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Ohne "Bali-Out" System-Crash. Mit ihm die Knechtschaft

30.08.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
1. Die Briten haben eine heitere Weise, um auf das Offensichtliche hinzuweisen, und zwar den "Duck-Test", den Enten-Test: “If it looks like a duck, swims like a duck, and quacks like a duck, then it probably is a duck.” Wenn Sie den Eindruck haben, dass sich hinter Klimawandel, Coronavirus und Lockdown-Krise ein neomarxistischer Umsturzversuch verbirgt; dass es sich um eine Neuauflage der Marx‘schen Verelendungstheorie handelt, die mit Panikmache Dinge durchzusetzen versucht, die die freie Gesellschaft, den Kapitalismus (oder das, was von ihm noch übrig ist) zertrümmern; dann sollten sie - dem Enten-Test folgend - nicht leichtfertig ihrem Eindruck misstrauen.

Die geistigen Fingerabdrücke einer neomarxistischen (oder kulturmarxistischen) Agitation sind unübersehbar, dies- und jenseits des Atlantiks. Die Ziele des Neomarxismus sind nicht zu überhören: Es wird von "großer Transformation", "neuer Weltordnung", "Umbau der Wirtschaft", "Neustart" (oder: "Reset") gesprochen. Ein Wortrepertoire, das nicht von Ungefähr (und dunkel) an die Zeiten von Mao Tsetungs "Kulturrevolution" erinnert.

2. Eine seit langem gehegte und gepflegte Saat der geistigen Verirrung und Verwirrung geht auf, und ihre ideen-geschichtliche Spur ist zweifelsfrei auszumachen. Sie führt beispielsweise zum italienischen Marxismus-Theoretiker Antonio Gramsci (1891-1937). Er vertrat die Auffassung, dass der Marxismus sich im Westen (anders als in Russland) nicht durch einen blutigen Umsturz errichten lasse. Man müsse hier anders vorgehen, und zwar müsse man das bürgerliche Moral- und Wertesystem umstürzen, die bürgerliche Gesellschaft zerrütten.

Ehe, Familie, Eigentum, Recht, Grenzen, Nation und christlicher Glaube sind zu relativieren und zu diskreditieren. Dazu sind Konflikte herbeizureden und zu schüren - zwischen Arm und Reich, Frau und Mann, Weißen und Schwarzen; Geschichte wird umgedeutet; Denkmäler werden umgerissen; die Sprache wird neu geregelt; das freie und vernünftige Denken wird abgewürgt. Und als Ursache aller gesellschaftlicher Übelstände, die zu beklagen sind, wird der Kapitalismus, das System der freien Märkte, gebrandmarkt: Der Kapitalismus sei das Übel und müsse durch den Staat gebändigt, entmachtet, durch den Sozialismus ersetzt werden.

Die Massen müssen, so Gramsci, marxistisch indoktriniert werden, und wenn die marxistische Kultur-Hegemonie errungen ist, dann ist auch der Weg in den Sozialismus frei. Gramscis Ideen haben natürlich Berührungspunkte mit der "Kritischen Theorie" der Frankfurter Schule (Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Herbert Marcuse).

Dass (neo-)marxistische Ideen heute noch hoch im Kurs stehen (auch nach dem Scheitern des Ostblocks), ist in erheblichem Maße auch der Frankfurter Schule zu verdanken (zumindest ihrer radikalen Rezeption¹).

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Herbert Marcuse, 1898-1979


3. Es ist wirklich erstaunlich, wo marxistische Ideen den Weltenlauf in concreto beeinflussen. Beispielsweise ist die Idee, eine Zentralbank zu errichten, die das Monopol über das Geld innehat, eine marxistische. Im "Manifest der Kommunistischen Partei" aus dem Jahr 1848 nennt Karl Marx (1818-1883) zehn "Maßregeln", die zum Kommunismus führen.

