Geldnähe" des Goldes zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich war. Dieser Eindruck wird zum Anlass genommen, um nachfolgend drei Episoden zu betrachten: (1) Die "Große Depression" in den Vereinigten Staaten, (2) das Platzen der japanischen Vermögenspreisblase und (3) die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise.


Die "Große Depression"

Gegen Ende der 1920er Jahre kippte in den Vereinigten Staaten von Amerika der "Boom" in einen "Bust", in die "Große Depression", um. Das Ausmaß der Wirtschaftskatastrophe lässt sich zum Beispiel in der Entwicklung der Aktienkurse zum Ausdruck bringen. Der Aktienmarktindex Dow Jones Industrial (DOW) fiel von 380 Punkten im August 1929 auf 55,4 Punkte im März 1933, ein Verlust von mehr als 85 Prozent. Es dauerte bis zum November 1954, bis der DOW seinen Vor-Krisenstand wieder erreicht hatte.

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Quelle: Bloomberg.



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