Drei Speichen Regel 2017
11.03.2017 | Dr. Jürgen Müller
Aktuelle Bewertungsniveaus von Aktien, Immobilien und Edelmetallen im geschichtlichen Kontext
Einige Studien (z.B. DeMiguel, Garlappi, Uppal 2006 [1]) belegen, dass die simple Drei Speichen Regel der "verschlimmkomplizierten" modernen Portfoliotheorie nach Markowitz in der Performance nicht nachsteht. Daß diese dennoch bei vielen Instituten angewendet wird ist umso fragwürdiger wenn man bedenkt, daß Markowitz sein eigenes Geld zu 50% in Aktien und zu 50% in Anleihen anlegt, d.h. quasi eine simple Zwei Speichen Regel anwendet. Seine Rechtfertigung: "Psychologische Gründe, er wolle eben seine zukünftigen möglichen Sorgen minimieren" (Quelle: Institutional Money, Ausgabe 3/2010). Zitat Markowitz:
"Ich stellte mir meinen Kummer vor, wenn die Aktien nach oben gingen und ich wäre nicht drin - oder wenn es nach unten ginge und ich wäre komplett drin. So habe ich also meine Gelder 50/50 zwischen Aktien und Anleihen aufgeteilt."
Auch David Swensen, seit 1985 Chef des 20 Milliarden US$ schweren Stiftungsfonds der US-Eliteuniversität Yale, beschreibt in seinem Buch "Proaktive Porfolio-Strategien" die Markowitz-Theorie eingangs zwar als "eines der nützlichste und meistverwendeten analytischen Bezugssysteme", führt aber im Folgenden auch seitenweise die Grenzen der Theorie an:
"Uneingeschränkte Mittelwert-Varianz-Analysen ergeben im Allgemeinen Lösungen, die kaum als vernünftige Portfolios zu erkennen sind."
Schon Einstein soll gesagt haben, dass man alles so einfach wie möglich machen soll, aber nicht einfacher. Als Markowitz übrigens 1955 seine Dissertation an der Universität von Chicago verteidigte, merkte der anwesende Prof. Milton Friedman an, dass die Portfolio-Theorie kein wirtschaftswissenschaftliches Thema sei, und dass die Universität hierfür kein Doktorgrad der Wirtschaftswissenschaften vergeben könne (Zitat im Original: "This is not a dissertation in economics, and we cannot give you a PhD in economics for this"). Wäre die Anlegerwelt heute ein besserer Ort, wenn man auf ihn gehört hätten?
In meinem Buch "Drei Speichen Regel" (Kopp-Verlag 2014) gehen ich im Detail auf Markowitz und die Speichenregel ein. Diese geht auf Rabbi Isaac bar Aha zurück, der vor ca. 1600 Jahren im Talmud geschrieben hat, daß man sein Vermögen stets in drei Teile teilen solle: Ein Drittel Land, ein Drittel Handelswaren, ein Drittel bar zur Hand. In heutiger Übersetzung: Ein Drittel Immobilien, ein Drittel Aktien, ein Drittel Gold. Sinnvollerweise stellen alle drei Speichen i.d.R. Sachwerte dar, wenn man nicht gerade Banken mit < 5% Eigenkapital betrachtet.
Liest man die Literatur, kann man immer wieder Zitate bekannter Persönlichkeiten finden, die zur Anlage ihres eigenen Vermögens eine Speichen-Regel anwenden, z.B.:
"Meine Anlagen beruhen auf vier Säulen: Aktien, Festverzinsliche, Gold und Schweizer Gewerbeimmobilien." (Felix Zulauf, Smart Investor 2/2017)
"Wer langfristrig denkt sollte über Aktien, Anleihen, Immobilien, Cash und Gold streuen und diese Struktur einmal im Jahr adjustieren." (Daniel Stelter, Smart Investor 10/2015)
Das schöne der Drei Speichen Regel ist, dass die Anlageklassen nicht korrelieren:
Im magischen Dreieck der Geldanlage bilden Sie zudem einen geometrischen Schwerpunkt "S" zwischen den konkurrierenden Anlagezielen Sicherheit, Liquidität und Rentabilität, wobei die einzelnen Speichen je nach individuellen Vorlieben auch adjustierbar sind (z.B. Minenaktien vs. Standardaktien).
Die Hauptfrage, der in diesem Artikel nachgegangen werden soll, ist, wo wir uns im Frühjahr 2017 mit der Bewertung der drei Speichen im geschichtlichen Kontext befinden. Sind Aktien teuer oder billig? Gold und Silber hoch oder tief? Immobilien empfehlenswert oder nicht? Anders gefragt: Macht es derzeit Sinn eine Speiche gegenüber der anderen über- oder unterzugewichten?
1. Speiche: Immobilien
Diese Speiche ist zugegebenermassen diejenige, mit der sich der Autor am wenigsten auskennt. Aus einem bescheidenen Grundwissen heraus können jedoch folgende geschichtlichen Fakten genannt werden.