Maßregel Nummer fünf heißt: "Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol". Marx scheint geahnt zu haben, was alles möglich wird, wenn der Staat erst einmal die Geldproduktion in den Händen hält. Es sollte zwar noch etwas dauern, bis Marx‘ Vision Wirklichkeit werden sollte, aber Anfang der 1970er Jahre war es dann so weit: Die Golddeckung der Währungen wurde von den Staaten aufgehoben, und damit wurde ein weltweites ungedecktes Geldsystem, ein Fiatgeldsystem, aus der Taufe gehoben.

4. Das lateinische Wort "fiat" bedeutet "so sei es". Fiat-Geld ist demnach verordnetes, diktiertes Geld. Es zeichnet sich durch drei Eigenschaften aus: (1)Fiat-Geld ist staatlich monopolisiertes Geld. Die staatlichen Zentralbanken haben das Produktionsmonopolinne. (2)Fiat-Geld wird durch Kreditvergabe aus dem Nichtsgeschaffen: Wenn Banken Kredite vergeben, geben sieneues Geld in Umlauf. Und (3): Fiat-Geld ist entmaterialisiertes Geld. Es hat die Form von bunt bedruckten Papierzetteln (genauer: Baumwollläppchen) und Einträgen auf Computerfestplatten (Bits und Bytes). Ob US-Dollar, Euro, chinesischer Renminbi, japanischer Yen, Britisches Pfund oder Schweizer Franken: Sie alle sind Fiat-Geld.

Das Fiat-Geld ist ökonomisch und ethisch defekt. (i)Fiat-Geld ist inflationär. Es verliert seine Kaufkraft imZeitablauf, weil seine Menge von den staatlichen Zentralbanken unablässig und nach politischen Erwägungenvermehrt wird. (ii)Fiat-Geld begünstigt einige auf Kosten vieler, es istsozial ungerecht. Es sorgt für eine Umverteilung von Einkommen und Vermögen, indem es die Erstempfängerdes neuen Geldes begünstigt auf Kosten derjenigen, diedie neue Geldmenge erst später erhalten oder gar nichts von ihr abbekommen (das ist der "Cantillon Effekt"). (iii)Fiat-Geld sorgt für Wirtschaftsstörungen, für Boom-und-Bust.

(iv)Fiat-Geld treibt die Volkswirtschaften in die Überschuldung: Die Schuldenlasten wachsen im Zeitablaufstärker an, als die Einkommen zunehmen. (v)Fiat-Geld lässt den Staat auswuchern - zu Lasten der Freiheit der Bürger und Unternehmer. (vi)Fiat-Geld beschädigt die Moral- und Wertevorstellungen der Menschen, führt zu einer "Umwertung aller Werte", um eine Formulierung von Friedrich Nietzsche (1844-1900) zu gebrauchen.

5. Für alle Gegner der freien Gesellschaft und Wirtschaft war (und ist) die Einführung von Fiat-Geld ein großer Wurf (oder, wie Mao Tse-Tung vielleicht sagen würde: ein "großer Sprung nach vorn".) Warum? Die Antwort gibt uns der österreichische Ökonom Ludwig von Mises (1881-1973). Er erkannte frühzeitig, wohin die Verwendung von Fiatgeld letztlich führt: "Es wäre ein Irrtum, wollte man annehmen, daß der Bestand der modernen Organisation des Tauschverkehres für die Zukunft gesichert sei. Sie trägt in ihrem Innern bereits den Keim der Zerstörung. Die Entwicklung des Umlaufsmittels (gemeint ist Fiatgeld, A. d. V.) muss notwendigerweise zu ihrem Zusammenbruche führen."

Mises sagt uns also (und er formulierte diese Worte bereits im Jahr 1912), dass das Fiat-Geld das freie Gesellschafts- und Marktsystem kaputtmacht. Das nächste Zitat ist vom US-amerikanischen Ökonomen und Gesellschaftsphilosophen Murray N. Rothbard (1926-1995), der bei Mises‘ gelernt hat. Rothbard schrieb: "[I]f fiat money could not continue indefinitely, I would not have to come here to plead for its abolition." Übersetzt heißt das: "Wenn das Fiat-Geld nicht unend-lich weiterbestehen könnte, wäre ich nicht erschienen, um für seine Abschaffung zu plädieren."


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