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Warten auf die Zinswende - ist wie "Warten auf Godot"

27.09.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Eine Zinsanhebung, sollte sie tatsächlich erfolgen, wäre rein kosmetischer Natur und keine Rückkehr zu "normalen Zinshöhen".

Seit dem Frühjahr 2013 spricht die US-Zentralbank (Fed) davon, den Leitzins anzuheben. Geschehen ist bislang nichts. Auch auf der Sitzung am 17. September hat die Fed ihren Leitzins unverändert gelassen. Warum zögert die Fed, die Zinsen anzuheben? Der Grund ist im Schuldgeldsystem zu finden. Sein "Funktionieren" hängt davon ab, dass die Zinsen niedrig bleiben.

Warum hat dann die Fed Zinssteigerungen in Aussicht gestellt? Würde sich bei den Anlegern die Erwartung durchsetzen, dass die Zinsen auf ewig auf der Nulllinie bleiben, geriete das Schuldgeldsystem in schweres Fahrwasser. Solange die Anleger erwarten, dass die Zinsen nur "vorübergehend" niedrig sind und "bald" wieder "normalisiert" werden, fliehen die meisten von ihnen nicht aus ihren Termin- und Spareinlagen, Staats- und Bankschuldpapieren, Lebensversicherungen und Rentenfondsanteilen, sondern harren aus.

Es ist überlebenswichtig für das Schuldgeldsystem, dass die Erwartung künftig steigender Zinsen wachgehalten wird, und dass gleichzeitig der Zeitpunkt für die in Aussicht gestellte Zinssteigerung immer weiter in die Zukunft verschoben wird - ohne dass dabei der Zins tatsächlich jemals angehoben wird. Die US-Zentralbank praktiziert dieses Spiel mittlerweile meisterhaft; die Fed-Entscheider scheinen das Drehbuch von "Warten auf Godot" genau studiert zu haben.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) setzt alles daran, die Zinsen so niedrig wie möglich zu halten, damit die Euro-Schuldenpyramide nicht einstürzt. Zwar liegt der EZB-Leitzins bei nur noch 0,05 Prozent. Wer jedoch meint, die EZB hätte ihre Munition verschossen, liegt falsch.

Die EZB kann den Leitzins noch in den Negativbereich drücken - wie es etwa Schweden und die Schweiz praktizieren. Oder sie stockt ihre Schuldpapierkäufe auf und bezahlt mit neu geschaffenen Euros. Worauf das hinausläuft, liegt auf der Hand. Der Euro-Außenwert gibt nach, die Teuerungsrate steigt.

Die künstlich niedrig gedrückten Zinsen und die Vermehrung der Geldmenge "heilen" die Volkswirtschaften natürlich nicht. Sie sorgen vielmehr für weitreichende Fehlentwicklungen: Kapitalfehllenkung, Spekulationsblasen, Boom-und-Bust und Überschuldung. Die Politiken der Zentralbanken entwerten traditionelle Sparformen wie Termin- und Spareinlagen, Staats- und Bankanleihen, Rentenfonds und Lebensversicherungen.

Sparer sollten die Flucht ergreifen. Doch wohin? Hier zwei (langfristig orientierte) Überlegungen: (1) Renditen, die nach Abzug der Inflation positiv sind, können grundsätzlich im Aktienmarkt erzielt werden. Und zwar indem man in Unternehmen investiert, die inflationsresistente Geschäftsmodelle haben - die also auch bei Inflation Gewinne erzielen können.

Wenn man diese "guten" Unternehmen zu einem günstigen Preis kaufen kann, wird man sein Kapital nicht nur erhalten, sondern auch mehren können. Auch die Geschichte zeigt eindeutig: Bei einem guten Unternehmen ist das Kapital besser aufgehoben, als beim Staat oder den Banken. (2) Anleger sollten einen Teil ihres Vermögens, ihre Kassenhaltung, in der Währung Gold halten. Warum? Die Antwort wird im diesem Artikel gegeben.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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