Einige Studien (z.B. DeMiguel, Garlappi, Uppal 2006 [1]) belegen, dass die simple Drei Speichen Regel der "verschlimmkomplizierten" modernen Portfoliotheorie nach Markowitz in der Performance nicht nachsteht. Daß diese dennoch bei vielen Instituten angewendet wird ist umso fragwürdiger wenn man bedenkt, daß Markowitz sein eigenes Geld zu 50% in Aktien und zu 50% in Anleihen anlegt, d.h. quasi eine simple Zwei Speichen Regel anwendet. Seine Rechtfertigung: "Psychologische Gründe, er wolle eben seine zukünftigen möglichen Sorgen minimieren" (Quelle: Institutional Money, Ausgabe 3/2010). Zitat Markowitz:
"Ich stellte mir meinen Kummer vor, wenn die Aktien nach oben gingen und ich wäre nicht drin - oder wenn es nach unten ginge und ich wäre komplett drin. So habe ich also meine Gelder 50/50 zwischen Aktien und Anleihen aufgeteilt."
Auch David Swensen, seit 1985 Chef des 20 Milliarden US$ schweren Stiftungsfonds der US-Eliteuniversität Yale, beschreibt in seinem Buch "Proaktive Porfolio-Strategien" die Markowitz-Theorie eingangs zwar als "eines der nützlichste und meistverwendeten analytischen Bezugssysteme", führt aber im Folgenden auch seitenweise die Grenzen der Theorie an:
"Uneingeschränkte Mittelwert-Varianz-Analysen ergeben im Allgemeinen Lösungen, die kaum als vernünftige Portfolios zu erkennen sind."
Schon Einstein soll gesagt haben, dass man alles so einfach wie möglich machen soll, aber nicht einfacher. Als Markowitz übrigens 1955 seine Dissertation an der Universität von Chicago verteidigte, merkte der anwesende Prof. Milton Friedman an, dass die Portfolio-Theorie kein wirtschaftswissenschaftliches Thema sei, und dass die Universität hierfür kein Doktorgrad der Wirtschaftswissenschaften vergeben könne (Zitat im Original: "This is not a dissertation in economics, and we cannot give you a PhD in economics for this"). Wäre die Anlegerwelt heute ein besserer Ort, wenn man auf ihn gehört hätten?
In meinem Buch "Drei Speichen Regel" (Kopp-Verlag 2014) gehen ich im Detail auf Markowitz und die Speichenregel ein. Diese geht auf Rabbi Isaac bar Aha zurück, der vor ca. 1600 Jahren im Talmud geschrieben hat, daß man sein Vermögen stets in drei Teile teilen solle: Ein Drittel Land, ein Drittel Handelswaren, ein Drittel bar zur Hand. In heutiger Übersetzung: Ein Drittel Immobilien, ein Drittel Aktien, ein Drittel Gold. Sinnvollerweise stellen alle drei Speichen i.d.R. Sachwerte dar, wenn man nicht gerade Banken mit < 5% Eigenkapital betrachtet.
Liest man die Literatur, kann man immer wieder Zitate bekannter Persönlichkeiten finden, die zur Anlage ihres eigenen Vermögens eine Speichen-Regel anwenden, z.B.:
"Meine Anlagen beruhen auf vier Säulen: Aktien, Festverzinsliche, Gold und Schweizer Gewerbeimmobilien." (Felix Zulauf, Smart Investor 2/2017)
"Wer langfristrig denkt sollte über Aktien, Anleihen, Immobilien, Cash und Gold streuen und diese Struktur einmal im Jahr adjustieren." (Daniel Stelter, Smart Investor 10/2015)
Das schöne der Drei Speichen Regel ist, dass die Anlageklassen nicht korrelieren:
Abb. 1: Korrelation der Anlageklassen auf einer Skala 0 (keine Korrelation) bis 1 (Gleichlauf). Nach David Swensen, Yale-University
Im magischen Dreieck der Geldanlage bilden Sie zudem einen geometrischen Schwerpunkt "S" zwischen den konkurrierenden Anlagezielen Sicherheit, Liquidität und Rentabilität, wobei die einzelnen Speichen je nach individuellen Vorlieben auch adjustierbar sind (z.B. Minenaktien vs. Standardaktien).
Abb. 2: Die drei Speichen im magischen Dreieck der Geldanlage
Die Hauptfrage, der in diesem Artikel nachgegangen werden soll, ist, wo wir uns im Frühjahr 2017 mit der Bewertung der drei Speichen im geschichtlichen Kontext befinden. Sind Aktien teuer oder billig? Gold und Silber hoch oder tief? Immobilien empfehlenswert oder nicht? Anders gefragt: Macht es derzeit Sinn eine Speiche gegenüber der anderen über- oder unterzugewichten?
1. Speiche: Immobilien
Diese Speiche ist zugegebenermassen diejenige, mit der sich der Autor am wenigsten auskennt. Aus einem bescheidenen Grundwissen heraus können jedoch folgende geschichtlichen Fakten genannt werden.
Abb. 3: Immobilienindex und Konsumentenpreisindex USA von 1950 - heute (Quelle: [15], eigenen Ergänzungen)