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Null- und Negativzinsen in den USA - und das Geldchaos ist perfekt

27.09.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die Fed treibt die US-Zinsen wieder in Richtung Nulllinie; Negativzinsen bleiben dabei eine extreme Option. Doch die "Zinsbefreiung" des US-Dollar als Weltleitwährung wäre verheerend. Sie käme einer Abkehr vom kapitalistischen Wirtschaften, einem Angriff auf Freiheit und Wohlstand in der westlichen Welt gleich.

“Wer Geld liebt, wird vom Geld niemals satt.” - Altes Testament, Prediger Salomo (5, 9 - 11).

Ob man es für gut befindet oder nicht: Der US-Dollar ist nach wie vor die unangefochtene Reservewährung der Welt. Diese Einschätzung spricht aus den neuen Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS): Auf den Devisenmärkten ist der Greenback nach wie vor die Nummer eins. Ein Indiz dafür ist der Anteil der Transaktionen, an denen der US-Dollar teilnimmt: Er beträgt gut 88% (Abb. 1). Der Euro kommt im Vergleich dazu auf 32%, der japanischen Yen auf 17%; und der chinesische Renminbi hat einen Anteil von lediglich 4,3%, noch hinter dem Schweizer Franken. Der US-Dollar hat also - allen Unkenrufen zum Trotz - weiterhin die Nase vorn in der Gunst der Geldverwender.

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Quelle: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich; Graphik Degussa. (1) Auf Net-Net-Basis, tägliche Umsätze im OTC-Markt im April 2019.


Salopp könnte man sagen: Der US-Dollar ist der Einäugige unter den Blinden, er ist aus Sicht vieler Geldnachfrager weniger schlecht als die anderen Währungen. Ein Grund: Während beispielsweise im Euroraum und in Japan Minuszinsen herrschen, können Anleger im US-Dollar nach wie vor einen positiven Zins verdienen (zumindest nominal, das heißt vor Abzug der Inflation). Zweijährige US-Staatsschuldpapiere werfen derzeit noch eine Rendite von 1,67 ab. Allerdings ist die US-Zentralbank (Fed) wieder dabei, ihre Leitzinsen abzusenken. Im Juli und im September dieses Jahres hat sie die Kreditkosten bereits reduziert, so dass sich der Leitzins jetzt in einer Bandbreite von 2,00-1,75% befindet.

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Quelle: Thomson Financial; Graphik Degussa.


Die Fed hat zudem der Öffentlichkeit signalisiert, dass die Zinssenkungen weitergehen werden. Das führt zur Frage: Werden bald vielleicht auch in den USA die Marktzinsen - wie schon im Euroraum, in Japan, der Schweiz, Dänemark und Schweden - auf beziehungsweise unter die Nulllinie fallen? Wenn man versucht, auf diese Frage eine Antwort zu erarbeiten, dann zeigt sich zunächst, dass die Fed mindestens drei Hürden überwinden muss, damit der Einstieg in eine Null- und Negativzinspolitik möglich wird:

(1) Es ist rechtlich nicht geklärt, ob die Fed überhaupt berechtigt ist, den Banken einen Negativzins aufzuerlegen, wie es beispielsweise die Europäische Zentralbank (EZB) praktiziert: Wenn Banken bei der EZB Überschussreserven halten, müssen sie darauf einen Strafzins von derzeit 0,5 Prozent zahlen, und dieser Minuszins ist wiederum ganz entscheidend dafür, dass alle Euro-Marktzinsen in die Tiefe gezogen werden.


Box 1: Goldpreis und Zins

Der Goldpreis wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, und der Einfluss dieser Faktoren kann sich im Zeitablauf ändern. Der Zins ist ein ganz grundlegender Einflussfaktor für den Goldpreis - und das ist unmittelbar einsichtig, egal ob man Gold als Rohstoff oder als Geld einstuft.

Wenn die Marktakteure Gold als Rohstoff ansehen, dann bildet sich der Marktpreis des gelben Metalls auf Basis des sogenannten Grenzproduktes des Goldes (also des zusätzlichen Ertrages, den das Gold, eingesetzt in die Güterproduktion, erwartungsgemäß erzielt), und zwar abgezinst auf den heutigen Zeitpunkt. Je höher (niedriger) dabei der Zins ist, desto niedriger (höher) fällt auch der gegenwärtige Goldpreis aus.


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