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Null- und Negativzinsen in den USA - und das Geldchaos ist perfekt

27.09.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 3 -
  • Die Kreditfinanzierung der Staaten kennt keine Grenzen mehr. Die ausgabenfreudigen Staaten weiten sich immer weiter aus ("Deep State"), und private Initiative wird zusehends verdrängt durch Staatstätigkeit.

  • Die freie Marktwirtschaft (oder das, was von ihr heute noch übrig ist) gerät unter die Räder, denn der immer mächtiger werdende Staat (mit-)bestimmt, wann was wo produziert und konsumiert wird.

  • Banken werden aus der Geldproduktion verdrängt, die Zentralbanken beginnen "Helikoptergeld" auszugeben. Helikoptergeld wäre nicht nur planwirtschaftlich, es kann politisch auch leicht inflationär missbraucht werden.

  • Sind die Zinsen auf oder unter der Nulllinie angekommen, hört das Sparen ganz auf. Die Einkommen werden konsumiert, Kapitalverzehr setzt ein. Die Grundlage des künftigen Wohlstands erodiert.

  • Es kommt zu einer Aufblähung der Vermögenspreise ("Vermögenspreisinflation"). Das zerstört, genauso wie die Inflation der Konsumgüterpreise auch, die Kaufkraft des Geldes und sorgt für ungerechte Vermögensverteilung.


Gründe für NullL- und Negativzinsen

Es gibt eine ganze Reihe von Kräften, die für die Politik der Null- beziehungsweise Negativzinsen in den USA arbeiten. Einige von ihnen sollen nachstehend kurz betrachtet werden.


#1: Der Versuch, Konjunktur und Inflation anzutreiben

Viele Ökonomen meinen, mit Null- und Negativzinsen ließe sich die Konjunktur beleben und die Inflation, die viele für "zu niedrig" halten, in die Höhe befördern. Ein verlockendes Versprechen für die Regierung! Doch funktioniert es? Das kann man ernstlich bezweifeln - und nachstehend wird das auch noch deutlich werden. An dieser Stelle soll der Verdacht geäußert werden, dass es bei der Null- und Negativzinspolitik eigentlich um etwas anderes geht: Man will das ausufernde Verschuldungsproblem, das die Zentralbank mit ihrem ungedeckten Papiergeldsystem geschaffen hat, in den Griff zu bekommen.


#2: Das Bestreben, der Verschuldungsfalle zu entkommen

In den letzten Jahrzehnten sind die Schulden des Staates, der Privaten Unternehmen und Banken deutlich stärker gestiegen als die Wirtschaftsleistung (nicht nur in den USA, sondern auch in vielen anderen Volkswirtschaften der Welt). Das hat die Verschuldungsquote in die Höhe getrieben. Um das Wirtschaften auf Pump fortführen zu können, schleust die Fed den Leitzins schrittweise auf immer niedrigere Niveaus. Auf diese Weise werden die Zinskosten der Schuldner abgesenkt, und das eröffnet ihnen die Möglichkeit, noch mehr Schulden aufnehmen zu können. Ein gefährliches Spiel, das sich nicht unbegrenzt fortführen lässt; die Krise 2008/2009 hat das deutlich gemacht.

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Quelle: Thomson Financial; Graphik Degussa.


Eine Abkehr von der Schuldenwirtschaft oder ein Anheben der Steuern, um die Staatsausgaben zu finanzieren, ist aber politisch nicht gewünscht, nicht von den Regierenden und nicht von der Mehrheit der Regierten. Vielmehr richten sich die Begehrlichkeiten auf die Politik des fortgesetzten Zinssenkens: Für die Regierenden und die Regierten erscheint das nämlich der attraktivste Weg zu sein, um der Verschuldungsfalle zu entgehen, ihr sozusagen ein Schnippchen zu schlagen. Mit immer niedrigeren Zinsen lässt sich das Problem der Verschuldungsfalle zumindest für gewisse Zeit kaschieren und damit in die Zukunft verschieben.


#3: Die falsche Lehre vom negativen Zins

Die Politik des Zinssenkens hat in den letzten Jahren Unterstützung erhalten. Eine Reihe einflussreicher Ökonomen behauptet, der neue "gleichgewichtige Zins" der Volkswirtschaften sei mittlerweile negativ geworden; und es sei nun die Aufgabe der Zentralbanken, den Zins unter die Nulllinie zu befördern. Die Verschuldeten jubeln: Ein negativer Zins ist für Schuldner natürlich noch attraktiver als ein Nullzins! Wer sich zu einem Negativzins verschulden kann, der kann das nicht nur kostenfrei tun, er macht auch noch Gewinn dabei!


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